MIDRANGE 02/2016 - page 35

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02/2016 ·
MIDRANGE
MAGAZIN
zum Beispiel Chinesisch) bedient wer-
den. Damit kann ein Anwender, der mit
Englisch am System angemeldet ist, auf
denselben Kontenrahmen zugreifen
wie ein mit Deutsch angemeldeter Be-
nutzer. Die Kontenbezeichnungen sieht
allerdings jeder in „seiner“ System-
sprache.
In manchen Ländern besteht bezüg-
lich des verwendeten Kontenrahmens
kein Wahlrecht. Beispielsweise ist in
Frankreich der zu verwendende Kon-
tenrahmen gesetzlich vorgeschrieben.
In diesen Fällen empfiehlt es sich, ei-
nen sogenannten „Konzernkontenrah-
men“ und eine Umsetzungsliste zu de-
finieren, in der die jeweili-
gen nationalen Konten dem
Konzernkonto zugeordnet
werden.
Ein weiterer kritischer
Punkt ist die Problematik
unterschiedlicher
Haus-
währungen. Durch die
Euroeinführung mag dies
für einige internationale
Konzerne obsolet geworden
sein, aber allein innerhalb
der EU bestehen neben
dem Euro neun weitere na-
tionale Währungen. Sofern
innerhalb eines Konzerns
Buchungskreise mit unter-
schiedlichen Hauswährungen konsoli-
diert werden müssen, ist zwangsläufig
eine Konzernwährung zu definieren.
Ein weiterer Aspekt, der bei in-
ternationalen Konzernen zum Tragen
kommt, ist die Notwendigkeit, gegebe-
nenfalls Abschlüsse in unterschiedli-
chen Rechnungslegungsstandards (Rg.
Leg.Std) durchzuführen. Dieses Prob-
lem ergibt sich bereits innerhalb eines
einzelnen (deutschen) BKs, der für
seinen Abschluss sowohl eine Handels-
bilanz als auch eine Steuerbilanz an-
fertigen muss. Müssen Abschlüsse in
verschiedenen Ländern durchgeführt
werden, kann dies sehr schnell zu wi-
dersprüchlichen Anforderungen und
dem Zwang der Mehrfachbilanzierung
führen. Dies ergibt sich zwangsläufig
aus den teilweise unterschiedlichen
Regeln, nach denen in den einzelnen
Rg.Leg.Std zu bilanzieren ist. So gibt
es beispielsweise nach IFRS und US-
GAAP für selbst erstellte immaterielle
Anlagen ein Aktivierungsgebot, wäh-
rend gemäß HGB ein Aktivierungsver-
bot besteht. Um dies innerhalb eines
Buchhaltungssystems sauber abbil-
den zu können, existieren mehrere
Lösungsansätze. Die einfachste Mög-
lichkeit besteht darin, für die Rg.Leg.
Std-spezifischen Buchungen separate
Konten anzulegen, welche je nach ge-
wünschtem Reporting in den Auswer-
tungen aufgerufen oder unterdrückt
werden. Prinzipiell lassen sich diese
Buchungen auch über die sogenannte
Buchungskreismethode
handhaben.
Die Vorgehensweise entspricht derje-
nigen, die auch bei der Konsolidierung
angewandt wird. Für jeden zu verwen-
denden Rg.Leg.Std wird ein weiterer
BK angelegt, in dem die jeweiligen Dif-
ferenzbuchungen zum Hauptstandard
durchgeführt werden. Ähnlich, wie bei
der Konsolidierung also die Geschäfts-
vorfälle zwischen zu konsolidierenden
BKs herausgerechnet werden, werden
im Rg.Leg.Std-spezifischen BK nur
die Unterschiede („Deltas“) zu den im
„Hauptbuchungskreis“ durchgeführten
Buchungen erfasst. Um das Reporting
gemäß speziellem Rg.Leg.Std aufzuru-
fen, müssen die Zahlen des Hauptbu-
chungskreises und des Rg.Leg.Std-spe-
zifischen BKs zusammengeführt und
summiert betrachtet werden.
In der Praxis setzt sich die soge-
nannte „Ledger-Lösung“ („Ledger“ =
Rechnungslegungsstandard)
immer
mehr durch, bei welcher je Rechnungs-
legungsvorschrift parallel ein sepa-
rates Buch geführt wird. Hierbei kön-
nen neben einem Haupt-Ledger, das
buchungskreisspezifisch festzulegen
ist, beliebig viele weitere Ledgers defi-
niert werden. Jede Buchung wird paral-
lel in allen Ledgers, die im jeweiligen
BK verwendet werden,
abgelegt, wobei sich die-
se in den verschiedenen
Ledgers gegebenenfalls
unterscheiden kann. In
caniasERP gibt es zudem
ein „allgemeines Ledger“,
in dem alle Buchungen
erfasst werden können,
die in allen verwendeten
Ledgers identisch sind.
Beim Aufruf der Bilanz
oder GuV wird jeweils
das gewünschte Ledger
angegeben, wobei hier
neben den Ledger-spezifi-
schen Buchungen immer
auch die Buchungen des „allgemeinen
Ledger“ herangezogen werden.
Zahlreiche landesspezifische Be-
sonderheiten wie Buchhaltungsvor-
schriften und Bankensysteme erschwe-
ren vielen Unternehmen die Gründung
und den reibungslosen Betrieb von
internationalen Niederlassungen. Ein-
heitlich eingesetzte ERP-Lösungen,
welche die jeweiligen lokalen Anfor-
derungen berücksichtigen sowie einen
fach- und länderkundigen Service be-
reitstellen, können für sie eine große
Unterstützung sein, um dem globalen
Wettbewerb standzuhalten.
Jörg Zimmermann
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Foto: Industrial Application Software GmbH
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