Eine neue Anwendung zur unternehmensinternen Kommunikation soll auf den PCs aller Mitarbeitenden installiert werden? Eine Routine-Aufgabe für die IT-Abteilung, die das Personal bei einem mittelständischen Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitenden manuell umsetzen könnte.
Beim Besuch jeder Kollegin und jedes Kollegen am Schreibtisch oder per Remote-Zugriff auf den PC wäre die Applikation, je nach Personalstärke, innerhalb von Stunden überall installiert. Ein alltägliches Szenario in Ihrem Unternehmen, denken Sie? Einmalig mag die manuelle Installation einer Anwendung auf den PCs aller Mitarbeitenden mit den verfügbaren zeitlichen und personellen Ressourcen der internen IT-Abteilung problemlos umzusetzen sein.
Doch wie sieht es aus, wenn regelmäßig neue Applikationen, Updates und Sicherheitspatches auf jedem Rechner manuell eingespielt werden müssen – auf Desktop und mobilen Clients? Oder wenn neue Server aufzusetzen sind oder Ihr Unternehmen einem Cyberangriff zum Opfer fällt und Sie so schnell wie möglich eine Notfallumgebung benötigen – und das IT-Personal diese zeitaufwändig manuell aufbauen muss?
Die IT-Umgebungen moderner Unternehmen werden stetig größer, die verarbeiteten Datenmengen wachsen und die Anforderungen an die IT-Sicherheit steigen. Das IT-Personal sieht sich immer komplexeren Aufgaben gegenüber, die im Alltag für einen effizienten Betrieb möglichst fehlerfrei und schnell zu erledigen sind.
Im Krisenfall ist das IT-Management bzw. der reibungslose Ablauf von IT-Prozessen überlebenswichtig für das Unternehmen. Mit einem manuellen Vorgehen ist die Leistungsfähigkeit des IT-Teams begrenzt. Hier kommt die IT-Automatisierung ins Spiel, mit deren Hilfe Prozesse beschleunigt, standardisiert und mit geringer Fehlerwahrscheinlichkeit umgesetzt werden können.
Was bedeutet IT-Automatisierung?
Automatisierung in der IT meint das automatisierte Ausrollen und die automatisierte Wartung von IT-Systemen. Das Prinzip kommt in erster Linie bei repetitiven Vorgängen zum Einsatz: Müsste der gleiche Vorgang hunderte Male hintereinander oder jeden Tag neu manuell durchgeführt werden, gelingt dies automatisiert mit wenigen Klicks in einem Bruchteil der Zeit. Einmal eingerichtet, wird derselbe IT-Prozess beliebig oft ausgeführt und ist beliebig skalierbar.
IT-Automatisierung bietet somit eine effiziente und produktive Umsetzung von IT-Aufgaben. „Zur Veranschaulichung stellen Sie sich am besten ein Backrezept vor: Wenn Sie einen Kuchen backen möchten, folgen Sie den verschiedenen Arbeitsschritten im Rezept. Beispielsweise benötigen Sie für den Teig Mehl, Zucker und Backpulver, die Sie in einer Schüssel vermengen. Auf die automatisierte IT-Verwaltung übertragen, ist der fertige Kuchen z. B. ein fertig konfigurierter Server. Dabei sind die einzelnen Arbeitsschritte u. a. das Einrichten der Abhängigkeiten, das Konfigurieren des Netzwerks und das Installieren der Unternehmenszertifikate“, so Sven-Ove Wähling, Geschäftsführer des Braunschweiger IT-Systemhauses Netzlink Informationstechnik GmbH. „Um das Vorgehen zu automatisieren, geben Sie diese einzelnen Arbeitsschritte Ihrem IT-Automatisierungs-Tool in einer Anleitung, dem „Rezept“ für die Serverkonfiguration, einmalig vor. Beim Start des Ablaufs werden schließlich die einzelnen Schritte abgearbeitet und umgesetzt. Das können sowohl fertige Server-Konfigurationen zum sofortigen Einsatz sein, als auch Basis-Konfigurationen, die um individuelle Konfigurationen erweitert werden.“
Vorteile der IT-Automatisierung
Die IT-Automatisierung erleichtert der IT-Abteilung das Tagesgeschäft und fördert eine funktionierende und sichere IT-Umgebung im Unternehmen. Die drei wichtigsten Vorteile im Überblick:
- Zeit- und Ressourcenersparnis: Es liegt auf der Hand: Können IT-Prozesse gleichzeitig und beliebig oft mit geringem personellen Aufwand durchgeführt werden, birgt dies eine enorme Zeitersparnis im Vergleich zu manuellem Vorgehen. Um IT-Systeme zeiteffizient, mit einer möglichst geringen Fehleranfälligkeit und unter Berücksichtigung der begrenzten Ressourcen der IT-Abteilung managen zu können, ist ein automatisiertes Vorgehen häufig unumgänglich. Durch IT-Automatisierung wird die IT-Abteilung entlastet und neue zeitliche Ressourcen werden freigesetzt. Am Ende steht der wirtschaftliche Vorteil für das Unternehmen.
- Compliance: IT-Automatisierung bedeutet Standardisierung. Indem das IT-Automatisierungs-Tool z. B. bei der Konfiguration von Servern den immer gleichen Schritten im „Rezept“ folgt, lässt sich sicherstellen, dass am Ende alle Server gleich konfiguriert wurden. Durch die automatische Dokumentation ist zudem jeder einzelne Vorgang zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar. Für Zertifizierungen, Versicherungen oder gegenüber Kundinnen und Kunden lassen sich auf diese Weise Qualitätsstandards und Prozesse optimal nachweisen.
- IT-Sicherheit: Das automatisierte Einspielen von Updates und Sicherheits-Patches fördert die IT-Sicherheit. War z. B. ein Rechner wochenlang nicht eingeschaltet, so sind die IT-Systeme darauf nicht mehr aktuell und stellen ggf. Einfallstore für Angreifer dar. Werden die Aktualisierungen automatisiert bei erneuter Anmeldung im Netzwerk durchgeführt, ist die Sicherheit zu jeder Zeit gewährleistet.
IT-Prozesse managen – die Wahl des Automatisierungs-Tools für die IT-Verwaltung
Die IT-Automatisierung lässt sich mit unterschiedlichen Tools realisieren. Die Wahl der passenden Anwendung ist eine Frage der individuellen Anforderungen. Jedes IT-Automatisierungstool verfügt über bestimmte Besonderheiten und bietet somit verschiedene Vorteile.
Zu den am weitesten verbreiteten Open-Source-Tools zählt Red Hat Ansible, aber auch Puppet kommt bei Anwenderunternehmen häufig für die IT-Automatisierung zum Einsatz. Die beiden Lösungen unterscheidet in erster Linie die Art des Zugriffs auf das Zielsystem: Wird bei Puppet ein Agent auf dem Zielsystem installiert, so greift Red Hat Ansible per SSH-Verbindung darauf zu. Der Puppet-Agent erhält in einem bestimmten Zeitintervall, z. B. alle 30 Minuten, die Angaben für die gewünschte Konfiguration des Zielsystems, prüft die nötigen Änderungen und setzt diese um.
Dieses Vorgehen eignet sich unter anderem für die Basiskonfiguration von Servern. Im Gegensatz dazu ist der Automatisierungsvorgang mit Red Hat Ansible ohne die Installation eines Agenten ressourcenschonender und macht das System flexibler und schneller. Dies eignet sich z. B. besonders für die Konfiguration von Anwendungen, ist aber auch bei zahlreichen weiteren Automatisierungsaufgaben sinnvoll.
IT-Automatisierung mit Red Hat Ansible
Aufgrund der ressourcenschonenden Anwendung für Unternehmen, der vielfältigen Nutzungsszenarien und der Stabilität setzt das Systemhaus Netzlink auf Red Hat Ansible. Die Lösung basiert auf Python, wobei der oder die Nutzende die „Rezepte“ für die einzelnen Automatisierungsvorgänge in dem deklarativen Dateiformat YAML erstellt.
Als Alternative zum Arbeiten mit der Konsole bietet Red Hat für Unternehmen zudem eine Enterprise-Variante an, den „Ansible automation controller“ (früher „Ansible Tower“). Dabei handelt es sich um eine visuelle Benutzeroberfläche, die die Verwaltung der IT-Automatisierung in einem Dashboard sowie eine rollenbasierte Zugriffskontrolle ermöglicht.
Die Nutzung von Red Hat Ansible ist intuitiv. Die wichtigsten Komponenten des Tools im Überblick:
- Playbook: Was beim Backen das Backrezept ist, ist bei der IT-Automatisierung mit Red Hat Ansible das Playbook. Hier werden die einzelnen Arbeitsschritte aufgeführt, die das System automatisiert erledigen soll. Beim Start eines Automatisierungsvorgangs wird das Playbook ausgeführt und die darin festgelegten Schritte nacheinander abgearbeitet.
- Module für die IT-Automatisierung: Die Lösung bietet verschiedene vorgefertigte Module, die im Playbook aufgerufen werden können. Wie Werkzeuge bieten sie einen erweiterten Funktionsumfang. Für bestimmte Aufgaben stellen sie gezielt Funktionen zur Verfügung, so z. B. für das Kopieren von Dateien, Aktivieren von Services oder Einrichten von Benutzern. Die Module bieten eine große Auswahl an Funktionen, aus denen für den jeweiligen Automatisierungsfall geschöpft werden kann. Sollten spezifische Module benötigt werden, die noch nicht vorhanden sind, können diese problemlos in Python nachgearbeitet werden.
- Inventar: Im Inventar werden schließlich sämtliche Systeme verzeichnet, für die der jeweilige Automatisierungsfall gelten soll. Werden dort z. B. alle Webserver angelegt, so wird das aktuelle Playbook entsprechend auf alle Webserver angewendet. Das Inventar muss nicht zwingend auf dem lokalen Speicher basieren, sondern kann mit Plugins beispielsweise auch auf Cloud-Umgebungen zurückgreifen.
„Ob sich IT-Automatisierung in der bestehenden IT-Umgebung sinnvoll einsetzen lässt, wie groß das Automatisierungspotenzial ist und wann sich eine Einführung lohnt, ist von vielen Faktoren abhängig und nicht pauschal zu beantworten. Hier sollten Unternehmen das Systemhaus ihres Vertrauens konsultieren und gemeinsam evaluieren, worauf es bei der Wahl des richtigen Automatisierungs-Tools ankommt“, so Sven-Ove Wähling. Eine erste Orientierungshilfe bietet Netzlink bereits mit dem kosten- und barrierefrei verfügbaren eBooklet „Effizient durch IT-Automatisierung“. (rhh)