Am 10. und 11. Februar 2025 fand der dritte KI-Gipfel in Paris statt. Er endete mit einer Abschlusserklärung, die von insgesamt 60 Teilnehmenden unterzeichnet wurde. USA und Großbritannien waren allerdings nicht darunter. Hier ein kurzer Überblick zu den Ergebnissen des „AI Action Summit“.
Der internationale Gipfel zu Beginn der Woche, startete mit Experten-Diskussionen und großen Ankündigungen über Investitionen in europäische KI-Projekte in Milliardenhöhe. Mit dem „AI Action Summit“ wollte Emmanuel Macron, neben dem Anstoß zu einem weltweiten Dialog über ein KI-Regelwerk, die Europäer auch auf den Wettbewerb mit USA und China einschwören. Am Ende des Treffens schlossen sich 60 namhafte europäische Unternehmen zu einer Initiative zusammen, um die Entwicklung und Nutzung von KI in Europa mit Investitionen in Höhe von 150 Milliarden Euro voranzubringen.
EU-Kommission stockt KI-Mittel auf
Die von den privaten Kapitalgebern in Aussicht gestellte Summe durch die InvestAI-Initiative der EU, versicherte die Kommissionschefin Ursula von der Leyen weiter um weitere 50 Milliarden Euro aufzustocken. Letztlich beträgt die Investitionshöhe damit insgesamt 200 Milliarden Euro.
„Wir möchten, dass Europa ein führender Kontinent bei Künstlicher Intelligenz wird“, sagte die Kommissionschefin.
Bisher verfehlte Brüssel das Ziel, Europa zum führenden KI-Standort zu machen. Nach dem Europaabgeordneten Axel Voss (CDU) liegt es an der veralteten KI-Strategie der EU (eingeführt 2018), der verzögerten Umsetzung sowie nicht einheitlichen Verfolgung dieser. Die Strategie sollte ursprünglich durch das AI Office koordiniert werden. Jene beschäftigte sich allerdings hauptsächlich mit dem „AI Act“. Ein entsprechender Gesetzesentwurf zur zentralen Initiative der KI-Strategie trat nun am 02. Februar in Kraft.
Neben einem neuen europäischen Fonds, mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro für KI-Gigafabriken mit großer Rechenkraft, sollen u. a. ein KI-Innovationspaket und KI-Fabriken kleine und mittlere Unternehmen unterstützen und Rechenkapazitäten schaffen. Ein wettbewerbsfähiges europäisches KI-Modell ist daraus aber nicht entstanden. Mit Hilfe der Initiative OpenEuroLLM, welche mit 54 Millionen Euro gefördert wird, soll nun ein multilinguales Sprachmodell entwickelt werden. Voss kritisierte dabei das bisherige Vorgehen der EU, die sich „im föderalen und bürokratischen Klein-Klein verloren“ und zunächst Regularien anstatt der notwendigen Infrastruktur geschaffen habe.
Uneinigkeit zwischen Europa und USA über Regulierung
„KI braucht Wettbewerb, aber KI braucht auch Zusammenarbeit, und KI braucht das Vertrauen der Menschen und muss sicher sein“, erklärte die Kommissionschefin.
Aufgrund dessen kündigte sie bereits jetzt eine Überprüfung der europäischen KI-Regulierung an. Hingegen warnte US-Vizepräsident J. D. Vance vor einer „exzessives Regulierung“, v. a. auf internationaler Ebene. Diese könnte die weitere KI-Entwicklung behindern. Überdies machte er auch deutlich, dass die „America first“-Politik sich ebenso auf diesen Bereich erstreckt:
„Die USA sind die Anführer bei KI, und unsere Regierung will, dass das auch so bleibt“, sagte er.
Zusätzlich warnte er am Dienstag die Verbündeten der USA vor einer Kooperation mit „autoritären Regimen“. Ab Abend zuvor hatte er den Raum verlassen, als der chinesische Vizepremier Zhang Guoqing gegen Ende des offiziellen Dinner im Élysée-Palast das Wort ergriff.
Abschlusserklärung von USA und UK nicht unterzeichnet
Nach Adam Marrè, CISO bei Arctic Wolf, kam die folgende Entscheidung der USA als auch Großbritanniens, das vorgeschlagene Abkommen nicht zu unterzeichnen, wenig überraschend: „Die Debatte über künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant, und Regierungen weltweit ringen um Einfluss. In dieser kritischen Phase der Einführung und Entwicklung von KI möchte keine Regierung das Risiko eingehen, ins Hintertreffen zu geraten oder sich zu früh auf eine Regulierung festzulegen.“ Auch im Kontext der fehlenden Technologievorschriften in den USA sei dies nicht verwunderlich: „Während die sichere und ethisch vertretbare Einführung von KI von entscheidender Bedeutung ist, fällt es jedoch Regierungen oft schwer, aufkommende Technologien effektiv zu regulieren – insbesondere, wenn wirtschaftliche und nationale Interessen auf dem Spiel stehen. Wir müssen uns allerdings auch im Klaren sein, dass sich staatliche und nichtstaatliche Bedrohungsakteure bei ihren Versuchen, KI für ihre eigenen Zwecke zu nutzen, von keiner Regulierung einschränken lassen.“
Alle übrigen 60 Unterzeichner, darunter auch China, verpflichteten sich mit ihrer Unterschrift der Absichtserklärung für eine „inklusive und nachhaltige Künstliche Intelligenz für Menschen und den Planeten“. Sie soll sicherstellen, dass u. a. der Zugang zu KI-Technologien für alle verbessert, offene, ethische und sichere KI gefördert, faire Marktbedingungen gewährleistet sowie umweltfreundliche und ressourcenschonende KI entwickelt wird.