Die Public Cloud bietet enormes Modernisierungspotenzial für alle Arten von Anwendungen – auch für geschäftskritische Lösungen wie SAP. Um es voll ausschöpfen zu können, müssen Unternehmen über eine reine Migration hinausdenken – und einige Punkte beachten.

Hyperscaler wie Microsoft Azure und AWS versprechen eine flexibel skalierbare Infrastruktur, dynamische Kostenmodelle und enorme Innovationskraft für die Modernisierung von Applikationen durch Plattform-Services. Ob diese Modernisierung zum Beispiel im SAP-Umfeld gelingt, entscheidet sich bereits mit der Wahl des richtigen Migrationsmodells.

Bei einem Rehosting werden Anwendungen wie SAP ERP (ECC) vom klassischen On-Premises-Rechenzentrum fast identisch in die Public Cloud migriert. Die Vorteile sind eine Kostenverlagerung von CAPEX zu OPEX, die Eliminierung veralteter Hardware und eine größere Flexibilität, wenn schnell weitere Ressourcen benötigt werden.

Wer auf Refactoring setzt, kann zusätzlich Platform as a Service (PaaS)-Angebote der Hyperscaler in die Architektur miteinbeziehen, profitiert von einer verbesserten Anwendungslogik und erhöht so den eigentlichen Nutzen der Software. Liegt die Datenbank einer Anwendung beispielsweise auf einem Microsoft-SQL-Server, gibt es auf Azure mit „Azure SQL Database“ und „Azure SQL Managed Instance“ gleich zwei mögliche Alternativen. IT-Verantwortliche müssen sich künftig also nur noch auf Datenstruktur und -logik einer Software konzentrieren und profitieren von einer Evergreen-Plattform mit regelmäßiger Wartung und Updates.

Unterstützt die Zielplattform Teile der Software nicht, muss die Anwendung mit Rearchitect angepasst oder so umgestaltet werden, dass diese Elemente in einer neuen Architektur mit nativen Cloud-Services ersetzt werden können. Lohnt sich diese Anpassung nicht mehr, ist es häufig am sinnvollsten, die Anwendung mit Rebuild direkt in der Cloud auf Basis aktueller Best Practices neu aufzubauen.

Egal, welches Modell zum Tragen kommt: Die Innovations- und Veränderungsgeschwindigkeit der Hyperscaler ist enorm und setzt stets aktuelles Fachwissen voraus. Deswegen ist die Prozessbegleitung durch erfahrene Cloud-Architekten ein wesentlicher Faktor, wenn die Möglichkeiten der angestrebten Zielplattform voll ausgeschöpft werden sollen.

Integration als Innovationstreiber

Läuft die Anwendung dann in der Cloud, geht es darum, weitere Plattformdienste möglichst effektiv zu integrieren. Das setzt eine umfassende Kenntnis möglicher Integrationsschnittstellen und Know-how zu innovativen Diensten der jeweiligen Plattform voraus – insbesondere bei Themen wie dem IoT, Analytics oder KI.

Wer die Effizienz seiner gesamten ERP-Landschaft steigern möchte, kann beispielsweise den Datenbestand seines SAP-Systems erweitern. So ermöglichen Azure Cognitive Services die Anbindung KI-basierter Algorithmen über entsprechende Schnittstellen. Auch Produktionsdaten von Maschinen oder Edge-Sensoren lassen sich einfach über den Azure-IoT-Hub managen und mit SAP-Daten kombinieren. Aufbereitet werden diese verknüpften Datensätze dann via Microsoft Power BI oder in Azure Synapse Analytics. Die anschließende Datenanalyse fördert mitunter wichtige neue Erkenntnisse über die gesamte Wertschöpfungskette zutage und steigert das Innovationspotenzial bestehender Prozesse und Lösungen.

Expertise und Erfahrung sind Trumpf

Um die Migration von Anwendungen in die Cloud als Treiber für deren Modernisierung nutzen zu können, benötigen Unternehmen umfassende Kenntnisse und Erfahrungswerte. Der erste Schritt ist eine solide Betrachtung und Rationalisierung des Modernisierungsprojektes mit einer klaren Entscheidung für Rehosting, Refactoring, Rearchitect oder Rebuild.

Die Antwort, welches Modell sich dabei im Hinblick auf die einzelne Anwendung und auf die Gesamtinfrastruktur am besten eignet, lässt sich am besten mit einem erfahrenen Cloud-Experten als Partner ermitteln.

Constantin Klein

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