Die Version 6.3 von Comarch ERP Enterprise 6.3 ist mittlerweile erschienen. Neben vielen Optimierungen hinsichtlich Leistungsfähigkeit, Fehlertoleranz und Robustheit sowie Ergonomie wurden diverse neue Funktionen und Anwendungen entwickelt. Alle diese Änderungen machen Comarch ERP Enterprise noch stärker in Sachen Usability und der Fähigkeit, sich flexibel an die Anforderungen von Unternehmen anzupassen.

Das ergonomische Oberflächendesign „CDS“ wurde durch einen weiteren Navigationsmodus ergänzt und diverse Bedienungselemente auf Basis ermittelter User Experiences auf den neuesten Stand gebracht. So können z. B. im neuen Navigationsmodus die geöffneten Anwendungen über Karteireiter angesteuert werden. Die Karteireiter sind im Anwendungsbereich immer sichtbar, sodass auf das bisherige Navigationsfenster für das Benutzermenü und die Favoriten verzichtet werden kann. Diese sind in diesem Modus in einer Seitenleiste untergebracht, die eingeklappt werden kann.

Das gibt Platz für den Anwendungsbereich frei, bei gleichbleibendem Komfort für das Ein- und Ausblenden des Benutzermenüs und der Favoriten. Damit verbunden ist auch gleichzeitig die immense Erhöhung der anzeigbaren Anzahl an Favoriten oder kürzlich verwendeten Anwendungen, weil diese jetzt in einem Menü rechts der Seitenleiste ausgeklappt werden und sich somit über das ganze Anwendungsfenster erstrecken können. Darüber hinaus wurden in einer aufgeräumten Topleiste die Klicks für den Zugriff auf die Online-Hilfe, Benutzereinstellungen und Organisationsauswahl reduziert.

Grundfunktionen in Basis

Referenz-/Varianten-Artikel & Preisangaben ermöglichen Internationalität und Komplexität. Bei der Erfassung von Artikelmerkmalen können Benutzer mit einer neuen Unterscheidung gezielt Merkmale innerhalb der Artikelmerkmal-Klassifikationen einstufen bzw. fein justieren. Dabei stehen die Merkmaltypen Global, Gruppe und Lokal zur Auswahl. Dies ermöglicht Unternehmen mit komplexer Artikelstruktur bzw. internationalen Aktivitäten eine effektive Steuerung ihrer Artikel.

Für das Gruppieren steht die neue Tabellen-Anwendung „Artikelmerkmalgruppen“ zur Verfügung, worin Benutzer eine Gruppen-Identifikation und Bezeichnung erfassen. Mehrere Artikelmerkmale können einer Gruppe zugeordnet und eine Gruppe für die Zuordnung bei einer Klassifikation verwendet werden. Dadurch lassen sich alle Artikelmerkmale einer Gruppe in einem Schritt einem Klassifikationsknoten zuweisen.

Neu ist, dass Referenz-Artikel nicht nur Blättern, sondern auch Ordnern zugeordnet werden können. Zudem können Werte für Referenz-Artikel festgelegt werden, die für Varianten-Artikel nicht änderbar sind. Darüber hinaus können Benutzer für Referenz-Artikel festlegen, welche Artikelmerkmale bei den zugehörigen Varianten-Artikeln in Kombination eindeutige Werte haben müssen. Natürlich stehen entsprechende Cockpit-Anwendungen für Abfragen, Import-/Export-Funktion und Korrektur-Anwendung zur Verfügung.

In ausgewählten Beleg-Anwendungen kann für einen gegebenen Referenz-Artikel über die Artikelmerkmale nach den dazugehörigen Varianten gesucht, die Mengen pro Variante festgelegt und diese anschließend als neue Belegpositionen zu einem vorhandenen Beleg hinzugefügt werden. Das vereinfacht die Übernahme bei Aussparung des Positionseditors. Für die Suche stehen die Artikelmerkmale der Referenz-Artikel, Varianten-Artikel und sonstige Artikelmerkmale zur Verfügung. Ein ähnliches Verfahren ist auch für Artikel möglich.

Preise und Währungen

Die starke internationale Einsatzfähigkeit von Comarch ERP Enterprise wurde auch durch Anpassungen bei der Festlegung der Anzahl an Nachkommastellen für Preise gestärkt: Diese wurde in die Anwendung „Währungen“ verlagert. Darin können Benutzer nunmehr die Anzahl an Nachkommastellen für Preise und für Beträge separat bestimmen. Dadurch ist gezielter pro Währung festlegbar, wie gerundet werden soll.

Beschaffung: Wechselkursänderung für Eingangsrechnung aus Verteilprozess

Wenn Eingangsrechnungen automatisch aus dem Verteilprozess erzeugt werden, dann spiegelt das nicht immer den Lieferprozess wider. Eine Lieferung kann unter Umständen erst lange nach dem Erzeugen einer Eingangsrechnung erfolgen. Dieser Umstand kann sich negativ auf die Bestandsbewertung auswirken, wenn Rechnungen in Fremdwährungen erzeugt werden und Wechselkurse schwanken.

Um darauf geeignet reagieren zu können, steht für Eingangsrechnungen aus Verteilung, die sich im Status „Freigegeben“ nicht direkt bearbeiten lassen, die bekannte Aktion „Kurs oder Lieferanten-Rechnungsdatum ändern“ zur Verfügung. Darüber können -Benutzer den Wechselkurs ändern, wenn dies die Vorbedingungen zulassen. Darüber hinaus kann in der Eingangsrechnungsart festgelegt werden, welchen Status eine Eingangsrechnung aus Verteilung nach ihrer Erzeugung erhalten soll. Daneben wurde auch bei automatischen Buchungen die Flexibilität für die Benutzer erhöht.

Dokumenten-Management: Andockbares Fenster, Drag & Drop, Vorschlagswerte und Notizen

In einem andockbaren Fenster „Dokumentdateien“ werden Dokumentdateien angezeigt, die mit dem Business Entity verknüpft sind, das im Anwendungsbereich geöffnet ist. Mit einem Klick kann die jeweilige Dokumentdatei geöffnet werden. Darüber hinaus wurde das Hochladen einer Datei über die Anwendung „Dokumente“ optimiert: Per Drag & Drop oder über den Browser lassen sich Dateireferenzen einfügen und mit dem „Dokument“ verknüpfen.

Um eine schnellere Erfassung von Dokumenten mit Verknüpfung zu Business Entitys zu ermöglichen, können Vorschlagswerte hinterlegt werden, zum Beispiel für Dokumentart und geeignete Dokument-Verknüpfungsarten. Für die vereinfachte Erfassung von Notizen für Business Entitys steht eine neue Aktion zur Verfügung. Mithilfe dieser Aktion können Benutzer die wenigen Daten, die für Notizen erforderlich sind, in einem Dialogfenster erfassen. Durch Klicken eines Buttons wird die Notiz erzeugt.

Lagerstrategie festlegen mit Cross-Docking

„Cross Docking“ ist ein Ausdruck für das Durchreichen von Wareneingangsmengen direkt in die Warenausgangszone, sodass diese schnellstmöglich ausgeliefert werden können. Der Transportprozess für das Ein- und Auslagern wird also dadurch erspart. Die Cross-Docking-Mengen richten sich nach den geplanten Abgängen in der Warenausgangszone, z. B. aufgrund von Vertriebsaufträgen. Eine Cross-Docking-Strategie kann in Comarch ERP Enterprise für folgende Vorgänge genutzt werden:

  • Einlagerung auf einen unterteilten Lagerort ohne weitere Zielangaben.
  • Umlagerung von der Wareneingangszone auf denselben Lagerort ohne weitere Zielangaben.

Benutzer können bestimmen, ob und wie sie eine Cross-Docking-Strategie nutzen möchten und einen Prüfungshorizont festlegen. Der Prüfungshorizont führt dazu, dass zunächst für die Warenausgangszone der Bedarf ermittelt wird und danach in Abhängigkeit der gewählten Cross-Docking-Strategie entweder eine Umlagerung auf die Warenausgangszone erfolgt oder doch eingelagert wird. Für den komfortablen Umgang mit entsprechenden Lageraufträgen steht zusätzlich das Gruppier- und Sortiermerkmal „Cross-Docking“ in den Anwendungen „Lagerorte“ und „Lagerauftragsarten“ bereit.

Bereinigung virtueller Artikelbestände im Rahmen einer Inventur

Die Lagerzone „Inventurdifferenzen“ enthält unter anderem Rundungsdifferenzen von Artikeln mit parallelen Artikeleinheiten. Wenn beispielsweise bei einem Wareneingang 10 Stück eines Artikels mit einem Gewicht von 10 kg ins Lager gebucht werden und anschließend – aufgrund von Feuchtigkeit oder anderen Faktoren – 9 Stück mit einem Gewicht von 11 kg aus demselben Lager ausgegeben werden, dann würde der resultierende Bestand 1 Stück mit einem Gewicht von -1 kg betragen. Wenn kg eine parallele Artikeleinheit und nicht einfach ein Maß ist und alle Einheiten das gleiche Vorzeichen haben müssen (entweder positiv oder negativ), dann ist dies kein zulässiger Zustand.

Stattdessen wird der neue Bestand 1 Stück mit einem Gewicht von 0 kg sein. Die Differenz von -1 kg kann aber nicht einfach aus dem Lager verschwinden. Stattdessen wird sie in die Lagerzone „Inventurdifferenzen“ gebucht. Diese virtuelle Zone enthält alle derartigen Differenzen. Im Laufe der Zeit kann dies zu erheblichen Beträgen führen, die sich in Bestandsabfragen auf Lagerortebene niederschlagen.

Zum Bereinigen der Lagerzone „Inventurdifferenzen“ und der darin bestehenden virtuellen Bestände kann im Rahmen einer Stichtagsinventur oder eines Bestandsabgleiches eine Inventurzählliste des Typs „Inventurdifferenzliste“ erzeugt werden, die artikelbasiert ist. Die Inventurdifferenzliste enthält die virtuellen Bestände. Durch die Übernahme der Soll-Mengen werden die virtuellen Bestände in der Lagerzone „Inventurdifferenzen“ entfernt.

Inventur-Parameter und Rücktransport nach Stornierung

Die Anzahl der möglichen Parameter für das Erzeugen von Inventurzähllisten aus Cockpit-Anwendungen heraus wurde erhöht. Zudem ist nun der Rücktransport stornierter Mengen mit Bezug zu einem Lagerauftrag möglich. Wird zum Beispiel ein Wareneingang oder eine Wareneingangsposition storniert, deren Eingangsmengen bereits mit einem Lagerauftrag eingelagert wurden, dann kann diese Bestandsmenge mit neuer Aktion und neuen Einstellungen zurück in die Wareneingangszone umgelagert werden. Storniert wird dabei nicht der für die Einlagerung verwendete Lagerauftrag. Ein neuer Lagerauftrag entsteht, in dem auf bereits zwischenzeitlich ausgelagerte Mengen reagiert werden kann. Die Stornierung kann somit auch nur eine Teilmenge betreffen.

Lagerauftrag einem Mitarbeiter automatisch zuordnen

Sie können für Lageraufträge festlegen, ob und wie der für den Lagerauftrag zuständige Mitarbeiter ermittelt und verwendet werden soll, wenn der Lagerauftrag in Bearbeitung genommen wird. Dazu steht in der Anwendung „Lagerauftragsarten“ das neue Feld „Mitarbeiter automatisch zuordnen“ zur Verfügung. Zusätzlich steht Ihnen in der Anwendung „Cockpit: Lageraufträge“ die Aktion „Mitarbeiter zuordnen“ zur Verfügung. Dadurch können Sie individuell eine Menge von Lageraufträgen einem Mitarbeiter zuordnen, sodass dieser die ihm zugeordneten Lageraufträge in seinem Arbeitsvorrat abrufen kann. Auch das Entfernen dieser Zuordnung ist damit möglich.

Disposition: Lieferkalender

Zur optimalen Berücksichtigung von periodischen Lieferungen in der Materialbedarfsplanung und den daraus folgenden Vorschlägen für die interne und externe Beschaffung wurden neue Anwendungen entwickelt und bestehende erweitert. Ein Lieferkalender steht nun zur Verfügung, der auf einer Werkskalenderart basiert. Darin können Liefertage wie Feiertage festgelegt werden, die dann im konkreten Lieferkalender für die Berechnung von Lieferterminen einbezogen und daraus folgend die vorzuschlagenden Beschaffungsmengen in Abhängigkeit der Bedarfsmengen gesteuert werden. Die periodischen Liefertermine werden im Lieferkalender als Werktage erfasst oder können importiert werden.

Damit sowohl mit gewünschten Artikel-Liefertagen als auch auf Lieferantenvorgaben zu deren Lieferzyklen geplant werden kann, werden Lieferkalender in der neuen Anwendung „Lieferkalender-Zuordnungen“ zugeordnet. Die Zuordnung kann maximal aus einer Kombination von Artikel, Artikel-Klassifikation, Lieferant und Organisation festgelegt werden. Dazu kann in der Anwendung „Artikel“ zu den Dispositionsdaten eine neue Artikel-Lieferkalender-Klassifikation zugeordnet werden, deren Knoten in der Anwendung „Klassifikationen“ zu bestimmen sind.

Damit sind alle Möglichkeiten der Liefertermine hinsichtlich Artikel, Lieferant oder Organisation gegeben. Schließlich kann in der Materialbedarfsplanung und für das Berechnen von Beschaffungsvorschlägen gewählt werden, ob Lieferkalender zu verwenden sind. Bei der Berechnung wird die Zeit für den Lagerzugang berücksichtigt und damit auch auf den Verfügbarkeitstermin reagiert. Ist im angegebenen Lieferkalender kein Liefertermin vorhanden, dann wird die Materialbedarfsplanung wie bisher ausgeführt.

Grundpreispflichtige Artikel

Wird ein Artikel an Endverbraucher vertrieben, dann ist für einige Artikel das Ausweisen eines Grundpreises verpflichtend. Damit Sie dieser Verpflichtung nachkommen können, stehen Ihnen folgende Neuerungen bereit: In der Anwendung „Artikel“ legen Sie bei Bedarf fest, ob ein Artikel generell grundpreispflichtig ist und hinterlegen eine Grundpreismenge und Grundpreis-Bezugsmenge.

Muss z. B. auf Abtropfgewichte reagiert werden, dann lässt sich auch eine Grundpreis-Umrechnungsbezugsmenge angeben. Dazu stehen die 1. Artikeleinheit oder eine der Verpackungseinheiten zur Verfügung. Aus diesen Artikel-Stammdaten wird in der Vertriebspreisliste der Grundpreis berechnet und angezeigt. In den Beleg-Anwendungen des Vertriebs, z. B. in einem Vertriebsangebot oder einer Ausgangsrechnung, wird ebenfalls dieser Grundpreis pro Grundpreis-Bezugsmenge angezeigt und kann ausgegeben werden.

Historische Belegdaten von Vertriebsaufträgen

Zur Reduzierung der Datenmengen auf ein legitimes Maß bzw. für das Aufbewahren von Belegdaten steht die neue Anwendung „Beleg-Reorganisationseinstellungen/Historische Daten“ zur Verfügung. Darin legt man pro Belegart fest, ob Daten der betroffenen Belege behalten werden sollen. Auf diese können Benutzer dann zum Beispiel beim Suchen und Hinzufügen von Positionen in Belegen zurückgreifen.

Zum Abfragen der historischen Belegdaten von Vertriebsaufträgen steht die neue Anwendung „Cockpit: Historische Vertriebsaufträge“ zur Verfügung. In der Anwendung „Aufbewahrungskategorien-Zuordnungen / Belegtypen“ können Sie auch für historische Daten entsprechende Zuordnungen vornehmen. Für diese sind keine Löschprüfungen festlegbar. Soll ein Beleg reorganisiert werden, dann werden die Festlegungen zu historischen Belegdaten in Kombination mit den Aufbewahrungseinstellungen ausgewertet und entsprechende Daten erzeugt.

Alle diese Änderungen machen Comarch ERP Enterprise noch stärker in Sachen Usability und der Fähigkeit, sich flexibel an die Anforderungen von Unternehmen anzupassen. Comarch ERP Enterprise ist ein modernes, browserbasierendes ERP-System, das mit Multi-Site auch komplexe Firmenstrukturen abbilden kann. Durch Offenheit und Anbindungsfähigkeit ist diese ERP-Lösung in fast jede IT-Infrastruktur integrierbar, was wiederum eine schnelle Integration neuer Anwendungen wie IoT oder Unified Commerce ermöglicht.

Dabei kann Comarch ERP Enterprise auch als flexibler Prozess- und Datenhub für große Infrastrukturen fungieren und diverse Anwendungen zu einem großen Frontend vereinen. Aus der Basis im europäischen Raum hat sich das Einsatzgebiet in den letzten Jahren immer breiter ausgeweitet, sodass heute auf fast allen Kontinenten mit Comarch ERP Enterprise produziert und gehandelt wird.

Klaus Lechner

Comarch Software und Beratung AG