MIDRANGE 09/2016 - page 22

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SCHWERPUNKT
INDUSTRIE 4.0
MIDRANGE
MAGAZIN · 09/2016
die Anlagenfahrer mussten jedes Mal
sehr viel Zeit darauf verwenden, die In-
betriebnahme des Anlagenbereichs zu
dokumentieren. „Allein bei den Anla-
genfahrern konnten 60 bis 70 Prozent
der Einträge von der Schnittstelle abge-
löst werden – so bleibt der Leitzentrale
generell mehr Zeit fürs Überwachen.“
Schlankes Datenaufkommen bei
hoher Transparenz
Ebenso konnte eine Schnittstelle zum
Instandhaltungs-Managementsystem
IBM Maximo eingerichtet werden. Seit-
dem besteht eine enge Informationsver-
knüpfung zwischen Schichtberichten
und Instandhaltungsmeldungen. Daten
werden jetzt vom Shiftconnector mühe-
los ein- und ausgelesen, sind aber dank
der bidirektionalen Schnittstelle nur
einmal im System vorhanden. Die Zahl
der Einträge ist deshalb unbegrenzt –
selbst bei Millionen von Datensätzen
arbeitet die Software hoch performant.
Durch die Verkettung der Systeme er-
hält der Schichtbetrieb die benötigten
Informationen jetzt in Echtzeit und
kann diese sofort systemübergreifend
bearbeiten, während Aktualisierungen
automatisch anhand der Stammda-
ten des Kraftwerkskennzeichnungs-
systems (KKS) ablaufen. „Über eine
komfortable Ereignissuche können
Betriebsingenieure nun ganz genau
nachvollziehen, was an besagtem Tag
los war, ohne dass sie dafür ordnerwei-
se Papier wälzen müssen“, erläutert
Projektleiter Martin Halbert die daraus
resultierenden Vorteile. „Aufgrund der
Einträge kann die Leitwarte dann ge-
nau eruieren, was in Zukunft optimiert
werden muss.“
Kombiniert mit der funktionalen
Schnittstelle zum Prozessleitsystem
ABB PGIM/ABB 800xA können die
Mitarbeiter im Schichtbetrieb jetzt
Daten für Schichtübergaben und Ma-
nagement Reports automatisch abru-
fen – oder bekommen diese mobil aufs
Smartphone.
Durch den Shiftconnector erreichen
die Mitarbeiter des HKW Cottbus eine
lückenlose Dokumentation der Schicht-
notizen, Aufgaben und wichtigen Hin-
weise. Mit der Programmintegration
„XDC-freie Formulare“ konnten zudem
viele für Energieversorger erforderli-
che Erfassungsformulare erstellt und
Dokumente digitalisiert werden. Das
Modul beruht auf der Grundlage des
eXtendable Data Concept XDC. Formu-
lare für Schichtereignisse lassen sich
im Handumdrehen vollkommen frei
gestalten und an die Unternehmenspro-
zesse anpassen.
Ohne Excel – Erfassungsformulare
im Handumdrehen erstellt
Im Schichtbetrieb des HKW Cottbus
spielt der sogenannte Infospiegel eine
permanente Rolle – er enthält die Über-
sicht über die wichtigsten Prozessdaten
und die Ereignisse der letzten 24 Stun-
den. „Früher musste das alles zusam-
mengesucht und in Excel doppelt und
dreifach erfasst werden“, erinnert sich
Martin Halbert. „Die Eintragsgenerie-
rung bei relevanten Ereignissen läuft
heute komplett automatisiert – der
Schichtleiter muss lediglich die wich-
tigen Ereignisse für die Schichtbespre-
chung auswählen, die dann als 24-Stun-
den-Bericht zusammengefasst automa-
tisch per E‑Mail an die Bereichsleiter
versendet werden.“
Ralf M. Haaßengier
ó
Schichtbuch für die Energiewirtschaft
Mit Shiftconnector bietet Eschbach IT Unternehmen der Energie-
wirtschaft (Kraftwerke, Energie‑, Gas- und Wasserversorger so-
wie Netzbetreiber) ein elektronisches Schichtbuch, das Ereignis-
se und Störfälle festhält und kommuniziert – an die Folgeschicht
ebenso wie an andere Abteilungen.
Darüber hinaus kann Shiftconnector via Schnittstellen Daten
mit bestehenden Systemen austauschen, beispielsweise mit
Prozessüberwachungslösungen wie Manufacturing-Execution-
Systemen (MES) oder SCADA (Supervisory Control and Data
Acquisition), mit Energiehandelslösungen, aber auch mit dem
Service- und Instandhaltungsmanagement in SAP EAM (Enter-
prise Asset Management) bzw. SAP PM (Plant Maintenance)
zur Übermittlung von Störungen direkt aus dem Schichtbuch
heraus. Meldungen zu Anlagenteilen werden dabei gemäß
Kraftwerkskennzeichnungssystem (KKS) zugeordnet; das Kes-
sel- und Betriebsbuch wird nach TRBS geführt, inklusive Check-
listenmanagement für periodische Sicht- und Funktionsprü-
fungen (pro Schicht, Tag, Woche, Monat usw.). Die Daten sind
nachvollziehbar und revisionssicher in einer SQL-Datenbank
abgelegt und aufgrund der Browser-Technologie überall abruf-
und einsehbar. Realtime Reports, regelmäßige Auswertungen
wie auch Schwachstellenanalysen über die erfassten Ereig-
nisse sowie Stör- und Ausfälle sorgen für ein effizientes und
präventives Engpassmanagement und einen kontinuierlichen
Verbesserungsprozess.
Vor zehn Jahren erstmals vorgestellt, nutzen heute bereits viele
tausend Anwender (Schichtmeister, Anlagenbediener, Produk-
tionsleiter, Kesselfahrer, Netzwerk-Controller, Operatoren und
andere) die Browser-basierte Software-Lösung im täglichen
Einsatz – und zwar in sieben Ländern weltweit. Sprachversio-
nen sind derzeit in Deutsch, Englisch, Französisch, Niederlän-
disch und Chinesisch vorhanden.
HKW Cottbus – Seit 1999 Kraftwerk mit Kraft-
Wärme-Kopplung: Zwei Spitzenlast-Dampfer-
zeuger, die mit Gas und Öl betrieben werden,
für insgesamt drei Turbinen. Als eines der weni-
gen Kraftwerke auf der Welt betreibt das HKW
Cottbus zusätzlich eine Gasturbine, die bei akti-
vem Kohlekessel mit Rauchgas betrieben wird.
© HKF Cottbus
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