MIDRANGE 09/2016 - page 32

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SCHWERPUNKT
INDUSTRIE 4.0
MIDRANGE
MAGAZIN · 09/2016
Industrie 4.0: Auswirkungen auf den Fertigungssektor
Produzenten passen sich
den Digital Natives an
Die vierte industrielle Revolution lässt die Grenze zwischen der physischen und der virtuel-
len Welt verschwimmen und zwingt Produzenten, die digitale Modernisierung beschleunigt
voranzutreiben. Während in Großbritannien, der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas, im
verarbeitenden Gewerbe eine dritte Rezession innerhalb nur eines Jahrzehnts droht, bleiben
die Produktionspläne in Deutschland expansiv. Die Zukunft der herstellenden Industrie birgt
zugleich ernstzunehmende Bedrohungen wie auch beträchtliche Möglichkeiten.
E
in kürzlich veröffentlichter Bericht
von PwC zeigt, dass Deutschland in
den nächsten fünf Jahren eine Investi-
tion von 3,3 Prozent des Umsatzes in
die Industrie 4.0 plant und im Ferti-
gungssektor ein Umsatzwachstum von
12,5 Prozent zu erwarten ist. Mit einer
viermal größeren Fertigungsindust-
rie als Großbritannien und einer sie-
benmal größeren Investitionssumme
in die Automation der Systeme bleibt
Deutschland das Zentrum der herstel-
lenden Industrie in Europa.
Entscheidender
Erfolgsfaktor
Laut Nitin Rakesh, Geschäftsführer und
Vorsitzender des digitalen Modernisie-
rungsunternehmens Syntel, sind ver-
stärkte Investitionen in die Industrie
4.0 für Produzenten der entscheidende
Erfolgsfaktor, um auf demMarkt Schritt
zu halten. Ein wichtiger Teil dessen ist
die Modernisierung bzw. Einführung
von intelligenten Maschinen, die in
einem einheitlichen Herstellungsnetz-
werk kommunizieren können.
„Das größte Problem im Fertigungs-
sektor ist, dass viele Firmen noch im-
mer stark auf die Altsysteme angewie-
sen sind“, so Rakesh. „Obwohl manche
Hersteller schon ERP-Systeme basie-
rend auf SAP, Java oder Oracle migriert
haben, müssen sie noch immer ihre zu-
grundeliegenden Computerplattformen
modernisieren, um ein besseres Reak-
tionsvermögen und Echtzeiteinblicke
gewährleisten und somit die Nachfrage
der Kunden im digitalen Sektor bedie-
nen zu können.“
Dienstleistungen
gehören mit dazu
Syntel bietet ein großes Angebot an
Dienstleistungen zur Legacy-Moder-
nisierung, das es Firmen ermöglicht,
heterogene oder isolierte Systeme in
einheitliche, moderne Plattformen
einzubinden und damit die Backend-
Leistung zu verbessern sowie die Sup-
portkosten um bis zu 30 Prozent zu
senken.
Rakesh gibt zudem zu bedenken,
dass Hersteller nach einer langen Zeit
im Geschäft wertvolle Bestände an
Kunden‑, Produkt- und Absatzdaten er-
langt haben, wobei die meisten in den
Altdatenbanken stecken und somit für
moderne Datenanalysetools nicht zu-
gänglich sind.
„Die Erkenntnisse, die historische
Herstellungsdaten bieten, haben eine
Schlüsselfunktion bei der effizienteren
Gestaltung von Unternehmen und ei-
nem proaktiven Ansatz zur Erfüllung
von Kundenwünschen“, erklärt Rakesh.
„Außerdem verbauen Produzenten im-
mer mehr Sensorik, womit relevante
Daten zurück zum Homeserver ge-
schickt werden können.“
Syntel unterstützt Hersteller bei
der Einführung von Big-Data-Lösun-
gen. Das Lesen, Interpretieren und
Analysieren von großen Datenmengen
ermöglicht es unter anderem, Trends
zu prognostizieren, Herstellungsver-
fahren zu optimieren und kritische
Anlagenausfälle, die häufig teure Ver-
zögerungen in der Produktion oder
Lieferung zur Folge haben, zu vermei-
den.
Vorsichtige Investitionsplanung
gefordert
„Hersteller müssen die Investitionen in
ihre Zukunftstechnologien mit Bedacht
planen, um einer neuen Kundengene-
ration zur Seite stehen zu können, die
jederzeit und überall einen Zugang zu
den Dienstleistungen und Informatio-
nen erwartet“, so Rakesh weiter.
„Mit der Einführung moderner Sys-
teme und Industrie-4.0-Techniken wie
Big-Data-Analysen können Produzen-
ten die Kontrolle und Sichtbarkeit im
Unternehmen erhöhen und sich damit
besser für die Zukunft aufstellen.“
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