MIDRANGE 10/2016 - page 22

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SONDERTEIL
SAP
MIDRANGE
MAGAZIN · 10/2016
angepasst. Das gilt auch und vor allem
da, wo SAP HCM mit internationaler
Ausrichtung eingesetzt wird.
Einen weiteren Knackpunkt sehen
die Arbeitskreissprecher im reinen
Cloud-Ansatz von SuccessFactors. „SAP
muss sich darüber im Klaren sein, dass
nicht jeder SAP-HCM-Kunde auf eine
cloudbasierte Lösung umstellen wird.
Nicht zuletzt, da in vielen Unterneh-
men SAP-HCM-Systeme eingesetzt
werden, die sich nicht so einfach um-
stellen lassen, wenn überhaupt“, gibt
Marcus Schlesinger zu bedenken. Ganz
zu schweigen von den spezifischen He-
rausforderungen, um z. B. in der öffent-
lichen Verwaltung ein Cloud-basiertes
Personalwesen einsetzen zu können.
„Abhängig vom jeweiligen Fachverfah-
ren müssten gewisse rechtliche Hürden
überwunden werden. Die Lohnabrech-
nung (Payroll) ist z. B. ein Bereich, der
aufgrund gesetzlicher Einschränkun-
gen in einer Cloud-Lösung aktuell nicht
denkbar sein wird. Aber auch Themen
wie die Reisekosten müssten diesbe-
züglich erst noch eingehend unter ju-
ristischen Gesichtspunkten bewertet
werden“, gibt Hermann-Josef Haag,
Sprecher des Arbeitskreises Personal-
wesen (HCM), zu bedenken.
Doch um letztlich eine Entschei-
dung pro SuccessFactors treffen zu kön-
nen, fehlt es zudem an konkreten Infor-
mationen. „SAP und SuccessFactors
tun sich aktuell noch sehr schwer, die
Situation der konkurrierenden Koexis-
tenz zu erklären. Das erschwert es den
Anwendern und Beratern, für sich die
richtigen Schlussfolgerungen zu zie-
hen“, ergänzt Bodo Martensen.
Um Entscheidungshilfen zu liefern
und eine Anlaufstation für drängen-
de Fragen rund um SuccessFactors
zu bieten, hat die DSAG im November
2014 eine gleichnamige Arbeitsgrup-
pe gegründet. Diese ist aktuell parallel
zu den weiteren Gruppen unter dem
Dach des Arbeitskreises Personalwe-
sen angesiedelt. Doch auch hier führt
das „Nebeneinander“ mit SAP HCM zu
Herausforderungen. Bei den Gruppen-
treffen kommt es zunehmend zu The-
menüberschneidungen oder doppelt
bzw. parallel gehaltenen Vorträgen.
Darauf ein Auge zu haben und gegebe-
nenfalls sortierend und organisierend
einzugreifen, ist eine große Aufgabe für
das Sprecherteam, „die wir gemeinsam
angehen und auch bewältigen werden“,
ist Marcus Schlesinger überzeugt.
Dennoch kann dies nicht der Weis-
heit letzter Schluss sein. Denn dass
SAP HCM in Zukunft nicht mehr On-
Premise verfügbar sein soll, sieht Bo-
do Martensen als problematisch an.
Unabhängig davon, dass der endgül-
tige Schlussstrich erst später gezogen
wird. „Unter getätigte Investitionen, IT-
Planungen, HR-Prozesse, Shared Servi-
ces, Outsourcing/Hosting und Business
Process Outsourcing (BPO) oder auch
globale HCM-Systeme lässt sich nicht
so einfach ein Federstrich ziehen, der
da lautet: Kein HCM mehr ab 2026!“
Dabei spielt nicht nur die Frage der Li-
zenzierung eine Rolle. Auch die Kosten
der notwendigen Umstellungen bzw.
einer möglichen Einführung paralleler
IT-Systeme werden über kurz oder lang
ein wichtiges Thema.
Problematisch an dieser Planung
ist auch, dass es für Bereiche wie die
positive Zeitwirtschaft oder die Perso-
nalkostenplanung Stand heute noch
keine Roadmap gibt, aus der hervor-
geht, wann die fehlenden Bausteine
in SuccessFactors umgesetzt werden
sollen. „Gerade diese Funktionalitäten
sind jedoch wichtig, um SuccessFac-
tors zu einem ganzheitlichen HR-Tool
zu machen“, gibt Marcus Schlesinger
zu bedenken. Genauso wichtig wird es
sein, die Unternehmen bei ihrer Ent-
scheidung bezüglich eines weiteren
Punktes zu unterstützen: Wie lässt sich
eine Cloud-basierte Lösung in beste-
hende Prozesse und IT-Landschaften
einbinden? Diesbezüglich sind bei den
aktuellen Integrationsmodellen mit
Side-by-Side- oder Hybrid-Ansatz noch
viele technische, organisatorische und
finanzielle Fragen offen.
Folglich wäre es wünschenswert,
dass sich DSAG und SAP im Rahmen
der neu gegründeten Arbeitsgruppe
SuccessFactors konkret bei den wei-
teren Pläne und Vorgehensweisen ab-
stimmen. Das ist umso wichtiger, da
sich der Weg, den SAP mit HCM ein-
schlägt, unmittelbar auf die IT-Strate-
gien und Finanzen vieler Unternehmen
auswirken wird. Vor allem aber auch
auf die Menschen. Und die stehen beim
Personalwesen immer an erster Stelle,
weit vor den IT-gesteuerten Geschäfts-
prozessen. Darum lautet der Appell des
Sprecherteams: „Nutzen Sie die Mög-
lichkeiten, die sich über die Gremien
der DSAG bieten. Gehen Sie rechtzeitig
auf SAP zu, indem Sie z. B. den DSAG-
Arbeitskreis Personalwesen (HCM)
durch Ihr Engagement weiter stärken.
Das hilft uns allen, verlässlich zu er-
fahren, ob der Vorhang für SAP HCM in
2026 tatsächlich fallen wird.“
Thomas Kircher
ó
Arbeitsgruppe SuccessFactors
Die Arbeitsgruppe SuccessFactors mit ihren mehr als 370 Mitgliedern rich-
tet sich an Experten und Fachreferenten, die relevante Themen rund um
die SuccessFactors BizX Suite aus strategischer und konzeptioneller Sicht
analysieren, intensiv diskutieren und das Produkt weiterentwickeln wollen.
Arbeitskreis Personalwesen (HCM)
Im Arbeitskreis Personalwesen (HCM) sind aktuell rund 3.000 Mitglieds-
personen registriert. Im Vordergrund der zweimal jährlichen Treffen des
Arbeitskreises und der themenspezifischen Arbeitsgruppen steht der Erfah-
rungsaustausch zu den aktuellen Themen rund um SAP HCM sowohl zwi-
schen den Mitgliedern als auch im direkten Kontakt mit den SAP-Vertretern.
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