Die Zeiten einer AS/400, thronend aufgebaut in einem Rechenzentrum sind lange vorbei. Moderne Rechenzentren, strukturiert durch Racks und froh blinkenden Leuchten prägen das Bild zeitgemäßer Betriebe. Längst sind die System i Installationen ausgebaut, so dass auch heute noch der klassische Ein-System-Betrieb, aber eben auch immer mehr die Bereitstellung von System i Landschaften Einzug gehalten haben.
Partitionen kennen wir in diesem Zusammenhang auch schon seit einigen Jahren. Und auch hier macht der Fortschritt keinen Halt. Neuerungen in der Verwaltungsebene der Partitionen, der Virtualisierung, den angeschlossenen externen Plattenverwaltungssystemen fordern und fördern die Unternehmen dauerhaft. Nicht selten sind es Globalisierungsthemen, Trennungen von Datenbanksystemen von Webshops – alle auf System i laufend, Testumgebungen und Hochverfügbarkeitslösungen, die eine Fülle an logischen Partitionen (LPAR) zur Folge haben. Hochverfügbarkeitslösungen decken eine Menge an potentiellen Ausfallgründen ab. Aber auch heute in Zeiten modernster Hardware sind Downtimes für bestimmte Wartungsarbeiten nicht immer vermeidbar. Aber genau diese müssen in einem 365/24 Betrieb auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Und hier kann zum Beispiel Live Partition Mobility eine wichtige Rolle spielen.
Dank der modernen Virtualisierung und der Administrationswerkzeuge ist die Simplifizierung der komplexen Umgebungen Grundlage für eine effektive Arbeit. In dem Zusammenhang kommt es auch immer wieder vor, dass Partitionen von einer physischen Hardware auf eine andere Hardware umgezogen werden müssen. Zeitliche Aspekte spielen hier eine große Rolle. Und deshalb ist es auch wichtig, dass die Option, eine Partition umziehen zu können, möglichst einfach und schnell umgesetzt werden kann. IBM unterstützt diese Anforderungen des Verschiebens oder Übertragens einer Partition von einer physischen Maschine auf eine andere physische Maschine mit dem sogenannten Live Partition Mobility. Dabei kann der Administrator sogar bei gewissen Voraussetzungen wählen, dass eine Partition sogar im laufenden Betrieb verschoben werden kann. Aber natürlich lässt sich das Verschieben einer LPAR auch dann umsetzen, wenn eben diese nicht aktiv ist.
Livepartitionsmobilität (kurz: LPM) ist auf PowerVM Enterprise Edition-Hardware verfügbar. Die Live-Partitionsmobilitätsfunktionalität ermöglicht es den Benutzern, logische IBM i-, AIX und Linux-Partitionen zwischen Systemen zu übertragen, während inaktive Partitionsmobilität die Migration von heruntergefahrenen Partitionen ermöglicht.
Natürlich gilt es in einem solch komplexen Umfeld die Voraussetzungen genau zu prüfen, dass und ob eine solche Form des Partitionsverschiebens möglich ist. Die Liste der Voraussetzungen ist lang, deshalb hier nur einige wenige Punkte dazu:
- die Hardware muss für Partition Mobility ausgelegt sein
- es muss ein aktueller PTF Stand auf dem System i installiert sein
- Es können nur Maschinen mit externen Platten eingebunden werden
- Alle I/O Komponenten müssen virtualisiert und über den VIOS nutzbar sein
- Die beiden Systeme müssen sich in demselben Netzwerk befinden
- die HMC als Verwaltungswerkzeug muss auf einem aktuellen Stand sein
Schauen wir uns zunächst einmal die verschiedenen möglichen Aktivitätsstadien der Partitionen an, die für das Verschieben einer Partition in Frage kommen:
Inactive Partition Mobility
Diese Form des Verschiebens ist wohl die sicherste, denn eine inaktive Partition ohne laufendes Betriebssystem und damit auch ohne in Benutzung befindliche Datenbankkomponenten lässt sich in der Regel ohne größere Risiken und Vorarbeiten von einer Maschine auf eine andere Maschine übertragen bzw. verschieben.
Active Partition Mobility
Diese Form des Verschiebens ist sozusagen die Königsklasse – denn hier sind wir in der Lage, eine laufende Partition (also auch Anwendungsprogramme, Datenbankzugriffe etc!) von einer physischen Maschine auf eine andere zu verschieben.
Suspended Partition Mobility
Eine Partition kann in eine Art Wartezustand gesetzt, verschoben, und dann wieder reaktiviert werden.
LPM basiert auf den folgenden Komponenten:
- Quell- und Zielserver Power System
- Hardware Management Console (HMC)
- Quell- und Ziel VIOS
- Mobile Partition
- Storage Konfiguration
- Netzwerkkonfiguration
Grundsätzlich kann man eine Partition auch zwischen unterschiedlichen Power Systemfamilien (z.B. Power 8, Power 9, Power10) verschieben. Dabei müssen natürlich auf dem Zielserver die Voraussetzungen für das Ausführen der zu übertragenden Partition erfüllt sein.
Sobald sie Shared Memory Pool auf dem Quellsystem nutzen, dann sollte auf dem Zielsystem auch der entsprechende Hauptspeicher für die Ausführung der Partition zur Verfügung stehen. Selbiges gilt natürlich auch für den dediziert zugewiesenen Hauptspeicher.
Eine besondere Bedeutung kommt beim LPM dem Netzwerk zu – denn die meiste Zeit wird dazu benötigt, um den Inhalt des Partiotionsspeichers vom Quellsystem zum Zielsystem zu übertragen. Je schneller die Netzwerkverbindung ist, desto schneller ist der LPM-Vorgang. LPM wird in 1-Gb-Netzwerken unterstützt, aber es empfiehlt sich hier, Netzwerkverbindungen mit 10 Gb und höher einzusetzen. Je schneller die Netzwerkleistung, desto besser ist das in der Regel für unser LPM. Hier kommt gegebenenfalls auch der Einsatz von Jumbo Frames in Betracht. Diese bieten neben der Unterstützung für große Sende- und große Empfangsrate (LRO) auch eine verbesserte Netzwerkleistung für LPM über die typische Standardpaketgröße von 1500 Byte. Um diese Funktionen nutzen zu können, müssen alle Netzwerkschnittstellen und Geräte diese Optionen unterstützen, sodass Sie möglicherweise eine separate Infrastruktur nur für LPM verwenden müssen. Die Einrichtung von Partition Mobility erfolgt über den Partition Migration Assistenten der HMC.
Schauen wir uns aber zunächst einige der Anforderungen an, die in Bezug auf die Power Systeme, die HMC, den VIOS, den Storage und das Netzwerk erfüllt sein müssen.
Power Systeme
Auf Ebene der Power Systeme sind unter anderem die nachfolgenden Voraussetzungen zu erfüllen:
- PowerVM Edition Hardware Feature ist aktiviert
- Alternativ kann zum vorgenannten Punkt auch über die Trial Version des Live Partition Mobility dieser Task als erfüllt betrachtet werden.
- Die Hardware muss aus geeigneten Power Systemen ab Version 7 bestehen (genaue Informationen, welche Systeme unterstützt werden, finden Sie auf den IBM Webseiten
- Die Firmware muss auf dem Quell- und dem Zielsystem kompatibel sein
- Das Zielsystem muss über ausreichende Ressourcen verfügen
- Wenn die Partition shared Memory verwendet, dann muss der shared Speicherpool auch auf dem Zielsystem vorhanden sein
- etc.
Die HMC ist, wie natürlich auch in anderen Bereich der Partitionierung, ein wichtiges Werkzeug und wird auch für LPM eingesetzt – und das nicht nur zur Konfiguration, sondern auch zur Sicherstellung der Voraussetzungen für LPM.
Bevor Sie die Partitionsmobilität nutzen, müssen Sie zunächst sicherstellen, dass beide Systeme ordnungsgemäß konfiguriert sind. Dies kann über die Hardware Management Console (HMC) erfolgen. Darüber hinaus ist es wichtig, die auf dem Zielserver verfügbaren Ressourcen zu prüfen, um sicherzustellen, dass genügend Speicherplatz, Arbeitsspeicher und Verarbeitungsleistung für die Verarbeitung der Partition vorhanden sind.
Die Planungs- und Vorbereitungsschritte für LPM lernen Sie in einer der nächsten Ausgaben kennen.
Jörg Zeig berät freiberuflich im System i Umfeld.
Er berichtet regelmäßig für den TechKnowLetter.
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