Von automatisierten Rechnungen bis zu virtuellen Prototypen: Mittelständische Unternehmen können KI vielseitig einsetzen, etwa um die Prozesseffizienz zu steigern oder um die Produktqualität zu verbessern. Voraussetzungen dafür sind einfach zu bedienende Lösungen – und einige „weiche“ Faktoren. Ein Beitrag von Constantin Klein, Global Product Manager bei Syntax.
KI ist für mittelständische Unternehmen kein komplettes Neuland mehr. Erste Organisationen experimentieren bereits mit der Technologie und suchen passende Anwendungsfelder. Ziel ist es meist, Mitarbeitende zu entlasten und die betriebliche Effizienz zu steigern.
Bereits heute nutzen Unternehmen KI beispielsweise für das Erstellen von Rechnungen. Dabei registriert die KI alle relevanten Informationen aus Datenquellen wie ERP, CRM oder Buchhaltungssystemen und fasst sie in einem automatisch erstellen Rechnungsdokument zusammen. Das spart nicht nur Zeit, sondern reduziert auch Fehlerquellen wie Vertipper beim manuellen Übertragen.
GenAI: Schnelleres Prototyping und bessere Qualitätskontrollen
Während „traditionelle“ KI-Lösungen Daten klassifizieren und analysieren, um wiederkehrende Strukturen zu erkennen, geht generative KI (GenAI) noch einen Schritt weiter. GenAI-Lösungen erstellen auf Basis erkannter Muster neue Inhalte, etwa Bilder, Text oder synthetische Datensätze. In mittelständischen Produktionsunternehmen kommt GenAI oftmals bei der Entwicklung virtueller Prototypen zum Einsatz. Diese lassen sich genau wie physische Versuchsobjekte für Tests und Validierungen nutzen, ihre Erzeugung verursacht jedoch nur einen Bruchteil des Zeit- und Kostenaufwands.
Ein weiterer Anwendungsfall ist eine automatisierte Qualitätskontrolle. Dazu greift die GenAI-Lösung auf bestehende Maschinen-, Sensoren- und Wartungsdaten zu und erstellt auf dieser Basis automatisch detaillierte Inspektionspläne und Kontrollverfahren, mit denen Fehler oder Abweichungen von der Norm automatisch erkannt und gemeldet werden. Das Ergebnis: weniger Ausschuss und eine höhere Produktqualität.
KI-Agenten als hilfreiche Assistenten
Wer sicherstellen möchte, dass alle Fachabteilungen das Potenzial von KI noch besser ausschöpfen, muss den praktischen Einsatz der Technologie so niederschwellig wie möglich gestalten. Wichtige Tools einer solchen pragmatischen Umsetzung sind KI-Agenten. Sie stehen dem Nutzer in Form von Chatbots als Assistent zur Seite und übernehmen eigenständig – oder mit ihm zusammen – komplexe Aufgaben. Moderne Lösungen wie Microsoft Copilot lassen sich dabei auf spezifische Fachgebiete zuschneiden und können den entsprechenden Experten in den Fachabteilungen zielgerichtet zuarbeiten. Dann übernimmt der Agent zum Beispiel im Kundendienst eine Rund-um-die-Uhr-Bearbeitung und die Genehmigung von Rücksendungen oder überprüft für das Lieferkettenmanagement kontinuierlich Versandrechnungen, um Fehler zu vermeiden. Wichtig dabei ist: Die letztendliche Entscheidung in kritischen Situationen liegt immer beim Menschen. Der Agent arbeitet zu und unternimmt nichts ohne eine finale Freigabe.
Der menschliche Faktor
Auch wenn es auf den ersten Blick paradox erscheinen mag: Der praxisnahe Einsatz von KI in mittelständischen Unternehmen ist nur bedingt ein technologisches Thema. Erfolgsentscheidend ist vor allem, die Belegschaft bei der Einführung und Nutzung aktiv zu unterstützen. Denn die beste Technologie hilft nichts, wenn die Menschen, die sie einsetzen sollen, Vorbehalte oder unzureichende Kenntnisse über die Anwendungsmöglichkeiten haben. Ersterem begegnen Führungskräfte am besten mit einem gut organisierten Change Management, das die Mitarbeitenden von Anfang an mit einbezieht, eventuelle Sorgen ernst nimmt und direkt adressiert. Darüber hinaus spielt das Thema „User Enablement“ eine zentrale Rolle. Wer die Vorteile und Möglichkeiten von KI im Arbeitsalltag im Rahmen von Trainings und Workshops klar kommuniziert und zusätzlich vielleicht sogar noch eine unternehmensinterne „KI-Community“ aufbaut, stellt sicher, dass nicht nur die eingesetzte Technik, sondern auch ihre Nutzer bestens aufgestellt sind.
