Kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland mangelt es häufig an der erforderlichen IT-Sicherheitskultur. Das ist das Ergebnis einer weltweiten Studie von Sage. So belegt die Studie des führenden Anbieters von spezifischen KMU-Lösungen in den Bereichen Buchhaltung, Finanzen, Personal und Gehaltsabrechnung, dass zwar zwei Drittel der KMU Cyber-Sicherheit als Teil ihrer Unternehmenskultur betrachte, aber nur 4 von 10 KMU das Thema regelmäßig adressieren.
„Wirksamen Schutz gegen Cyber-Bedrohungen erreicht man nicht allein durch den Einsatz entsprechender Produkte“, erläutert Ben Aung, EVP Chief Risk Officer bei Sage. „Vielmehr ist IT-Sicherheit ein kontinuierlicher Prozess, der fest in der Unternehmenskultur verankert sein muss und die Belegschaft mit einbezieht. Es gehört zur Pflege dieser Kultur, die Cyber-Sicherheit der eigenen Organisation regelmäßig zu überprüfen. Leider bilden deutsche KMU bei diesen Kontrollen das Schlusslicht. Nur 68 Prozent führen regelmäßig eine Überprüfung durch.“
Grundlagen müssen stimmen
KMU verfügen häufig nur über begrenzte IT-Ressourcen. Ohne eine zweckdienliche Beratung und Unterstützung ist es für sie wesentlich schwieriger, fundierte Risikomanagement-Entscheidungen darüber zu treffen, wo sie investieren und welche Risiken sie angesichts ihrer Branche und ihres Geschäftsumfelds tragen können. Vielen wird nicht klar sein, wie eine kleine Anzahl sorgfältig durchdachter Cyber-Sicherheitskontrollen dazu beitragen kann, die große Mehrheit der Angriffe einzudämmen, denen sie ausgesetzt sind.
Tatsächlich verlassen sich 19 Prozent der KMU ausschließlich auf das, was sie als grundlegende Kontrollen betrachten. Und selbst das, was sie als grundlegende Cyber-Sicherheitsmaßnahmen verstehen, kann in der Umsetzung komplex sein. Grundlegende Aspekte der Cyber-Sicherheit – wie das Patchen von Systemen, die Datensicherung, Zugriffskontrollen, Zwei-Faktor-Authentifizierung, die Inventarisierung aller Geräte und das Monitoring – können nach wie vor spezielle Fähigkeiten und Tools für Implementierung und Betrieb erfordern.
Viele Entscheidungsträger überfordert
Dass KMU tatsächlich über ein gutes Verständnis der IT-Sicherheitsgrundlagen verstehen, darf im Licht der Studie bezweifelt werden. So setzen 46 Prozent der KMU keine Firewall ein, obwohl 84 Prozent behaupten, damit vertraut zu sein. Weltweit vernachlässigen 42 Prozent der KMU die Sicherung kritischer Daten.
Schon die entsprechende Terminologie überfordert viele Entscheidungsträger in KMU. So wissen viele nicht, was sich hinter Begriffen wie „Ende-zu-Ende-Verschlüsselung“, „Ransomware“, „Bring Your Own Device (BYOD)“ oder „Endpoint Detection“ verbirgt.
Die Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Branchenverbänden, Cyber-Sicherheitsfirmen und Technologieunternehmen ist von entscheidender Bedeutung, um Cyber-Sicherheit für KMU zu vereinfachen und sie in die Lage zu versetzen, sich in der komplexen digitalen Landschaft von heute sicher zu bewegen und ihre Cyber-Resilienz zu verbessern. Der aktuelle Mangel an kohärenter Beratung und Leitfäden für KMU erschwert es ihnen, sich zu schützen, Mitarbeiter zu schulen und auf die richtigen Tools zuzugreifen, um sich in der ständig wandelnden Welt der Cyber-Sicherheit zurechtzufinden.
Methodik
Die Befragung im Auftrag von Sage wurde von dem unabhängigen Marktforschungsunternehmen Danebury Research zwischen dem 4. April und dem 15. April 2023 durchgeführt. Basis waren 2.100 Online-Interviews mit Entscheidungsträgern in KMU mit bis zu 499 Mitarbeitern.
Die 2.100 Interviews verteilten sich auf neun Märkte: Vereinigtes Königreich (500), USA (500), Frankreich (100), Deutschland (100), Portugal (100), Spanien (100), Südafrika (100), Kanada (500) und Australien (100). Neben der Darstellung globaler, übergreifender Trends wurden die Ergebnisse in einzelne Tabellen (je Markt) und regionale Stichproben aufgeschlüsselt. (rhh)