Die Art und Weise wie wir täglich arbeiten und Geschäfte abschließen hat sich durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) rasant verändert – und tut es weiterhin. Seit drei Jahren gibt es daher den „Artificial Intelligence Action Summit“ (AI Action Summit). Dieser soll dabei helfen, national und international Regularien für die Nutzung und (Weiter-)Entwicklung von KI zu konkretisieren sowie den Austausch untereinander zu gewährleisten. Auch China und DeepSeek nehmen daran teil.
Der Gastgeber des diesjährigen und insgesamt dritten AI Action Summit ist Frankreich. Heute, am 10.02.2025, und morgen, am 11.02.2025, kommen rund 80 Staats- und Regierungschefs sowie Führungskräfte internationaler Organisationen in Paris zusammen. Neben den USA und China werden die wichtigsten Schwellenländer und Partner aus allen Kontinenten vertreten sein. So nimmt aus Deutschland neben Bundeskanzler Olaf Scholz auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales teil. Denn erstmals ist auch das Thema „Zukunft der Arbeit“ ein Diskussionsaspekt, da die Entwicklung von KI die Arbeitsmärkte, -plätze und -organisationen grundlegend verändert und weiter wandeln wird.
Der AI Action Summit
2023 trafen sich zum ersten Mal 28 einflussreiche KI-Länder und die EU im Vereinigten Königreich im Bletchley Park, da sie eine Bedrohung durch „Grenz-KI“ sahen. Die damals größte Angst bestand gegenüber abtrünniger KI, d. h. Systeme, welche den menschlichen Einfallsreichtum in Biowaffen umwandeln oder sich der menschlichen Kontrolle entziehen könnten. In Großbritannien ansässige Wissenschaftler wie der Oxford-Philosoph Nick Bostrom setzten sich bereits länger dafür ein, dass existenzielle Risiken, die möglicherweise von einer KI-Superintelligenz ausgehen könnten, ernst zu nehmen. Das letztendliche Gipfel-Ergebnis war die Bletchley-Erklärung, welche eine Reihe von sich auf die Sicherheit konzentrierter Zusagen enthielt.
Beim zweiten Gipfel in Seoul, ein Jahr später, wurde der Gesprächsumfang erweitert. Große Sprachmodelle wie die von OpenAI unterlagen einem wachsenden Hype. Sodass zu dem Thema ‚Sicherheit‘ ‚Innovation‘ und ‚Inklusion‘ hinzukamen. Es wurden freiwillige Standards großer Technologieunternehmen (wie OpenAI) festgelegt und die Zusage, ein globales Netzwerk von KI-Sicherheitsmaßnahmen zu schaffen, getroffen. Doch folgende Schlagzeilen über Chatbots, die Fehlinformationen verbreiteten, oder private Labore, die KI-Modelle mit minimaler Aufsicht entwickelten, zeigten einige Brüche zwischen Theorie und der gewinnorientierten Realität des technologischen Fortschritts auf.
Angespannte Situation
Auch der aktuelle „AI Action Summit“ zeigt, dass es nicht ausreicht über theoretische KI-Bedrohungen zu reden. Wiederkehrende wirtschaftliche Probleme in der westlichen Welt, neu aufgekommene Grenzmodelle wie DeepSeek und der allgemeine europäische Drang nach mehr Wettbewerbsfähigkeit sind treibende Faktoren in der Diskussion.
„Der AI Action Summit in Paris ist ein wichtiger Meilenstein für die internationale Zusammenarbeit im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Die Welt bleibt trotz Abschottungstendenzen eng vernetzt und benötigt auch beim Thema KI globale Regeln. Gerade deswegen ist es entscheidend, dass sich Europa nicht mit einem Dickicht an Digitalregulierungen vom Rest der Welt isoliert.“ – so Sarah Bäumchen, ZVEI-Geschäftsführerin.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Unterstützung von Initiativen in den Bereichen Daten, Modellentwicklung, Rechenleistung und Talententwicklung. Es geht um das Vorankommen beim verantwortungsvollen und menschenzentrierten KI-Einsatz, ohne das Risiko, neue Ungleichheiten oder Einschränkungen in unserer freien Gesellschaft in Kauf nehmen zu müssen.
„Vor allem der Regulierungsschub der vergangenen Jahre hat zu einem Anstieg an Bürokratie und Rechtsunsicherheit geführt. Weitere nationale Verschärfungen müssen daher ebenso vermieden werden wie neue Regulierungen. Der ZVEI lehnt daher die aktuellen Vorschläge zur KI-Produkthaftungsrichtlinie (AILD) ab. Stattdessen müssen wir darauf hinwirken, EU-Regulierungen pragmatisch zu gestalten und uns verstärkt in internationale Standardisierungskomitees einbringen. Außerdem sollten Formate wie der G7-Hiroshima-Prozess gestärkt werden. Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage ist Europa außerdem gut beraten, den Austausch mit Ländern wie Japan, Kanada und Großbritannien zu intensivieren“, erläutert Sarah Bäumchen.
Zielsetzung des Gipfels ist es – nach Anselm Küsters, Head of Digitalisation and New Technologies bei cep – echte Verpflichtungen zu erreichen: einen 2,5-Milliarden-Euro-Fonds zur Beschleunigung von Open-Source-KI-Tools in Entwicklungsländern, eine Reihe von 35 „Konvergenzherausforderungen“, die direkt mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen verknüpft sind, und eine Zusage, KI-Überlegungen in bestehende Umweltabkommen zu integrieren. Fast 100 Nationen haben sich mit Unterstützung von über tausend Interessenvertretern zusammengeschlossen, um einen wirklich globalen Rahmen für KI fertigzustellen.
Zu China und DeepSeek
„Einige sind überrascht, dass China und DeepSeek am Paris AI Action Summit teilnehmen. Ein Ausschluss Chinas würde den KI-Kurs des Landes jedoch nicht ändern. Stattdessen würde es sich wahrscheinlich nur noch weiter in sein eigenes Ökosystem zurückziehen. Andererseits liefert auch ein begrenztes Engagement Einblicke in Vorgehensweisen und erhält den globalen Dialog. Eine Isolierung hingegen birgt das Risiko unbeabsichtigter Folgen und verringert die Chance für ein Miteinander.“ – so Adam Marrè, CISO bei Arctic Wolf.
Bei diesem Treffen, bei dem es auch um die Entwicklung und Nutzung von KI zum Gemeinwohl geht, ist eine breite gesellschaftliche Teilhabe unerlässlich. Denn es geht auch um Fragen wie: Welche Chancen bietet KI der Arbeitswelt? Wie können Risiken für Unternehmen und Mitarbeiter minimiert werden? Welche KI-Anwendungen können Produktivität, Sicherheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz steigern?
Nach Sarah Bäumchen muss es vor allem darum gehen, die Hürden zwischen den verschiedenen KI-Regulierungsansätzen möglichst gering zu halten. Und zwar so, dass international kompatible Standards möglich sind. „Dies ist die Grundlage dafür, dass unsere einheimischen Unternehmen ihr Innovationspotenzial voll entfalten können. Gerade beim Thema ‚Industrial AI‘ verfügen diese über erhebliche Expertise, die in Verbindung mit den vorhandenen Datenschätzen zu guten Lösungen und auch neuen Geschäftsmodellen führen können.“
Und Adam Marrè stellt heraus:
„Dieser Gipfel zielt darauf ab, die Vorteile der KI herauszustellen und gleichzeitig ihre potenziellen Risiken anzugehen. Vor allem Europa möchte zeigen, dass sein Regulierungsansatz den Wettbewerb und die Innovation nicht einschränkt. Ob ein vorgeschlagenes Kommuniqué zur KI-Steuerung den Wettlauf um die Vorherrschaft beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Jedoch ist die Schaffung eines Rahmens für die laufende internationale Zusammenarbeit entscheidend. Wenn sich die KI-Landschaft weiterentwickelt oder unvorhergesehene Herausforderungen auftreten, wird eine Grundlage für den Dialog und die Zusammenarbeit mit allen Parteien von entscheidender Bedeutung sein.“