MIDRANGE 09/2016 - page 24

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SCHWERPUNKT
INDUSTRIE 4.0
MIDRANGE
MAGAZIN · 09/2016
Flexibilität als wichtiges Kriterium bei einer ERP-Anwendung
Quo vadis ERP?
Vieles hat sich in den vergangenen Jahren in der IT-Landschaft verändert. Neue Technologien
haben Einzug in die Praxis gefunden und werden weiter Raum greifen. Sie sind notwendig,
um sich schnell verändernden Rahmenbedingungen und Prozessen Rechnung zu tragen
und die Reaktionsfähigkeit der IT sicherzustellen. Das alles muss mit minimalen Kosten
und Aufwand zu realisieren sein.
D
ie Veränderungen machen auch
vor ERP-Systemen als zentralem
Element einer Unternehmensinfra-
struktur nicht halt. Früher wurden ERP-
Systeme bei der Auswahl in erster Linie
detailliert und akribisch auf Funktiona-
litäten untersucht, um möglichst alle
Unternehmensprozesse exakt abbilden
zu können. Das schlug mit Enttäu-
schung und Misserfolg meist doppelt
fehl. Zum einen war in der Regel kein
System in der Lage, alle Anforderungen
zu hundert Prozent abzubilden. Also
mussten Kompromisse gefunden wer-
den, die man dann zähneknirschend
akzeptierte. Erst einmal eingeführt,
musste man bald feststellen, dass Ge-
schäftsprozesse, die man bei der Imple-
mentierung definiert und mit nicht un-
erheblichem Aufwand abgebildet hatte,
sich schon nach kurzer Zeit aufgrund
neuer Anforderungen des Marktes wie-
der verändert hatten. Dies dann in den
alten, monolithischen Systemen wieder
nachzufahren, war ein zähes und vor
allem kostspieliges Unterfangen. Einer
ERP-Einführung folgten mithin Schlag
auf Schlag Systemanpassungen, die
mühsam erarbeitete Lösungen wieder
in Frage stellten.
Heute sind ERP-Systeme nicht mehr
in erster Linie auf bestimmte Funktio-
nalitäten ausgerichtet. Ein viel wichti-
geres Kriterium ist die Flexibilität, eine
Standard-ERP-Anwendung mit wenig
Aufwand und geringen Kosten optimal
ins Unternehmen integrieren zu kön-
nen, ohne durch die Modifikationen
die Releasefähigkeit zu verlieren. Dies
bezieht sich einerseits auf das Customi-
zing der Benutzeroberfläche: Anwender
wollen keine Eingabe und keinen Klick
mehr machen als unbedingt nötig, um
einen Prozess abzuschließen. Vorlagen
müssen helfen, Eingaben zu minimie-
ren und Fehler zu vermeiden. Informa-
tionen müssen im Ablauf übersichtlich
und auf einen Blick dargestellt werden,
um Entscheidungen schnell treffen zu
können.
Andererseits hat jede Branche und
jedes Unternehmen spezielle Beson-
derheiten, die in einem Standardsys-
tem nicht oder nur mit erheblichem
Aufwand abzubilden sind, aber für
den Unternehmensablauf wichtig sind.
Hier greift die zweite Komponente
eines modernen ERP-Systems. Auch
Funktionen müssen flexibel anpassbar
und erweiterbar sein, ohne den ERP-
Kern in Frage zu stellen. Eigens für
Benutzererweiterungen vorgesehene
Technologien machen es leicht, zusätz-
liche Unternehmensdaten nahtlos im
ERP-System zu integrieren oder beson-
dere Business-Logik ohne Eingriff in
den Kern des ERP-Systems zu imple-
mentieren.
Auch weitere Unternehmensanwen-
dungen mit dem ERP-System zu einem
integrierten Konzept zu verbinden,
ist mit aktuellen Technologien nicht
mehr die Herausforderung, die dieses
Szenario vor einigen Jahren noch war.
Aktuelle ERP-Systeme sind in der Lage,
mit einfachen Mitteln über einen Enter-
prise Service Bus (ESB) mit anderen
Systemen zu kommunizieren. Anstatt
unzähliger individueller Schnittstellen
findet man nun eine zentrale Daten-
drehscheibe, die die Kommunikation
aller Unternehmenssysteme nicht nur
vereinfacht, sondern auch transparent
und nachvollziehbar macht.
Last but not least muss ein moder-
nes ERP-System auch kostengünstig im
Betrieb sein. Hardware und Betriebs-
system verlieren zunehmend an Bedeu-
tung. Die Kosten für den Betrieb sollen
langfristig kalkulierbar sein. Verlässli-
che Verfügbarkeit und Zukunftssicher-
heit sind weitere Anforderungen, um
Investitionen zu sichern. Hier wird die
IBM i als kostengünstige Plattform auf
lange Sicht ihre Stärken ausspielen. Die
Gesamtkosten des Betriebs (TCO = Total
Cost of Ownership) sind hier gegenüber
anderen Wettbewerbern unschlagbar
und werden damit künftig mehr an Be-
deutung gewinnen. Somit können auch
IBM-i-basierte Cloud-Lösungen am
Markt bestehen. Die Software-Anbieter
für IBM i haben dazu ihre Hausaufga-
ben gemacht und bieten entsprechende
Lösungen, die Unternehmen helfen,
kostengünstig und innovativ zu agie-
ren und sich so den Anforderungen des
Marktes zu stellen.
Dipl.-Ing. Michael J. Raber
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