Laut einer aktuellen IBM-Studie erzielen bereits 62% der Unternehmen in Deutschland signifikante Produktivitätssteigerungen durch Künstliche Intelligenz. Besonders große Unternehmen profitieren, während KMU und der öffentliche Sektor noch zurückliegen. Neben schnellen ROI-Erwartungen zeigen die Ergebnisse auch, dass Offenheit und technologische Autonomie für eine erfolgreiche KI-Nutzung entscheidend sind.
Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr, sondern ein zunehmend strategisches Werkzeug für Unternehmen jeder Größe und Branche. Eine aktuelle IBM-Studie mit 3.500 befragten Führungskräften aus der EMEA-Region zeigt, wie weit Unternehmen in Deutschland bei der produktiven Nutzung von KI bereits sind – und wo noch Lücken bestehen.
Rund 62% der befragten deutschen Führungskräfte berichten von konkreten Produktivitätsgewinnen. Besonders Großunternehmen profitieren. KMU und der öffentliche Sektor hingegen bleiben deutlich hinter dem Durchschnitt zurück. Auffällig ist auch: Die Erwartungen an einen schnellen Return on Investment (ROI) sind hoch – viele Unternehmen rechnen mit einem messbaren Nutzen innerhalb eines Jahres.
Rendite und Effizienz: Was Unternehmen durch KI erwarten – und bereits erzielen
In Deutschland haben etwa ein Fünftel der Unternehmen ihre ROI-Ziele durch KI bereits erreicht. Weitere 48% erwarten, diese innerhalb der nächsten zwölf Monate zu realisieren. Die größten Effekte sehen Unternehmen unter anderem bei:
- Verbesserter Kundenbindung (Net Promoter Score: 50%)
- Höherer Mitarbeiterzufriedenheit (48%)
- Zeitersparnis in Prozessen (47%)
- Senkung operativer Kosten (46%)
- Umsatzsteigerung (40%)
Ein zusätzlicher Effizienzhebel wird in agentischer KI gesehen – also KI-Systemen, die eigenständig Aufgaben übernehmen. 93% der Befragten in Deutschland rechnen hier mit konkreten Resultaten innerhalb von zwei Jahren.
Schwerpunkte: Wo KI den größten Produktivitätsschub bringt
Inhaltlich profitieren Unternehmen in erster Linie in Bereichen mit hohem Digitalisierungsgrad. Dazu zählen:
- Softwareentwicklung und IT (36%)
- Kundenservice (32%)
- Kunden- und Account-Management (29%)
Neben reinen Effizienzgewinnen nennen viele Befragte auch qualitative Fortschritte – etwa bessere Entscheidungen und modernisierte IT-Infrastrukturen. Besonders bemerkenswert: In Deutschland berichten 47% der Unternehmen von Umsatzwachstum durch KI, deutlich mehr als im EMEA-Schnitt (41%).
Öffentlicher Sektor und Mittelstand bleiben zurückhaltend
Die Nutzung von KI ist nicht in allen Bereichen gleich ausgeprägt. Während 75% der Großunternehmen in Deutschland bereits produktive Erfolge sehen, trifft das nur auf 46% der KMU zu. Noch deutlicher ist die Zurückhaltung im öffentlichen Sektor: Hier berichten lediglich 40% von Produktivitätssteigerungen – deutlich unter dem EMEA-Durchschnitt von 55%.
Als häufigste Hemmnisse werden Sicherheits- und Ethikbedenken genannt. Vier von fünf Befragten in diesem Umfeld äußern konkrete Vorbehalte, die eine breitere KI-Nutzung bislang verhindern.
Strategische Transformation: KI verändert Geschäftsmodelle
KI ist für viele Unternehmen mehr als ein Tool zur Effizienzsteigerung. Ein Viertel der deutschen Unternehmen, die bereits Produktivitätszuwächse verzeichnen, berichtet von einer grundlegenden Veränderung des eigenen Geschäftsmodells durch KI.
Ein Drittel nutzt KI heute schon für:
- Innovationsbeschleunigung
- KI-gestützte Entscheidungsprozesse
- Re-Design von Wertschöpfungsketten
Weitere 42% planen diese Schritte in naher Zukunft. Auch die Arbeitsweise verändert sich: Mitarbeitende können sich durch gewonnene Zeit vermehrt auf operative Abläufe (47%), Datenanalysen (40%) und kreative Prozesse (39%) konzentrieren.
„Der wahre Wert von KI liegt in der strategischen Transformation von Unternehmen“, sagt Rolf Löwisch, Head of AI, IBM DACH. „Unsere Studie zeigt, dass 62% der Unternehmen in Deutschland bereits deutliche Produktivitätssteigerungen durch KI erzielen. Besonders erwähnenswert ist, dass fast die Hälfte davon ausgeht, innerhalb eines Jahres einen messbaren ROI zu erzielen – dank verbesserter Mitarbeiterzufriedenheit, Zeitersparnis und Umsatzsteigerung. In Bezug auf die technologische Autonomie ist die Schlussfolgerung klar: Unternehmen möchten Technologien nach ihren eigenen Vorstellungen einsetzen, mit Transparenz, Auswahlmöglichkeiten und Flexibilität.“
Technologische Offenheit ist erfolgskritisch
Für den nachhaltigen Erfolg von KI-Projekten sind Offenheit und Flexibilität entscheidend. 86% der deutschen Unternehmen betonen, wie wichtig Transparenz und Rückverfolgbarkeit in KI-Systemen sind. Ebenso relevant sind:
- Wahlfreiheit bei Anbietern und Lösungen (85%)
- Interoperabilität mit bestehenden Systemen (83%)
Der Wunsch nach technologischem Selbstbestimmungsrecht ist deutlich – besonders bei der Integration in bestehende IT-Strukturen und in komplexe Unternehmensarchitekturen.
Barrieren: Sicherheit, Datenschutz, Integration
Trotz positiver Effekte bleiben Herausforderungen bestehen. In Deutschland sagen 68% der Führungskräfte, dass Sicherheits- und Vertrauensfragen die Skalierung erfolgreicher KI-Projekte erschweren. Weitere 65% beklagen die Komplexität bei der Integration in bestehende IT-Systeme – nahezu identisch mit den Ergebnissen für die gesamte EMEA-Region.
Fünf Empfehlungen für mehr KI-Erfolg und schnellen ROI
IBM leitet aus den Studienergebnissen folgende strategische Handlungsempfehlungen ab:
- Ein robustes Betriebsmodell für KI etablieren
Zentrale oder föderierte Modelle mit klaren Verantwortlichkeiten ermöglichen messbare Ergebnisse. - KI-Kompetenz und Kultur stärken
Fortbildungen und eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur erleichtern die Einführung neuer Technologien. - Veränderungsbereitschaft fördern
Offenheit für Wandel ist entscheidend, um KI ganzheitlich im Unternehmen zu verankern. - Governance-Strukturen zur Risikosteuerung etablieren
Tools und Prozesse zur Steuerung von Reputations-, Daten- und Betriebsrisiken erhöhen die Resilienz. - Ein unternehmensweites KI-Board einrichten
Dieses sollte ethische Leitlinien entwickeln und Risikoabwägungen bei KI-Anwendungen treffen.
Über die Studie
Die IBM-Studie „The Race for ROI“ wurde im September 2025 gemeinsam mit Censuswide erstellt. Befragt wurden 3.500 Führungskräfte aus zehn Ländern – darunter 500 aus Deutschland. Die Unternehmen stammen aus unterschiedlichen Branchen und wurden nach Unternehmensgröße gestaffelt. Im Fokus standen Organisationen, die KI bereits einsetzen – etwa aus den Bereichen Finanzdienstleistungen, öffentlicher Sektor, Einzelhandel, Telekommunikation und Energie.
Die gesamte IBM Studie finden Sie hier.
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