Wie schätzen deutsche Unternehmen Ihr Wissen über generative KI in der Cyberabwehr ein? – Mit dieser Ausgangsfrage beschäftigte sich Sophos, ein international tätiges Unternehmen, welches Sicherheitssoftware entwickelt. Einen Überblick zu den Ergebnissen gibt der folgende Beitrag wieder.
Im Dezember 2024 beauftragte Sophos techconsult mit der Durchführung einer Umfrage, wie IT-Profis ihren eigenen Wissensstand über KI und deren Nutzung einschätzen. Dafür wurden 200 IT-Mitarbeitende aus der Industrie, dem Handel, aus Banken und Versicherungen, der öffentlichen Verwaltung, Telekommunikation, aus Dienstleistungen und Versorgungsunternehmen in kleinen und großen deutschen Betrieben befragt.
Eine solche Untersuchung fand auch in den USA einen Monat zuvor statt und wurde von Vanson Bourne umgesetzt. Hier gehörten 400 IT-Sicherheitsentscheider aus Unternehmen mit 50 bis 3.000 Mitarbeitenden zur Befragungsgruppe.
Deutsche fühlen sich solide informiert
Die deutschen Teilnehmenden gaben an, dass sie sich in Bezug auf generative KI in der Cyberabwehr solide informiert fühlen. Dies spiegelt auch das folgende Ergebnis wider: Mehr als 80 Prozent der befragten IT-Mitarbeitenden – aus Unternehmen verschiedener Branchen und Größen – bewerten ihr KI-Wissen mit „gut“ (50,5 %) bis „sehr gut“ (31 %).
Bei dieser Einschätzung waren jedoch auch Unterschiede in den jeweiligen Branchen zu erkennen. Während sich mehr als die Hälfte der Befragten aus den Industrie-Betrieben (52,1 %) ein „sehr gutes“ Wissen zusprachen, taten dies nur 10,3 Prozent jener aus den Bereichen öffentliche Verwaltung und Non-Profit-Unternehmen. Hier attestierten sich die meisten Befragten ein „gutes“ Wissen (72,4 %).
Als „weniger gut“ bezeichneten insgesamt nur 17 Prozent aller Befragten ihr Wissen über KI. Von diesen kamen die meisten aus Handelsunternehmen (26,1 %) oder waren in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden tätig (25,8 %). Dass ihr Informationsstand „weniger gefestigt“ sei, gaben hauptsächlich Mitarbeitende aus Banken und Versicherungen (22,2 %) sowie aus Dienstleistungsunternehmen (20,8 %) an. Mit dieser Angabe liegend sie weit über dem allgemeinen Durchschnitt.
Öffentliche Verwaltung und Non Profit-Bereich eher skeptisch
Aus den Umfrageergebnissen ist zudem hervorgegangen, dass von den befragten Unternehmen 42 Prozent bereits KI einsetzen und weitere 42,5 Prozent aktuell planen, diese Technologien zukünftig zu verwenden.
Überwiegend wird dabei im Bereich der Telekommunikation (58,3 %) auf Cybersicherheitstools zurückgegriffen, die auf generativer KI basieren. Von den Banken und Versicherungen, dem Dienstleistungsbereich sowie Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden, setzen mehr als die Hälfte auf Unterstützung durch KI. Dahingehend ist eine gewisse Skepsis seitens des Verwaltungs- und Non-Profit-Bereiches festzustellen. Hier arbeiten die wenigsten Betriebe in ihrer Cyberabwehr KI-unterstützt. Gleichermaßen gab ein gutes Drittel an (31 %) auch zukünftig keinen derartigen Einsatz von KI zu planen. Diese eher ablehnende Haltung zeigt sich jedoch im Durchschnitt aller Befragten nur bei 14,2 Prozent.
KI-Vorteile vs. Vorbehalte
Verbesserter Schutz, effizientere IT-Analyse, geringerer Workload für die Belegschaft etc. – Neben diesen Vorteilen, die mit dem Einsatz von KI in der Cyberabwehr erwartet werden, äußern IT-Mitarbeitende allerdings ebenso Bedenken. Zu den am meisten genannten Vorbehalten gehören dabei:
- etwaige Mängel hinsichtlich der KI-Funktionen
- Zweifel an den möglichen IT-Einsparungen
- Schwierigkeiten, aufgrund fehlender KI-Akzeptanz im Unternehmen
- zu starkes Vertrauen in die KI-Unterstützung
- Gefahr einer übermäßigen Abhängigkeit von dieser Technologie
Am häufigsten werden von diesen Bedenken die möglichen Mängel, welche auf generativer KI basierende Cybersicherheitstools aufweisen können, genannt (60 %). Vorrangig kommen diese von Konzernen (64,6 %), die 1.000 oder mehr Mitarbeitende beschäftigten. Im Gesamtvergleich sind sie damit am kritischsten. Anders verhält es sich beim übermäßigen Vertrauen in KI. Während lediglich 19,4 Prozent der Konzerne dies für einen relevanten Bedrohungsaspekt halten, geben vor allem kleinere Unternehmen hier an, Bedenken zu haben.
Vor zu hohem Vertrauen in die KI sorgen sich primär Banken und Versicherungen (38,9 %). Ebenso möchten sich Industrieunternehmen sich nicht blind auf die KI verlassen (37,5 %). Hingegen steht die Branche der Telekommunikationsunternehmen diesem Punkt recht gelassen gegenüber (16,7 %).
Banken fürchten besonders höhere Kosten
Schwierigkeiten sehen 44,5 Prozent aller Befragten vor allem im Hinblick auf die Messbarkeit der Kosten für generative IT-Funktionen. Versorgungsunternehmen (66,7 %) und Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche (58,3 %) sind hierbei sehr kritisch eingestellt. Insgesamt gaben 40,5 Prozent der Befragten an, dass sie höhere Kosten für Cybersicherheitslösungen erwarten. Während Konzerne dies erneut als ein weniger führendes Problem (25,8 %) erachten, steht es bei Banken auf Platz 1 (50 %).
Ob die Kosten generativer IT in den Tools die damit erzielten Einsparungen vollständig ausgleichen? Das sieht nur jeder Dritte so (30,5 %). Auch in dieser Frage sind Industrie (39,6 %) und Banken und Versicherungen (38,9 %) pessimistischer.
Thema KI bleibt aktuell
Die überwiegende Mehrheit der befragten IT-Profis ist mit dem eigenen Wissensstand über generative KI, hinsichtlich der Cyberabwehr, sehr zufrieden. Auch wenn die beinah die Hälfte das Vertrauen in diese Technologie für zu übertrieben hält, sind es doch mehr als 80 Prozent der Unternehmen, die KI in ihren Geschäftsalltag integriert bzw. deren Einsatz oben auf ihre Agenda gesetzt haben. Die größten Skeptiker befinden sich dahingehend in der Öffentlichen Verwaltung sowie in Non-Profit-Unternehmen. Beide Bereiche traten als deutliche Ausnahmen bei dieser Umfrage hervor.
Letztlich wird einmal mehr verdeutlicht: KI ist und bleibt auch zukünftig ein aktuelles Thema – in allen Bereichen.
