MIDRANGE 09/2016 - page 19

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09/2016 ·
MIDRANGE
MAGAZIN
direkter Abgleich der Materialbestände
mit den Maschinenzählern möglich oder
die Anpassung der Versanddispositi-
on anhand der Bearbeitungszeiten. Wir
sprechen hier über ein voll integriertes
CPS, also ein Cyber-Production-System,
im Sinne von Industrie 4.0.
MM:
Wie aufwändig wird sich der Um-
stieg auf S/4HANA erweisen?
Hörmandinger:
Ein Umstieg von einer
externen MES-Lösung auf ein vollständig
integriertes System ist eine komplette
Ablösung einer bestehenden Software.
Die MES-Funktionen werden als Add-On
im S/4HANA installiert. Der Workflow
für den Werker beziehungsweise die
Anbindung des Maschinenparkes bleibt
weitgehend gleich. Je nach Standardisie-
rungsgrad des MES-Add-Ons ist die Ab-
bildung der Prozesse durch ein entspre-
chendes Customzing möglich. Jegliche
Referenz sind die SAP-Daten, ob Materi-
al, Auftragsdaten oder QM-Prüflose. Als
Richtgröße rechnen wir bei einem mittel-
ständischen Produktionsunternehmen
für die Migration eines MES-Subsystems
nach SAP mit einem Aufwand von rund
20 Personentagen, dazu kommen noch
die Lizenzkosten für die Funktionen. Die
Projektlaufzeit liegt bei zirka drei Mona-
ten. Das setzt allerdings voraus, dass
die bestehenden Prozesse sauber defi-
niert sind. Dieses funktioniert aber nur,
weil wir ein Standard-Add On einsetzen.
Entscheidend für den Kunden ist eine
Verbindlichkeit hinsichtlich Kosten und
Termin. Aufgrund einer Standardsoft-
ware sind diese Faktoren für uns und für
unsere Kunden sicher kalkulierbar.
MM:
Wie sollte ein möglichst risikofrei-
er Umstieg über die Bühne gehen?
Hörmandinger:
Der Umstieg von ei-
ner bestehenden SAP-externen MES-
Umgebung auf eine SAP-integrierte
Umgebung ist recht unkritisch. Nach
einer Planungsphase wird ein Prototyp
aufgebaut, mit dem im Echtbetrieb die
Funktionen getestet werden. Der Pro-
totyp beinhaltet alle kritischen Abläufe.
Nachdem dieser stabil läuft, erfolgt der
sukzessive Umstieg der weiteren Ar-
beitsplätze, Bereiche und Werke.
MM:
Wie können Dienstleister den An-
wenderunternehmen beim Umstieg hel-
fen?
Hörmandinger:
Der Dienstleister, der
sich mit MES in SAP beschäftigt ist der
Spezialist. Normalerweise versteht er
rasch die Prozesse in der Praxis und kann
diese dann auf einen MES-Workflow im
SAP-integrierten MES abbilden – sprich
„mappen“. Antiquiert ist der Ansatz,
mittels einer hohen Anzahl von Dienst-
leistungstagen eine weitgehend kun-
denindividuelle MES-Lösung im SAP zu
programmieren. Heute existieren fertige
Add-On-Lösungen, die im Rahmen eines
Customizings den individuellen Work-
flow abbilden. „Spezialitäten“ werden in
Form von Exits erstellt mit dem Ziel, das
MES im SAP update-fähig zu halten. Ein
weiterer Punkt ist die Übernahme der
„Altdaten“ aus dem Legacy-MES. Hier
ist schon ein wenig Know-how gefordert.
Der Anwender möchte natürlich nicht
auf seine rückblickenden Auswertungen
verzichten – und viele MES-Subsysteme
sind „dicht“ wie eine geschlossene Aus-
ter. Ferner kann von einem guten Dienst-
leister erwartet werden, dass er den An-
wender bei der Nutzung des Systems un-
terstützt. Ob Feinplanung, Produktions-
steuerung oder Produktionscontrolling
– der Dienstleister sollte dem Anwender
helfen, den maximalen Nutzen aus den
vernetzten Daten zu ziehen.
MM:
Wie sieht die Aufgabenverteilung
nach dem Umstieg auf S/4HANA aus
– welche Rolle bleibt da noch für MES?
Hörmandinger:
Grundsätzlich stellt
sich die Frage, ob es in der Zukunft noch
sinnvoll ist, produktionsbegleitende
Systeme außerhalb von SAP zu betrei-
ben. Sicherlich wird es immer Spezial-
lösungen für spezifische Anwendungen
geben, deren Abbildung in SAP keinen
Sinn macht. Das klassische MES mit
Feinplanung, BDE, MDE und Personal-
zeiterfassung wird ein Bestandteil des
S/4HANA. Sämtliche Unternehmensda-
ten inklusive Produktion und Material-
fluss auf einer Plattform – ohne Schnitt-
stellen – welche Vorteile hat dann noch
eine „MES-Dateninsel“?
Das Master-System mit allen zentralen Daten ist SAP. Sub-Systeme
mit doppelter Datenhaltung und komplexen Schnittstellen zu SAP sind
aufwendig und letztendlich im Betrieb teuer. Lösungen, die direkt im
S/4HANA laufen, nutzen den gesamten Funktions- und Datenumfang
des SAP-Systems. Hinsichtlich der Verknüpfung der Produktionsdaten
mit den Unternehmensdaten gibt es keinerlei Grenze.
Andre Hörmandinger, Vorstand IGH Infotec AG
Die IGH Infotec AG gibt es seit über 20 Jah-
ren. In dieser Zeit entwickelte sich das Un-
ternehmen von einem Anbieter von Spezial-
lösungen im logistischen Umfeld zu einem
Marktführer für mobile Datenerfassung und
Manufacuring Execution System (MES) mit
SAP im deutschsprachigen Raum. Mehr als
400 Kunden nutzen die Systeme der IGH In-
fotec AG, zum Teil über mehrere Werke über
viele Kontinente hinweg. Dabei setzt das Un-
ternehmen in all seinen Projekten auf eine
kontinuierliche Partnerschaft mit dem An-
wenderunternehmen.
Als Produkt im MES-Umfeld bietet die IGH In-
fotec AG „X-NetMES“ an. Es handelt sich dabei
um ein modular aufgebautes MES, das die vor-
handene SAP-ERP-Datenstruktur nutzt und um
die Erfordernisse einer MES-Lösung ergänzt.
Dabei umfasst das X-NetMES Portfolio alle
Bereiche einer klassischen MES-Anwendung,
wobei X-NetMES als eine Standardsoftware
konzipiert ist, die durch Parametrisierung an
die Anforderungen der jeweiligen Produktion
oder Montage angepasst wird. Generell ver-
folgt man bei der IGH Infotec AG die Devise:
„Standardsoftware ist dann eine Standard-
software wenn sie einfach updatefähig ist.“
ZUM UNTERNEHMEN
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