Ein Malware-Befall des Industrie-Giganten Rheinmetall rückt Cyber-Risiken in der Produktion wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Wochenlange Produktionsprobleme, Produktionsausfälle in Millionenhöhe und daraus resultierende Lieferschwierigkeiten – der Automobilzulieferer Rheinmetall wurde Opfer einer Malware-Attacke auf die IT-Infrastruktur an drei Standorten in Nord- und Südamerika.
Dieser Vorfall zeigt, dass es Cyber-Kriminelle immer mehr auf die Industrie und deren Produktionsumgebungen abgesehen haben. Auch wenn die genaue Bezeichnung der Malware und die Art der Attacke bisher nicht bekannt gemacht wurden, so zeigt der Angriff einmal mehr die Schwachstellen von Produktionsumgebungen auf. Und er zeigt auch, das Cyber-Kriminelle in der Lage sind, diese Schwachstellen und Risiken in IT-Infrastrukturen aufzudecken und erfolgreich zu attackieren.
Veränderte Bedrohungslage für die Industrie
Laut des Skybox Security Vulnerability and Threat Trends Reports hat sich das Bedrohungsumfeld für die Industrie seit Beginn des Jahres verändert. Waren Malware-Angriffe durch bösartiges Kryptomining 2018 noch das Mittel der Wahl vieler Cyber-Krimineller, so haben im ersten Halbjahr dieses Jahres auch mehr und mehr Ransomware, Botnets und Backdoors Unternehmen schwer zu schaffen gemacht.
Der stärkste Anstieg im Bereich der Sicherheitslücken war bei Cloud-Containern zu beobachten. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Schwachstellen hier um über 240 Prozent gestiegen. Ein beunruhigender Trend ist zudem, dass Sicherheitslücken immer höhere Risiken bergen. Sie öffnen Tür und Tor für Bedrohungen, die mehrere Produkte oder Produktionsketten umfassen, wenn diese denselben Code verwenden. Schwachstellen auf Chip-Ebene wie Spectre oder Meltdown waren deshalb besonders zahlreich, was zu Kollateralschäden bei “Downstream-Technologien” wie Betriebssystemen oder Browsern auf der betroffenen Architektur führte.
Aber auch alte Malware-Technologien stellen immer noch eine Bedrohung dar, obwohl sie bekannt und Fixes verfügbar sind. Das liegt an mangelhafter, aber schwer nachweisbarer IT-Wartung und an unzureichender Cyberhygiene. Auch Phishing, das sowohl technische als auch menschliche Expertise erfordert, um erfolgreich zu sein, bleibt ein branchenweites Problem, das gezielte Aufmerksamkeit durch Cyberthreat-Experten benötigt.
Industrie muss Produktionsumgebung schützen
Auch wenn die Anzahl der Bedrohungen aus dem Netz steigt und die Cyber-Angriffe immer komplexer werden, gibt es dennoch Möglichkeiten, sich effektiv gegen derartige Attacken zu wehren. Einer der Hauptbestandteile dieser Verteidigungsstrategie ist die verstärkte Automatisierung von Sicherheitssystemen.
Eine Automatisierung trägt dazu bei, Abläufe nachzuvollziehen, Schwachstellen aufzudecken und zu beheben. Zudem erhalten Sicherheitsexperten dadurch einen besseren Überblick über sämtliche Angriffspunkte innerhalb des Unternehmensnetzwerks und können basierend darauf reagieren, um die Risiken zu minimieren.
Netzwerkmodell zeigt Schwachstellen auf
Darüber hinaus hilft die Implementierung eines Netzwerkmodells, die Erreichbarkeit von Schwachstellen darzustellen und sie hinsichtlich ihres Risikoniveaus zu bewerten. Externe Berater können an dieser Stelle eine große Hilfe sein, besonders dann, wenn diese schon Expertise in den Bereichen Asset-Management, Schwachstellen-Scanning, Tracking und Reporting gewonnen haben. So können effektive Security-Maßnahmen ergriffen und Schritt für Schritt über alle Unternehmensbereiche hinweg eingeführt werden.
Eines darf bei all der Technologie aber auf keinen Fall vergessen werden: Viele Angriffe auf Netzwerke in der Industrie werden durch mangelndes Bewusstsein der Belegschaft erst ermöglicht. Deshalb müssen alle Mitarbeiter über die Bedeutung von Cyber Security aufgeklärt und für IT-Sicherheitsthemen sensibilisiert werden. (rhh)