Als Mittel der Wahl für eine biometrische Zutrittssteuerung mit Sicherheit und Komfort – so charakterisiert Stefan Erber, Produktmanager bei der PCS Systemtechnik, die Handvenenerkennung im Interview mit Midrange.de (MM).

MM: Sicherheit und Komfort – sind diese zwei zentralen Aspekte bei Zutrittssystemen konträr?
Erber: Der Faktor Mensch ist immer mit zu berücksichtigen! Um zu verhindern, dass biometrische Zutrittssysteme von den Nutzern bewusst ausgehebelt werden, muss die Anwendung komfortabel sein. Performance, Fehlertoleranz, Datensicherheit und eine kinderleichte Bedienung sind wichtige Grundvoraussetzungen für eine Akzeptanz in der Belegschaft. In der PCS Produktentwicklung fokussieren wir uns darauf, dass Produkte und Lösungen reaktionsschnell und benutzerfreundlich, sowie gleichzeitig hochsicher und datenschutzkonform sind.

Quelle: PCS Systemtechnik GmbH

Stefan Erber ist Produktmanager bei der PCS Systemtechnik.

MM: Welche Sicherheitstechnologien eignen sich als moderne Zutrittssysteme?
Erber: Als Hersteller und Entwickler von Produkten für Gebäudesicherheit, aber auch als Berater für die Erstellung und Umsetzung kundenspezifischer Sicherheitskonzepte wissen wir: Es gibt nicht das eine System. Ausschlaggebend für die eingesetzte Technologie ist das gewünschte Sicherheitslevel und das Budget. An der Gebäudeaußenhaut werden vernetzte RFID-Leser mit Überwachungskontakten eingesetzt. Für Bürotüren ist häufig eine mechatronische Schließanlage völlig ausreichend, sie kann offline oder funkvernetzt sein. In sicherheitskritischen Bereichen, wie Serverräumen, Forschungsabteilungen oder Rechenzentren, kommt die Biometrie mit Mehrfaktorauthentifizierung ins Spiel. Als Lösungsanbieter verknüpft PCS alle Technologien zu einem sinnvollen Gesamtkonzept und berät individuell nach Bedarf.

MM: Mit welchen Nachteilen müssen die Fingerprint-Technik und die Iris-Erkennung kämpfen?
Erber: Die Fingerprint-Erkennung ist weit verbreitet. Es handelt sich um eine etablierte Technologie, die in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt wurde. Nichtsdestotrotz gibt es zahlreiche Nachteile, mit denen Fingerprint-Systeme zu kämpfen haben. So sind bei einem geringen Prozentsatz der Menschen die sogenannten Minutien, also die Verästelungen des Fingerabdruckes, nicht ausreichend ausgeprägt, weshalb diese Personen auf Alternativen alternative Zutrittslösungen ausweichen müssen. Daneben ist die Fälschung eines Fingerprints vergleichsweise einfach. Selbst simple Attrappen, z.B. aus Wachs, werden bei manchen Systemen als gültiger Fingerabdruck erkannt. Zahlreiche Veröffentlichungen haben das Vertrauen in die Sicherheit dieser Technologie erschüttert. Verfahren wie die Iris-Erkennung sind deutlich schwieriger zu überlisten und bieten eine höhere Sicherheit. Allerdings stoßen diese bei den Anwendern auf Skepsis, da das Beleuchten des Auges per Infrarotlicht subjektiv als gefährlich empfunden wird.

MM: Was ist aus Ihrer Sicht die beste Technologie im Bereich der biometrischen Zutrittssysteme?
Erber: PCS empfiehlt für Hochsicherheitsanwendungen die Handvenenerkennung. Sie kombiniert das Beste aus beiden Welten: komfortabel wie Fingerprint und hochsicher wie die Iris-Erkennung. Das Zutrittssystem arbeitet mit der Absorption von Infrarotstrahlen des venösen Blutes. Ein Sensor erstellt aus dem Handvenenflächenmuster ein Bild. Es ist bei jedem Menschen absolut individuell. Da das Muster zeitlebens unverändert bleibt, eignet es sich hervorragend zur Identifizierung eines Menschen. Äußere Beeinträchtigungen wie Schmutz oder oberflächliche Verletzungen haben keinen Einfluss auf die Verlässlichkeit. Das biometrische Verfahren weist mit einer FAR, also die Falsch-Akzeptanz-Rate, von 0,00008 Prozent einen hervorragenden Wert auf und ist für Hochsicherheitsanlagen, z.B. nach DIN EN 60839 Risikograd 4, geeignet. Durch die Kombinationsmöglichkeit mit RFID-Karte und PIN ist eine Mehrfaktorauthentifizierung problemlos möglich.

MM: Was sind die Voraussetzungen, dass bei einem Zutrittssystem die Handvenenerkennung zum Einsatz kommen kann?
Erber: Grundsätzlich können Sie die Handvenenerkennung überall einsetzen. Sie überzeugt auch als komfortabler Zutrittsleser und kann zum Beispiel in Vereinzelungsanlagen oder Aufzüge integriert werden. Eine Installation im Außenbereich ist möglich, solange der Schutz vor direktem Wettereinfluss gewährleistet wird. Generell sollten Sie beachten, dass als Voraussetzung für den Einsatz biometrischer Zutrittssysteme die Zustimmung des Betriebsrats eingeholt werden muss.

MM: Wie lässt sich ein derartiges Zutrittssystem in die Sicherheitsarchitektur eines Unternehmens einbinden?
Erber: Die biometrische Handvenenerkennung INTUS PalmSecure lässt sich über zahlreiche Schnittstellen wie Socket, OSDP oder Wiegand an Drittsysteme anbinden. Der übergeordnete Zutrittskontrollmanager trifft dann die Entscheidungen über den Zutritt und steuert die angeschlossenen Türen. Das Handvenenerkennungssystem von PCS ist in verschiedenen Modellen erhältlich. Die aktuelle Version INTUS 1600PS-II erhielt 2020 den renommierten German Innovation Award in der Kategorie „Building & Elements“. (rhh)

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