Das Testdatenmanagement stellt einen zentralen Prozess der Entwicklung komplexer Datenbanksysteme dar. Für das Testing ihrer Datenbanken erzeugen viele Unternehmen heute Testdaten noch manuell. Das ist nicht nur ineffizient, sondern risikoreich. Dabei gibt es bereits bessere und effizientere Wege valide Testdaten zu schaffen – Oliver Stein, Geschäftsführer DACH bei Redgate, erläutert.
Mit der zunehmenden Komplexität moderner Datenbanksysteme steigen auch die Anforderungen an die Qualität. Wie auch bei anderer Software, müssen Entwickler und Administratoren neue Datenbankanwendungen und -funktionen vor dem produktiven Einsatz sorgfältig testen – nicht nur zur Fehlervermeidung, sondern auch aus Gründen der Sicherheit, Performance und Nutzerzufriedenheit. Besonders kritisch ist dabei die Auswahl geeigneter Testdaten. Werden Tests mit zu generischen oder unvollständigen Datensätzen durchgeführt, können Probleme im Live-Betrieb auftreten, selbst wenn vorher alle Tests problemlos verliefen.
Da Datenbanken heute verschiedenste Datenformate, -typen und -strukturen verarbeiten müssen, sollten Testszenarien ebenfalls ein möglichst breites Spektrum abdecken. Sie sollten die Simulation von Lese- und Schreibprozessen, Lasttests, die Überprüfung von Transaktionen sowie das Verhalten bei Ausfällen und Backups umfassen. Die Staging-Systeme, auf denen die Tests durchgeführt werden sind dabei im besten Fall Klone der Live-Systeme. Das gilt jedoch nicht für die Testdaten.
Datenschutz im Fokus
Noch vor wenigen Jahren war es üblich, für Testzwecke echte Datenbank-Snapshots aus dem Live-Betrieb zu verwenden. Diese Praxis ist jedoch hochriskant – vor allem im Hinblick auf Datenschutz und Compliance. Auch wenn sie technisch bequem erscheint, verstößt sie oft gegen geltende Vorschriften, da Testumgebungen meist weniger gut abgesichert sind. Erfreulicherweise zeigt der aktuelle State of the Database Landscape Report 2025 von Redgate, dass hier ein Umdenken stattfindet. Während 2023 noch 35 Prozent der befragten Unternehmen keine Maßnahmen zum Schutz sensibler Testdaten etabliert hatten, ist dieser Anteil 2024 auf 14 Prozent gesunken. Zugleich steigt die Nutzung datenschutzkonformer Methoden: 38 Prozent der Unternehmen setzen mittlerweile auf Anonymisierung oder Pseudonymisierung realer Daten, 16 Prozent verwenden vollständig synthetische Testdaten. Etwa ein Drittel beschränkt den Zugriff auf echte Datenkopien auf ausgewählte Personen. Trotz dieser Fortschritte bleibt Handlungsbedarf: Nur 87 Prozent der europäischen Unternehmen erfüllen die Vorgaben der DSGVO über den gesamten Entwicklungszyklus hinweg. Für Organisationen bedeutet das nicht nur rechtliche Risiken, sondern auch potenzielle Imageschäden. Der Fachkräftemangel erschwert die Situation zusätzlich, denn bei steigender Datenmenge fehlt es oft an personellen Ressourcen, um Testdaten sicher und aktuell zu halten.
Künstliche Intelligenz hilft beim Erschaffen von Testdaten
Künstliche Intelligenz kann hier Abhilfe schaffen, insbesondere beim automatisierten Umgang mit sensiblen Daten. Moderne KI-gestützte Tools identifizieren personenbezogene Informationen, klassifizieren sie, erstellen Regeln für die Datenmaskierung und führen die Anonymisierung automatisiert durch. So lassen sich Daten DSGVO-konform aufbereiten und für Tests sicher einsetzen. Doch KI kann noch mehr: sie ist in der Lage, synthetische Testdaten zu generieren, die realitätsnah und qualitativ hochwertig sind. Anders als klassische Tools, die rein regelbasiert arbeiten, erkennt eine entsprechend trainierte KI Muster in den Bestandsdaten und erzeugt daraus authentisch wirkende Datensätze ohne auf Originaldaten zurückzugreifen. Ein zusätzlicher Vorteil: Die Generierung synthetischer Daten kann jederzeit erfolgen, unabhängig vom Betrieb der Produktivsysteme. In der Praxis müssen Entwickler oft tagelang auf neue Testdaten warten – ein Hindernis für agile Entwicklungsprozesse. Mit KI lassen sich aktuelle, datenschutzkonforme Testdaten bedarfsgerecht und schnell bereitstellen, was nicht nur die Produktivität steigert, sondern auch die Sicherheit erhöht.
