Die Migration auf SAP S/4HANA bleibt weiterhin ein drängendes Thema für die Wirtschaft, das betrifft nicht zuletzt auch den Mittelstand. Unternehmen stehen dabei vor der Herausforderung, Menschen, Prozesse und Kultur unter einen Hut zu bringen. Aufschieben ist keine Option, da dies zusätzliche Kosten erzeugen und Innovationen im Weg stehen kann. Hilfreich ist ein im Vorfeld gut geplantes strategisches Vorgehen.
Nachträgliche Scope-Erweiterungen und Schwächen im Projektmanagement sind laut einer Studie der Unternehmensberatung Horváth die Hauptgründe, wenn die SAP S/4HANA-Migration nicht im Zeit- und Budgetrahmen verläuft. Damit der Umstieg auf die vierte SAP-Produktgeneration schnell, sicher und kostenoptimiert gelingt, sind die folgenden Punkte zu beachten.
Die 7 Praxistipps
- Frühzeitig starten
Die ERP-Echtzeit-Suite von SAP ist in der Lage, umfassendere Transformationen zu unterstützen, insofern als sich veränderte Geschäftsanforderungen in den SAP S/4HANA-Systemen abbilden lassen. Häufig entscheiden sich Unternehmen für den Umstieg, da veraltete Applikationslandschaften nicht mehr die Ansprüche an Kostenflexibilität, Agilität und Digitalisierung erfüllen. Jede Verzögerung kann sich also unterm Strich als nachteilig für das Business erweisen. - Transparenz schaffen
Eine vergleichende softwarebasierte Analyse liefert zu Beginn wichtige Einblicke zum Status quo der vorhandenen Daten- und Systemlandschaft, einschließlich Custom Codes sowie Schnittstellen zum SAP-System. Diese Betrachtung liefert beispielsweise Antworten darauf, wie sich mehrere SAP-Systeme sinnvoll konsolidieren lassen oder wie groß die zu migrierende Datenmenge und die zu erwartende Downtime dadurch ist. - Sorgfältige Partnerwahl
Viele mittelständische Unternehmen verfügen intern oft nicht über die Ressourcen oder das Know-how, um eine Migration komplett allein umzusetzen. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Technologieexperten ist daher sinnvoll. Dieser sollte neben Projekterfahrung eine automatisierte Transformationssoftware mitbringen, mit der die Migration geplant, simuliert und bis zum erfolgreichen Go-live kontrolliert werden kann. - Datenhygiene als Basis
Eine Umstellung auf SAP S/4HANA bietet die Chance, sich von Altlasten zu trennen. Mit einem selektiven Ansatz bei der Datenmigration (s. Infokasten) lassen sich Kosten im sechsstelligen Bereich sparen. Daher ist es empfehlenswert, Housekeeping und Archivierung der Daten vor, während und nach der Migration zu definieren. - Cloud-Option mitdenken
Insbesondere mittelständische Unternehmen können profitieren, wenn sie den Umstieg auf SAP S/4HANA mit einem Umzug in die Cloud kombinieren. So vermeiden sie finanziellen und zeitlichen Mehraufwand und rüsten sich gleichzeitig strategisch für das digitale Zeitalter. - Agil und automatisiert testen
Wiederkehrende Testmigrationen sorgen für einen höheren Reifegrad des Systems. Probleme lassen sich frühzeitig erkennen und beheben, zudem geben Testläufe Aufschluss über die Performance während der tatsächlichen Migration. Auf diese Weise lässt sich die Downtime reduzieren und der ideale Zeitpunkt für den Go-Live bestimmen. Migrationssoftware, die auf Basis von KI einen hochstandardisierten Ablauf sowie Prüfroutinen erlaubt, hilft Zeit und Kosten zu sparen – und dabei die volle Kontrolle zu behalten. - Belegschaft an Bord holen
Jede Transformation muss von einem Change Management begleitet werden, das die Mitarbeitenden frühzeitig einbindet. Dazu gehören Trainings, die sie auf IT-Modernisierungen vorbereiten. Zudem sollte die Führungsebene ein Umdenken hin zu einer agilen Herangehensweise anstoßen.
Optimal aufgestellt – auch nach der Migration
Die erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA ist eine Notwendigkeit, gleichzeitig bildet sie die Voraussetzung für zukünftige Weiterentwicklungen des Business. Dazu gehört beispielsweise die Transformation des Unternehmens zu einem „Composable Enterprise“: Ein Konzept, das auf Modularität setzt und somit maximale Agilität schafft. Technologie und Businessfunktionalitäten sind in spezialisierte Komponenten aufgeteilt, was der Produktivität dient und insgesamt Innovation fördert.
Qual der Wahl: Der richtige Migrationsansatz
Bei der Datenmigration auf SAP S/4HANA haben Unternehmen mehrere Optionen: Brownfield, Greenfield, und Bluefield. Ein kurzer Überblick über die Farbpalette.
Brownfield ist als strukturiertes technisches Upgrade des vorhandenen SAP-Systems auf den ersten Blick der pragmatische Ansatz für Kosten- und Risikobewusste. Infrastruktur, Prozesse und Daten werden beibehalten, allerdings oftmals auch Altlasten wie ungenutzte Daten und Eigenentwicklungen. Somit steht dieses Vorgehen nicht selten der digitalen Transformation und damit auch der Innovation des Unternehmens im Weg.
Greenfield lässt die Transformation buchstäblich auf der grünen Wiese beginnen, sämtliche Prozesse und Systeme werden vollkommen neu aufgesetzt. Mit diesem Ansatz lassen sich Ineffizienzen der Vergangenheit abschaffen, das Vorgehen ist allerdings recht ressourcenintensiv, zeitaufwändig und disruptiv, da es umfängliche Veränderungen mit sich bringt.
Bluefield bietet maximale Flexibilität. Der Ansatz erlaubt es Unternehmen, bei der Datenmigration selektiv vorzugehen und nur die Daten und Prozesse aus dem Altsystem mitzunehmen, die tatsächlich gebraucht werden. Unternehmen können somit ihre SAP-Landschaft modernisieren, aber gleichzeitig Risiken minimieren, Kosten reduzieren und die Businesskontinuität aufrechterhalten. SAP-Anwender bekommen damit eine anpassungsfähige, effiziente und zukunftssichere Lösung als Basis für ihre digitale Transformation.
