MIDRANGE 10/2016 - page 20

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SONDERTEIL
SAP
MIDRANGE
MAGAZIN · 10/2016
SAP-Personalwesen am Scheideweg
Quo vadis, Human Capital
Management?
Die SAP-Lösung für das Personalwesen (Human Capital Management, HCM) wird noch
bis 2025 als On-Premise-Lösung verfügbar sein. Dass die HCM-Lösung aus der SAP Business
Suite jetzt auch in S/4HANA eingebunden wird, ist für den Arbeitskreis Personalwesen
(HCM) der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) keine zufriedenstellende
Aussicht. Denn neue Funktionalitäten wird es wohl nur noch für SuccessFactors und
damit in der Cloud geben.
D
ie Aussage von SAP bezüglich der
Lösung für das Personalwesen
(SAP HCM) war deutlich: SAP HCM
sollte ab 2025 in einer „On-Premise-
Welt“ nicht mehr gewartet werden. Au-
ßerdem gab es in der neuen S/4HANA-
Welt keinen Platz mehr für eine
HCM-Lösung. Als neue Heimat des IT-
gestützten Personalwesens wurde mit
SuccessFactors eine Cloud-Applikation
auserkoren. Nach deutlichem Feedback
an SAP aus dem DSAG-Vorstand, dem
CIO-Kreis, dem Arbeitskreis Personal-
wesen und der Arbeitsgruppe Success-
Factors zu diesem Plan kam Bewegung
in die Sache. Demnach wird Stand heu-
te die HCM-Lösung aus der aktuellen
SAP Business Suite auch in S/4HANA
angeboten werden. Die gute Nachricht:
Damit wird das bestehende HCM-Modul
bis mindestens 2025 bezüglich gesetz-
licher Anforderungen aktuell gehalten
und gewartet. Die schlechte Nachricht,
um in den Genuss neuer Funktionali-
täten zu kommen, empfiehlt SAP den
Umstieg auf SuccessFactors und damit
auf eine Cloud-Lösung.
Für den Arbeitskreis Personalwe-
sen (HCM) ist diese SAP-Entscheidung
allein noch kein Grund zur Sorge. „Auf
welcher Plattform oder Basis eine zu-
künftige HCM-Applikation letztendlich
laufen wird, ist für uns unerheblich.
Entscheidend sind vielmehr die damit
einhergehenden Funktionalitäten und
vorrangig die gesetzlichen und daten-
schutzrechtlichen Themen“, erläutert
Bodo Martensen, stellvertretender
Sprecher des Arbeitskreises Personal-
wesen. Bis 2025 ist es nach IT-Maßstä-
ben noch lange hin – quasi eine gefühl-
te Ewigkeit. Doch das Problem liegt für
den Arbeitskreis auch eher in der Ge-
genwart. Genau genommen geht es um
die Koexistenz zweier konkurrierender
Applikationen innerhalb des Produkt-
portfolios von SAP. Eine Situation, die
immer mal wieder auftreten kann, wie
die Beispiele SAP Fiori, User Interface 5
oder auch Screen Personas zeigen. Die
Parallelität von SAP HCM und Success-
Factors bewegt sich allerdings in einer
anderen Dimension. „SAP erweitert
SuccessFactors im Bereich Employee
Central um die zusätzliche Funktiona-
lität der Payroll. Dadurch besteht nicht
nur eine Überschneidung mit SAP
HCM im Talentmanagement, sondern
nun auch in der Personaladministrati-
on und -abrechnung“, erläutert Marcus
Schlesinger, Mitglied im Arbeitskreis
Personalwesen (HCM).
An diesen funktionalen Heraus-
forderungen reiben sich die DSAG-
Gremien und nicht an SAP HANA als
Plattform. „Die Basis-Plattform SAP
S/4HANA ist für prozessgetriebene
Applikationen wie HCM nicht das
entscheidende Kriterium. An erster
Stelle stehen die Prozesse, gefolgt von
der Funktionalität. Erst dann wird die
Technik interessant“, weiß Bodo Mar-
tensen zu berichten. Denn: Viele der
SAP-HCM-Kunden haben die Lösung
bis heute ausgiebig an ihre Belange so-
wie ihre IT-Landschaften und Prozesse
Gerhard Göttert,
DSAG-Vorstand Anwen-
dungsportfolio: „Zur Strategie und Entwick-
lung im Bereich der SAP-Lösungen für das
Personalwesen bestehen von Anwendersei-
te noch eine Vielzahl offener Fragen. Daher
fordere ich die SAP auf, intensiver als bis-
her in einen Dialog mit der DSAG zu treten,
um gemeinsam die Antworten auf diese
Fragen zu erarbeiten. Zudem haben die
Kunden bis zum angekündigten Ende der
Wartung in 2025 einen Anspruch darauf,
dass gesetzliche und funktionale Erweite-
rungen für die On-Premise-Lösung von der
SAP zur Verfügung gestellt werden“
© DSAG
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