Aktuell gibt es weltweit kein anderes Thema mehr als die Corona-Krise. Dass mit dem Virus nicht zu spaßen ist und er lange Zeit von vielen Bürgern, Unternehmern und auch Politikern gänzlich unterschätzt wurde, steht mittlerweile außer Frage. In Deutschland arbeiten mehr als 5 Millionen Selbstständige, ohne aber auch mit Angestellten und in vielen Branchen gehen die Umsätze rapide nach unten, teilweise sogar um bis zu 100 Prozent.
Besonders schwer getroffen hat Pandemie die Hotellerie und Gastronomie, sowie den Einzelhandel und die komplette Veranstaltungsbranche. Wie es weiter geht, ist derzeit noch unklar. Doch in Zeiten von solch großer Unsicherheit sollten sich Unternehmen aktiv mit dem Thema zu beschäftigen, Brände zu löschen und die Krise sogar zum eigenen Vorteil zu nutzen.
Gerade in der IT-Branche gibt es Risiken, aber ebenso große Chancen, diese Hürden zu überstehen und davon sogar zu profitieren. Ein Sieben-Punkteplan kann helfen, um erfolgreich aus der Krise zu kommen:
- Ruhe bewahren: Auch wenn es schwerfällt, in solchen Zeiten ruhig zu bleiben, so ist genau dies doch das Allerwichtigste. Wer einen kühlen Kopf bewahrt, trifft keine falschen Entscheidungen. Glauben Sie an Ihre Firma, an Ihr Team und an Ihre Produkte. Denken Sie rational und überlegen Sie, wie Sie während dieser schweren Zeit wirtschaftlich standhaft bleiben und den Arbeitsalltag erneut erfolgreich aufnehmen können.
- Den Ist-Bestand festlegen: Machen Sie eine Bestandsaufnahme, nicht nur von Waren im Lager, sondern von allem, was für die Wirtschaftlichkeit Ihres Unternehmens wichtig ist. Tragen Sie zusammen, wie hoch Ihre finanziellen Rücklagen und Reserven sind. Wie viele aktuell laufenden Verträge können Sie weiterhin ausführen, die regelmäßig für Umsatz sorgen. Prüfen Sie, ob Sie in wenigen Wochen Insolvenz anmelden müssen oder ob Sie, zwar geschwächt, aber dennoch stabil durch die Krise kommen. Überlegen Sie hierzu auch, wie Sie Ihre Personalplanung für die kommende Zeit angehen werden. Welche Mitarbeiter können noch Rest- oder gar Jahresurlaub nehmen, bauen Sie Überstunden ab oder lassen Sie ggf. sogar Minusstunden aufbauen, wenn Sie wissen, dass diese ganz schnell wiederaufgearbeitet werden. Auch zum Thema Kurzarbeit sollten Sie sich informieren, der Gesetzgeber hat hierzu bereits lockernde Regulierungen erlassen.
- Mit dem Finanzamt sprechen: Die Finanzämter sind von der Regierung angehalten, kooperativ mit Firmen umzugehen. So können bspw. Steuerstundungen beantragt und auch Vorauszahlungen ausgesetzt oder reduziert werden. Auch auf Vollstreckungsmaßnahmen wird vorerst komplett verzichtet. Sprechen Sie hierzu einfach mit dem zuständigen Finanzamt (wichtig: Vorort-Gespräche werden aktuell nicht geführt, nehmen Sie besser telefonischen oder schriftlichen Kontakt auf). Außerdem rate ich dazu, umgehend Kontakt mit dem Steuerberater aufzunehmen, welcher einen entsprechenden Härteantrag an das zuständige Finanzamt senden kann.
- Prüfen Sie, ob die Möglichkeit eines Kredites für Sie in Betracht kommt: Sollte der Betrieb in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken oder diese befürchten, würde ich die Option des „Corona-Kredits“ in Betracht ziehen. Auch hier gibt es von Seiten der Regierung einen COVID-19-Schutzschild, ein umfassendes Hilfsprogramm zur Förderung der Liquidität. Insgesamt stehen 460 Milliarden Euro Hilfeleistung zur Verfügung, die sich mit Unterstützung eines KfW-Darlehens schnell und unkompliziert beantragen lassen. Hier rate ich dazu, einen renommierten Finanzvermittler zu kontaktieren, welcher sich um alles kümmert. Für einen Anruf bei der zuständigen Hausbank ist es an dieser Stelle noch zu früh, lassen Sie die Experten diesen Punkt klären.
- Optimieren Sie Ihre betrieblichen Abläufe während der Krise: Während sich viele Menschen in Deutschland derzeit um fehlendes Toilettenpapier oder Nudeln in den Supermarktregalen sorgen, sollten Sie als Unternehmer die Krise bestmöglich nutzen. Reden Sie in der Phase mit Ihren Mitarbeitern und versuchen Sie, im Team die Abläufe zu optimieren. Prozessoptimierung sollte in Ihrem Geschäftsmodell, gerade in der IT Branche, zum Alltag gehören, doch genau jetzt sollten Sie besonderes Augenmerk auf diese Dinge legen. Das ist gut für den Kopf und in den meisten Fällen gut für das Geschäft. Außerdem binden Sie Ihre Mitarbeiter so ein, was den Teamgeist fördert und den Zusammenhalt strafft. In schwierigen Zeiten müssen die Menschen zusammenstehen.
- Sagen Sie Ihren Mitarbeitern ganz klar, was auf dem Spiel steht und verschönern Sie die Situation nicht: Im Alltag schaffen Sie es, Ihre Mitarbeiter aus grob administrativen Geschehnissen und Entscheidungen außen vor zu lassen. Doch während einer Zeit der Krise sollten Sie stets mit offenen Karten spielen. Geben Sie Einblicke in Zahlen, Prozesse und fragen Sie auch im Team nach Lösungsvorschlägen. Keiner sagt, dass Sie allein den Kahn aus dem Wasser ziehen müssen. Das motiviert und so entsteht ein Team, welches gewillt ist, die Krise gemeinsam zu überstehen. Sprechen Sie in dem Fall der Kurzarbeit auch ganz offen, wenn das umgesetzt werden muss, um den Betrieb langfristig zu retten. Führen Sie hier auch Einzelgespräche mit den Mitarbeitern und bieten Sie allen die Option auch im Falle der Kurzarbeit als Vollzeit-Mitarbeiter zurückzukommen, wenn alles gut läuft. Wenn Sie das Büro-Team bereits ins Home-Office geschickt haben, so ist dies keine Ausrede, diesen Punkt zu übergehen. Rufen Sie Ihre Mitarbeiter an oder skypen Sie. Sprechen Sie dabei nicht nur übers Geschäft, sondern erkundigen Sie sich ganz konkret auch über Ängste und Erwartungen Ihrer Mitarbeiter. Sie werden es Ihnen danken!
- Machen Sie aus der Krise eine Heldenstory! Schlussendlich liegt es auch in Ihrer Hand, die gesamte Corona Krise zu etwas positivem für Ihr Unternehmen zu nutzen. Dokumentieren Sie alle Prozesse und Entwicklungen während dieser Zeit mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Fehlschlägen und Siegen. Gerade Sie im IT-Bereich wissen doch, wie sich Blogs, aber auch Foto Storys oder kurze Filme zielsicher im Internet nutzen lassen. Seien Sie kreativ und binden Sie Ihre Mitarbeiter zu einer Task Force zusammen, die sich auf witzige, charmante oder auch sachliche Art und Weise mit dem Thema auseinandersetzt und Content für die Zukunft kreiert. Das macht Sie menschlich und schafft für die Zeit nach der Krise Vertrauen. Kommunizieren Sie diese Abläufe im Anschluss medial oder zumindest Ihren Kunden gegenüber und machen Sie sich zeitgleich krisensicher für die Zukunft. Haben Sie solch eine Situation einmal überstanden, ist es für Sie kein Problem, auch in Zukunft schwierige Zeiten zu meistern – intern im Team aber auch wirtschaftlich als Firma.
David Rölleke ist ein Krisen-Manager, welcher bereits vielen Unternehmen beim Weg aus der internen, aber auch von extern auferlegten Krise behilflich war. Zeitgleich ist er Gesellschafter und Senior PR Manager der SBS Media GmbH in Hamburg.