In der modernen Forschung – etwa für Biologie, Chemie und KI-Anwendungen – spielen skalierbare Rechenressourcen eine zentrale Rolle. Öffentliche Forschungseinrichtungen stehen jedoch vor erheblichen Hindernissen: Komplexe Ausschreibungsprozesse, strenge Datenschutzvorschriften und hohe Kosten für Datenübertragungen bremsen wissenschaftliche Projekte aus. – Ein Beitrag von Florian Schultz, Global Public Sector Leader bei SoftwareOne.
GÉANT, das europaweite Netzwerk nationaler Forschungs- und Bildungsnetze, hat als Antwort auf diese Herausforderungen das OCRE-Framework entwickelt. Es übernimmt zentral die Ausschreibungsprozesse und ebnet Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen den Weg zu vergünstigten Cloud-Diensten, ohne dass diese eigene Ausschreibungen durchführen müssen.
Rahmenvertrag mit weitreichenden Vorteilen
Der Kern des OCRE-Konzepts liegt in der Vereinfachung und Standardisierung der Cloud-Beschaffung über nationale Forschungsnetzwerke. Teilnehmende Einrichtungen sparen dadurch Zeit und Ressourcen, da sie keine eigenen Ausschreibungsverfahren mehr durchführen müssen. Gleichzeitig nutzen sie attraktive Preisnachlässe bei den führenden Hyperscalern und vermeiden Kosten für Datenübertragungen. Diese wirtschaftlichen Vorteile ergänzen den technologischen Nutzen: Forschungsvorhaben mit hohem Daten- oder KI-Bedarf lassen sich schneller realisieren, ohne dabei Kompromisse bei Datenschutz und digitaler Souveränität eingehen zu müssen.
Für die Ausschreibungen innerhalb des Frameworks kommt dabei das Prinzip des „Cascading Procurement“ zur Anwendung. Das kaskadierende Beschaffungsmodell sieht vor, dass pro Cloud-Plattform mehrere Anbieter in einer festgelegten Rangfolge zugelassen werden. Organisationen wenden sich zunächst an den erstplatzierten Anbieter. Kann dieser bestimmte Anforderungen – etwa bezüglich digitaler Souveränität oder Non-Profit-Expertise – nicht erfüllen, dürfen Einrichtungen ohne weiteres Ausschreibungsverfahren den nächstplatzierten Anbieter kontaktieren. Das Verfahren entspricht vollständig den EU-Vorgaben und wurde speziell entwickelt, um langwierige Vergabeprozesse im wissenschaftlichen Umfeld zu vermeiden.
Mehrwert für die Forschungsgemeinschaft
Das OCRE-Framework schafft für Forschungseinrichtungen einen unkomplizierten Zugang zum Potenzial moderner Cloud-Technologien. Die Vorteile umfassen mehrere Dimensionen: Universitäten und Forschungseinrichtungen sparen durch OCRE erhebliche Kosten dank attraktiver Rabatte von bis zu 16 Prozent. Die administrativen Prozesse beschleunigen sich deutlich, da die Rahmenverträge die Notwendigkeit separater Ausschreibungen eliminieren. OCRE wickelt diese zentral ab und vereinfacht damit den Bestellprozess für Cloud-Ressourcen erheblich.
Die im OCRE-Framework vertretenen Anbieter garantieren Lösungen mit digitaler Souveränität – ein kritischer Faktor für europäische Nutzer angesichts strenger Datenschutzbestimmungen. Der Nutzerkreis beschränkt sich nicht auf Universitäten – auch Krankenhäuser, Behörden und gemeinnützige Organisationen können das Framework nutzen.
Datenkontrolle und Flexibilität sichern
Bei der Auswahl des passenden Anbieters haben Forschungseinrichtungen Handlungsspielraum. Sie müssen nicht zwingend den erstplatzierten Dienstleister wählen, sondern sollten darauf achten, dass der ausgewählte Partner die spezifischen Anforderungen der Institution tatsächlich erfüllen kann. Ein geeigneter Partner verfügt über tiefgreifende Marktkenntnisse und spezifische Expertise im Bereich der Forschungsnetzwerke. Idealerweise bringt er jahrelange Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen mit. Da die hybride Multi-Cloud heute als Standard gilt, sollte der Anbieter nachweisliche Kompetenzen bei allen großen Hyperscalern vorweisen können.
Datenschutz spielt in der Forschung eine zentrale Rolle. Der Dienstleister muss gewährleisten, dass Institute weitgehende Kontrolle über ihre Daten behalten. Eine starke lokale Präsenz, etwa in der DACH-Region, vereinfacht Prozesse und stärkt die Datenkontrolle zusätzlich. Jedes Institut hat individuelle und sich wandelnde Bedürfnisse – der Anbieter sollte daher ein umfassendes Service-Portfolio bieten, das alle relevanten Bereiche abdeckt und die nötige Flexibilität sicherstellt. In der aktuellen dritten OCRE-Vergaberunde, kann etwa SoftwareOne alle drei Cloud-Plattformen (AWS, Azure, Google Cloud) über OCRE abdecken.
Forschung ohne digitale Barrieren
Das OCRE-Framework revolutioniert den Zugang zu Cloud-Services für Forschungseinrichtungen, Universitäten und gemeinnützige Organisationen. Es vereint Effizienz, Kostenvorteile und Rechtssicherheit in einem durchdachten Konzept. Die Wahl des richtigen Partners bleibt dennoch entscheidend für den Erfolg.
Mit OCRE gestalten europäische Forschungseinrichtungen ihre digitale Infrastruktur zukunftssicher und compliant – frei von unnötiger Komplexität und regulatorischen Hindernissen. So schafft das Framework die technologische Basis für wissenschaftliche Durchbrüche und digitale Innovation im europäischen Forschungsraum.
