MIDRANGE 09/2016 - page 25

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09/2016 ·
MIDRANGE
MAGAZIN
Lean MES: lohnender Weg in die vernetzte Produktion
Mittelstand und Industrie 4.0
Sicherlich bietet die vernetzte Produktionswelt – Stichwort Industrie 4.0 – mehr Vor- als
Nachteile. Das heißt jedoch nicht, dass jeder dieser digitalen Zukunft positiv entgegensieht.
Bevor man von den Vorteilen profitiert, müssen die damit verbundenen Herausforderungen
gemeistert werden. Gerade Mittelständler befürchten hohe Investitionskosten, die dann in
unübersichtliche Systeme ausarten. Wie sieht für den produzierenden Mittelstand also der
Weg in die Industrie 4.0 aus? Wie lässt sich ein effizientes Manufacturing Execution System
(MES) bezahlbar und zukunftsfähig umsetzen?
A
n eine moderne Fertigung wer-
den heute hohe Anforderungen
gestellt. Wettbewerbs- und Preisdruck
sind enorm, so dass die Effizienz der
Produktionsprozesse stetig gesteigert
werden muss. Flexibilität ist gefragt,
um kundespezifische Vorgaben ab
Losgröße 1 erfüllen zu können. Die
Lösung liegt in der Vernetzung, die
die gesamte Wertschöpfungskette
vom Zulieferer über die Fertigung bis
zur Spedition und dem After Sales
umfasst. Das Ziel ist ein reibungslo-
ser Ablauf mit minimalen Störungen:
Just-in-time-Lieferung und -Produk-
tion ohne große Kosten für Lagerung
oder Wartung sowie eine möglichst
kurze Downtime von Maschinen und
Anlagen. Die smarte Fabrik von Mor-
gen (Smart Factory) arbeitet dezentral.
Die hierarchische Fertigungsstruktur
weicht einer vertikalen und horizon-
talen Integration sämtlicher an der
Fertigung beteiligter Prozesse. Bisher
eingesetzte Technologien werden um
neue ergänzt, um Mensch und Ma-
schine sowie Maschine und Maschine
(M2M-Kommunikation) zu vernetzen.
Dadurch werden brachliegende Effi-
zienzpotenziale gehoben, um die Pro-
duktivität zu steigern.
Die Grundlage für eine dezentral
„denkende“ Smart Factory bilden In-
formationen. Dabei spielt das MES die
entscheidende Rolle. Durch neue Tech-
nologien steht Produktionsplanern eine
unübersichtliche Menge an Daten zur
Verfügung. MES-Lösungen greifen auf
diese Betriebsdaten zu und liefern die
Informationen, die für eine effiziente
Produktionssteuerung relevant sind.
Diese Informationen stehen in der de-
zentralen Struktur der Smart Factory
überall und jederzeit zur Verfügung.
MES-Lösungen wie zum Beispiel bisoft
MES von gbo datacomp nutzen diese
Informationen, um die optimale Steue-
rung der Fertigung zu ermitteln. Fakto-
ren wie ein Maschinenausfall, Termin-
dringlichkeiten oder auch der Energie-
verbrauch werden dabei in der Kommu-
nikation zwischen Mensch, Werkzeug,
Material und Maschine berücksichtigt,
um die sogenannte Kollaborationspro-
duktivität zu optimieren.
Erster Schritt in die vernetzte
Produktion
Derzeit stellen MES-Lösungen den ers-
ten Schritt in Richtung Industrie 4.0
dar und werden daher in der Fachli-
teratur auch als Brückentechnologie
bezeichnet. Industrie 4.0 meint jedoch
die Vernetzung entlang der gesamten
Wertschöpfungskette, also über die
Grenzen des jeweiligen Unternehmens
hinaus. Hier liegt die größte Heraus-
forderung auf dem Weg in die vernetz-
te Zukunft: Es fehlt an einer globalen
Standardsprache für die Schnittstellen
zwischen den an der Wertschöpfung
beteiligten Unternehmen. Standardi-
sierte Schnittstellen wie OPC oder OPC
UA weisen den Weg zu einer globalen
Kommunikation. Auf der Grundlage
vorhandener Schnittstellen führt gbo
datacomp mit Lösungen wie zum Bei-
spiel bisoft VirtCont 4.0 die Integration
weiter fort. Doch erst eine einheitliche
Schnittstellensprache ebnet den Weg
hin zu einem Lean MES und damit zur
Industrie 4.0.
Was ist unter Lean MES zu verste-
hen? Der deutsche Mittelstand zeichnet
sich durch seine große Heterogenität
aus. Die eine Lösung, mit der existie-
rende Systeme mit einem Schlag durch
neue ersetzt werden, wird und kann
es nicht geben. Stattdessen müssen
die Mittelständler auf schlanke und
an ihre Bedürfnisse angepasste Syste-
me setzen, die ihnen auf Basis offener
Standards den Grad der Integration
ermöglichen, der exakt zu ihnen passt:
Systeme, die ihre Prozesse unterstüt-
zen und gleichzeitig nicht genutzte Pro-
duktivitätspotenziale identifizieren. Im
Fokus steht dabei das sogenannte Lean
MES 4.0, das die Integration von Sys-
temen, Maschinen, Material, Werkzeu-
gen und Menschen vornimmt. Es bildet
den Ausgangspunkt für den Weg in die
Industrie 4.0.
Marc Hankmann
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