Mainframes sind besonders im Banken- und Versicherungswesen noch weitverbreitet. Der unvermeidliche Wandel, den neue Technologien wie Cloud Computing mit sich bringen, stellt auch hier immer mehr Unternehmen vor die Frage, wie eine Modernisierung realisierbar ist.
Mainframes waren lange Zeit das Maß der Dinge, wenn es um die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Web-Transaktionen ging. Die Hochleistungscomputer sehen sich mit ihren oft altgedienten Anwendungen allerdings einer starken Konkurrenz von Seiten der Cloud-Technologien gegenüber, die mit schnellen Innovationszyklen und niedrigen Kosten eine neue Ära einläuten.
Zentral dabei ist allerdings nicht das Problem, Mainframes einfach durch Cloud-Lösungen auszutauschen – dafür schätzen gerade Unternehmen der Finanz- und Versicherungsbranche die hohe Zuverlässigkeit und Rechenleistung der Legacy-Datenserver zu sehr. Problematisch ist die Anwendungsmodernisierung. Generell bestehen fünf Möglichkeiten, mit denen Unternehmen ihre auf einem Mainframe laufenden Applikationen aktualisieren können.
- Replacement: Das Ersetzen der bisherigen Anwendung durch eine Applikation, die komplett neu zu implementieren ist, zieht einige Umstellungen auf organisatorischer Ebene nach sich. Bei einem Replacement handelt es sich streng genommen weniger um eine Modernisierung, sondern mehr um eine „Abschaffung“. Dabei ist es mitunter erforderlich, dass die alte und neue Anwendung während der Migration parallel bestehen.
- Emulation/Rehosting: Unternehmen verschieben ihre Anwendungen weg von den Mainframes hin zu kostengünstigeren Deployment-Plattformen. Auch dieser Prozess ist weniger als wirkliche Modernisierung zu betrachten, sondern dient eher als vorübergehende Maßnahme vor der Einstellung eines Systems.
- Translation: Im Fokus dieses Ansatzes steht der Anwendungscode, den Programmierer in modernen Programmiersprachen neu schreiben. Auf diese Weise entledigen sich Unternehmen der oft alten und umständlichen Sprachen und profitieren von neuen Compilern sowie Laufzeitumgebungen. Die Wahl eines Codes für Cloud-native Umgebungen bietet dabei die größte Flexibilität, da die Anwendung in diesem Fall sowohl in einer Public sowie Private Cloud als auch auf einem Server oder dem Mainframe laufen kann.
- Refactor: Im Gegensatz zur Translation strukturiert der Refactor-Ansatz nur bestimmte Komponenten der Applikation um und öffnet damit die Tür für Technologien wie Container und Microservices. Andere Code-Abschnitte bleiben hingegen unverändert.
- Rearchitect/Rebuild: Unternehmen entwickeln und designen die gesamte Anwendung vollständig neu.
In der Praxis bestehen die IT-Landschaften bei Banken und Versicherungen aus einer Vielzahl von verschiedensten Anwendungen. Realistisch ist daher eine Mischung aus den genannten Möglichkeiten, da unterschiedliche Bedingungen die Frage nach der jeweiligen Modernisierung beeinflussen – was bei einer Anwendung funktioniert, muss nicht unbedingt bei einer anderen der beste Weg sein.
Die Herausforderung der enormen Komplexität, die bei der Nutzung von unterschiedlichen Deployment-Modellen auftritt, war lange Zeit ein großes Problem. Heute stehen den Konzernen allerdings erprobte Enterprise-Kubernetes-Plattformen und spezialisierte Implementierungspartner zur Verfügung, die dabei helfen, die Risiken bei einer Umstellung unter Kontrolle zu halten.
Für die Anwendungsmodernisierung gibt es keinen einheitlichen Lösungsansatz, aber es gibt das Wissen und die Technologie, mit denen jedes Unternehmen den für seine Zwecke richtigen Weg finden kann. Enterprise-Kubernetes-Plattformen gewährleisten Anwendungs-Portabilität und Interoperabilität der eigenen Rechenzentren und Mainframes mit privaten sowie öffentlichen Clouds und ermöglichen es, dass Banken sowie Finanzinstitute ihre Legacy-Anwendungen heute mit geringeren Risiken als je zuvor modernisieren und zukunftssicher gestalten können.
Armin M. Warda ist FSI EMEA Chief Technologist bei Red Hat.