Smarte Krankenwagen, Mixed-Reality-Anwendungen im Operationssaal und nützliche Helfer für zu Hause: Das Gesundheitswesen der Zukunft wird von digitalen Technologien geprägt sein, allen voran Künstliche Intelligenz und Robotik. Doch ohne ein schnelles 5G-Netz wird keines dieser Anwendungsszenarien Realität werden. Marcus Giehrl von NTT DATA zeigt, was – zumindest theoretisch – alles möglich ist.?
Um die Vision einer intelligenten Patientenversorgung Wirklichkeit werden zu lassen, müssen riesige Datenströme schnell und zuverlässig übertragen und verarbeitet werden. Erst durch den Einsatz der 5G-Technologie werden die telemedizinische Versorgung von Patienten oder chirurgische Eingriffe aus der Ferne möglich. Folgende Anwendungen werden vom jüngsten Mobilfunkstandard profitieren:
- Arztbesuch per Video. Die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen steht vor großen Herausforderungen, vielerorts fehlen Ärzte. Abhilfe versprechen Online-Sprechstunden. Der Mediziner stellt unabhängig vom Standort eine erste Diagnose, führt Vor- oder Nachuntersuchungen durch und erspart dem Patienten so lange Anfahrtswege. Natürlich funktioniert die Online-Sprechstunde auch über eine Standardleitung – aber erst 5G mit seinen Leistungsmerkmalen ermöglicht wirklich schnelle und hochauflösende Videogespräche, die eine echte Alternative zum persönlichen Arztbesuch darstellen. Gleichzeitig wird die Konsultation von Fachärzten vereinfacht.
- Operationen aus der Ferne. Dank telemedizinischer Netzwerke führen Chirurgen Eingriffe durch, bei denen der Patient viele Kilometer entfernt auf dem OP-Tisch liegt. Der zugeschaltete Arzt berät das Team vor Ort in Echtzeit per 5G-Datenübertragung oder leitet den Eingriff. Schon heute lassen sich einzelne Schritte bei minimalinvasiven Behandlungen aus der Ferne durchführen. In anderen Ländern übernehmen ferngesteuerte Roboter sogar komplette chirurgische Eingriffe. Für Patienten verkürzt sich dank Telemedizin die Wartezeit auf eine Operation, denn die meisten Krankenhäuser verfügen zwar über erfahrene Chirurgen, aber meist nicht über alle chirurgische Fachrichtungen.
- Digitale Beratung. KI-basierte Dialogsysteme, die eine text- und sprachbasierte Kommunikation unterstützen, sind eine wertvolle Hilfe bei sogenannten Tumorkonsilen. Dabei kommen Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen, um gemeinsam über die optimale Behandlung eines Patienten zu beraten. Ein virtueller Assistent liefert eine umfassende Zusammenfassung aller relevanten Informationen, einschließlich Diagnose und Behandlungsplan. Außerdem stellt er Bilddateien auf einem Screen zur Verfügung. Fehlende Unterlagen wie aktuelle Laborwerte werden in Echtzeit eingeblendet. Unverzichtbare Voraussetzung ist auch hier 5G mit seinen extrem hohen Übertragungsraten und geringen Latenzzeiten, mit denen große Datensätze schnell ausgetauscht werden können.
- Smarter Rettungswagen. Im Notfall zählt jede Minute. Durch den flächendeckenden Ausbau von 5G und den Einsatz moderner Technik im Fahrzeug wird die wertvolle Zeit bis zum Eintreffen im Krankenhaus sinnvoll genutzt: Mithilfe von Video- und Datenübertragung stellen die Spezialisten in der Klinik bereits vorab eine erste Diagnose und bereiten sich entsprechend auf die weitere Behandlung vor. Das Rettungsteam wiederum greift schon während der Fahrt auf die digitale Patientenakte zu, um lebensrettende Informationen wie Vorerkrankungen oder Allergien zur Hand zu haben. Auch Bilder von Untersuchungen, die bereits im Rettungswagen durchgeführt wurden, werden direkt an die Klinik gesendet. Gleichzeitig sorgt eine intelligente Verkehrssteuerung dafür, dass der Transport nicht durch Staus oder rote Ampeln aufgehalten wird.
- Track & Trace von Geräten. Die Vernetzung von Gegenständen ermöglicht es dem Krankenhauspersonal, desinfizierte und damit belegbare Betten, medizinische Hilfsmittel oder Rollstühle zu orten, wodurch unnötige Wege vermieden und Arbeitsroutinen verbessert werden. Darüber hinaus übermitteln medizinische Geräte dank 5G-Informationen über ihren Zustand in Echtzeit, was eine vorbeugende Wartung ermöglicht. Dieser Anwendungsfall lässt sich um die Lokalisierung von Personen ausweiten, um beispielsweise im Notfall schnell einen Arzt zu finden.
- Automatisierte Notfallmeldung. Medizinische Geräte wie Herzschrittmacher senden Standortdaten an die Leitstelle, um in lebensbedrohlichen Situationen einen Alarm auszulösen. So ist eine schnelle Hilfe möglich, zu der die Betroffenen selbst möglicherweise nicht mehr in der Lage sind. Grundsätzlich ermöglicht 5G eine lückenlose Überwachung von Patienten: Wearables, Implantate und Sensoren sammeln kontinuierlich wichtige Gesundheitsdaten und senden sie an das medizinische Personal. Die Geräte erkennen Abweichungen von biometrischen Daten und melden beispielsweise Stürze. So können behandelnde Ärzte oder betreuende Pflegedienste rechtzeitig eingreifen.
„5G ebnet den Weg für viele unterschiedliche Anwendungsszenarien im Gesundheitswesen. Alle haben das Ziel, die Patientenversorgung zu verbessern, die Effizienz zu steigern und neue Möglichkeiten für Innovationen zu schaffen“, erklärt Marcus Giehrl, Practice Director Innovations and Smart Technologies bei NTT Ltd. (ein Unternehmen der NTT DATA, Inc.). „Gleichzeitig müssen die Themen Sicherheit und Datenschutz angesichts der hochsensiblen Informationen, die hier ausgetauscht werden, sehr ernst genommen werden. Gerade private 5G-Netze sind nicht nur hochperformant in Bezug auf Bandbreite und Latenz, sondern auch besonders sicher. Dazu tragen der in sich geschlossene Aufbau als Campus-Lösung, die zentrale Zugangskontrolle über SIM beziehungsweise eSIM und der insgesamt hohe Sicherheitsstandard der 5G-Architektur bei.“