In Sachen Cloud bewegen sich Unternehmen nicht erst seit COVID auf der Überholspur. Der Mittelstand bildet hier keine Ausnahme. Im Gegenteil: Laut dem State of the Cloud Report 2022 sind die Cloud-Ausgaben in kleinen und mittelständischen Unternehmen gerade im letzten Jahr massiv gestiegen.

Die Umfrage unter IT-Managern und Führungskräften in mehr als 750 Unternehmen zeigt: Die für die Cloud bestimmten IT-Budget wachsen von Jahr zu Jahr. In Großunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern geben 37 Prozent mehr als 12 Millionen Dollar pro Jahr aus. Kleine und mittlere Unternehmen betreiben in der Regel weniger und kleinere Workloads, so dass die Cloud-Rechnung hier logischerweise niedriger ausfällt.

Quelle: FlexeraIm letzten Jahr ist die Cloud-Nutzung jedoch auch bei den KMUs enorm gewachsen. So geben bereits 53 Prozent der Mittelstands-Unternehmen mehr als 1,2 Millionen US-Dollar für ihre Cloud-Instanzen aus. Im Vorjahr waren es lediglich 38 Prozent.

Sensible Daten auch in der Cloud

Während der COVID-bedingte Sprint in die Wolken im Allgemein vorerst beendet scheint und das Tempo der Cloud-Migration sich langsam zu normalisieren beginnt, bewegen sich kleine und mittlere Unternehmen nach wie vor sehr schnell in Richtung Public Cloud. In den nächsten zwölf Monaten sollen insgesamt 63 Prozent der Workloads und 62 Prozent der Daten in KMUs in Cloud-Servern ausgeführt bzw. gespeichert werden.

Quelle: FlexeraDazu gehören auch Kundendaten und Finanzdaten. In der Vergangenheit zögerten viele Unternehmen noch häufig, solche teils sensiblen und sicherheitskritischen Daten in die Cloud zu geben. Das Vertrauen in die Sicherheitstools und -prozesse der großen Anbieter bei der Umsetzung von Daten- und Cyberschutz scheint demnach zuzunehmen.

Es fehlt noch an Know-how

Das Thema Sicherheit bleibt jedoch für 82 Prozent der KMUs weiterhin eine der größten Herausforderungen. Jedoch rücken mit wachsender Cloud Adoption noch andere Probleme in den Vordergrund. So kämpft auch der Mittelstand mit mangelnden Ressourcen bzw. Know-how – ein Punkt, der in diesem Jahr mit 78 Prozent auf den zweiten Platz schoss (2021: 72 Prozent). Da immer mehr Unternehmen ihre Cloud-Präsenz ausbauen, steigt die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften. KMUs stehen hier in hartem Wettbewerb mit größeren Unternehmen.

Besonders deutlich spüren die Unternehmen die fehlende Erfahrung/Expertise bei der Cloud Migration. Hier bereitet insbesondere das Application Dependency Mapping (57 Prozent), die technische Machbarkeitsprüfung (44 Prozent) und der Kostenvergleich von Cloud und On-Premise (38 Prozent) Kopfzerbrechen. Stärker als in großen Unternehmen stellt das Bring-Your-Own-License (BYOL)-Modell die Mittelständler vor Herausforderungen (29 Prozent). Ein Grund könnte sein, dass kleine und mittlere Unternehmen einen höheren Anteil an Open Source Software und minimal lizenzierten Anwendung im IT-Portfolio mitführen.

Aufbau von zentralen Cloud-Teams

Angesichts der wachsenden Herausforderungen hybrider IT-Welten entscheiden sich viele Unternehmen für den Aufbau von zentralen Cloud-Teams und/oder einem Cloud Center of Excellence (CCOE). Dadurch sollen Prozesse, Tools und Best Practices für das Cloudmanagement standardisiert, Kosten reduziert und Risiken im Hinblick auf Compliance und Sicherheit entschärft werden.

Die Mehrheit der Großunternehmen (71 Prozent) verfügt bereits über ein zentrales Cloud-Team oder ein CCOE. Bei KMUs finden sich solche Business Units in kleinem Umfang (64 Prozent), was sich sowohl durch die Unternehmensgröße als auch das in der Regel kleinere IT-Portfolio erklären lässt. Der Bedarf nach einer zentralen Cloud-Anlaufstelle scheint vorerst gedeckt: 21 Prozent der KMUs haben überhaupt keine Pläne in dieser Richtung. Auch bei der Unterstützung durch MSPS (Managed Service Provider) zeigt sich der Mittelstand im Vergleich zu großen Unternehmen zurückhaltender (55 Prozent).

Von AWS zu Oracle, Google & Co.

Interessant ist der Blick auf die Cloud-Anbieter. Noch ist unter kleinen und mittleren Unternehmen Amazon Web Services (AWS) Spitzenreiter. Doch der Anteil der Unternehmen, die große Workloads in AWS ausführen, fiel allein im letzten Jahr von 53 Prozent auf 31 Prozent zurück. Oracle Cloud Infrastructure hingegen konnte im gleichen Zeitraum seinen Anteil an Workloads mehr als verdoppeln – von 6 Prozent auf 15 Prozent. Die Cloud-Adoption zeichnet ein ähnliches Bild: AWS fiel bei den KMUs von 72 Prozent auf 69 Prozent, während Oracle um 13 Prozent stieg (28 Prozent; 2021: 15 Prozent). Bleibt es bei diesem Trend könnte Oracle zur ersten Wahl von KMUs werden.

Quelle: FlexeraUnternehmen, die derzeit Cloud-Projekte planen und mit unterschiedlichen Kombinationen an Cloud-Anbietern experimentieren (Stichwort: Multi Cloud), zeigten das größte Interesse an der Google Cloud Platform (GCP) (31 Prozent), dicht gefolgt von Azure, IBM Cloud und Alibaba Cloud (alle 25 Prozent). Bereits jetzt führt fast ein Drittel der KMUs Workloads auf GCP aus.

Toolbox für Container und Cloud-Konfiguration

Container entwickeln sich zunehmend zum Mainstream, was zum Einsatz von Container-Tools führt. Die Nutzung von Docker (38 Prozent) und Kubernetes (35 Prozent) ist bei KMUs weiterhin beträchtlich. Darüber hinaus gewinnen die Container-as-a-Service (CaaS)-Angebote der Public-Cloud-Anbieter bei den Kunden an Attraktivität. In diesem Jahr waren AWS Elastic Container Service (ECS) und AWS Elastic Kubernetes Service (EKS) das Container-Tool der Wahl (43 Prozent).

Um DevOps-Prozesse zur Bereitstellung von Cloud-Instanzen und SaaS-Anwendungen zu optimieren, entscheiden sich Unternehmen zudem vermehrt zum Einsatz von Cloud-Konfigurations-Tools. Trotz Multi Cloud fällt die Wahl dabei häufiger auf die jeweiligen nativen Cloud-Tools der Anbieter als auf unabhängige Drittanbieter. Dazu gehört AWS CloudFormation-Vorlagen (47 Prozent), Azure Resource Manager-Vorlagen (34 Prozent) sowie Google Cloud Deployment Manager- Vorlagen (33 Prozent). Terraform, Ansible, Chef, Puppet und Salt/SaltStack hingegen mussten über die Bank hinweg einen deutlichen Rückgang hinnehmen. (rhh)

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