Aufgrund ihrer dezentralen Natur und fehlender Regulierung hat sich Krypowährung zu einem bevorzugten Zahlungsmittel für Cyber-Kriminelle etabliert. Traditionell wird sie für Erpressungs- und Ransomware-Angriffe verwendet, aber Hacker haben nun auch begonnen, sie für Spear-Phishing-, Impersonation- und Business-Email-Compromise-(BEC)-Angriffe einzusetzen. Mit den passenden Strategien kann man sich dagegen schützen.

Da der Preis von Bitcoin tendenziell stark steigt und das öffentliche Interesse an Kryptowährungen zunimmt, nutzen auch Cyber-Kriminelle die sich daraus ergebenden Möglichkeiten, um ihre Gewinnaussichten zu steigern. Bei einer Barracuda-Analyse von Phishing-Impersonation- und BEC-Angriffe, die zwischen Oktober 2020 und Mai 2021 versendet wurden, zeigte sich, dass das Volumen von Angriffen im Zusammenhang mit Kryptowährungen eng mit dem wachsenden Preis von Bitcoin einhergeht.

Der Preis von Bitcoin stieg zwischen Oktober 2020 und April 2021 um fast 400 Prozent. Die Impersonation-Angriffe nahmen im gleichen Zeitraum um 192 Prozent zu.

Cyber-Erpressung, Phishing- und BEC-Angriffe

Hacker verwenden Bitcoin, um bei Erpressungsangriffen bezahlt zu werden. Hierbei behaupten die Kriminellen, über ein kompromittierendes Video oder private Informationen zu verfügen, die sie der Öffentlichkeit zugänglich machen, falls das Opfer nicht zahlt. Dieses Vorgehen existiert zwar schon seit einiger Zeit, aber als der Bitcoin-Preis in die Höhe kletterte, nutzten Cyber-Kriminelle immer ausgefeiltere Angriffe, um von der Bitcoin-Manie zu profitieren.

Quelle: Barracuda NetworksIn den letzten acht Monaten zeigte sich zudem eine Reihe von Phishing-Impersonation- und BEC-Angriffen, die eng mit dem steigenden Bitcoin-Preis zusammenhängen. Hacker gaben sich als digitale Wallets und andere mit Kryptowährungen verbundene Apps mit betrügerischen Sicherheitswarnungen aus, um Anmeldedaten zu stehlen. In der Vergangenheit haben sich Angreifer als Finanzinstitute ausgegeben, um Bankdaten zu stehlen; heute nutzen sie dieselbe Taktik, um wertvolle Bitcoins abzugreifen.

Mittels KI-Fähigkeiten zur Verarbeitung natürlicher Sprache analysierte Barracuda die Wortwahl in BEC-Angriffen im Zusammenhang mit Kryptowährungen. Ähnlich wie bei klassischen BEC-Angriffen erzeugen die Cyber-Kriminellen ein Gefühl der Dringlichkeit, indem sie Phrasen wie „dringend heute“ oder „noch am heutigen Tag“ verwenden. Ihre Aufforderung zum Handeln lautet typischerweise, dass ihr Opfer zum „nächsten Bitcoin-Automaten“ gehen soll.

Kryptowährung und Ransomware

Aufgrund des steigenden Werts von Bitcoin sind Ransomware-Angriffe schädlicher denn je. Kryptowährung scheint perfekt für kriminelle Aktivitäten: sie ist unreguliert, schwer zu verfolgen und steigt im Wert. All das bietet Kriminellen eine zusätzliche Motivation für Angriffe. Zudem floriert Ransomware-as-a-Service im Dark Web. Dadurch wird diese Art Angriff für Kriminelle leichter zugänglich. Die Anzahl der Ransomware-Angriffe und die Lösegeldbeträge sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. 2019 reichten die Lösegeldforderungen von ein paar tausend Dollar bis zu 2 Millionen Dollar. Mitte 2021 lagen die meisten Forderungen im Millionenbereich, mit einer signifikanten Anzahl von über 20 Millionen Dollar.

Quelle: Barracuda NetworksEs ist zwar schwierig zu sagen, weshalb die Lösegeldforderungen in die Höhe geschnellt sind, jedoch gibt es einige Gründe, die dazu beigetragen haben könnten. Erstens zahlen weniger Unternehmen tatsächlich das Lösegeld und nehmen den Schaden in Kauf.

Zweitens sind Ransomware-Zahlungen nicht mehr so schwer auffindbar wie früher. Es ist also nicht überraschend, dass die Lösegeldforderungen steigen, damit sich ein Angriff für Hacker lohnt. Letztendlich fordern Cyber-Kriminelle vielleicht immer noch die gleiche Menge an Bitcoin, aber da der Preis der Kryptowährung steigt, wird es für Unternehmen teurer, das Lösegeld auszuzahlen.

Strategien zum Schutz

Es existieren einige Ansätze, um die Bedrohung zu reduzieren. Dazu gehören die folgenden Punkte:

  • Benutzer vor Phishing-Angriffen schützen: Hacker nutzen häufig aktuelle Ereignisse für ihre Angriffe. Nutzten sie früher Betrugsversuche beispielsweise im Zusammenhang mit dem Kauf von Geschenkkarten, missbrauchen sie heute das Thema Bitcoin. Unternehmen müssen über die neuesten Trends bei E-Mail-Angriffen auf dem Laufenden bleiben, um ihre Benutzer zu schützen.
  • Benutzerschulungen zu neuesten E-Mail-Bedrohungen: Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter kontinuierlich darin schulen, die neuesten Taktiken von Cyber-Kriminellen zu erkennen. Dabei sollten regelmäßige Phishing-Simulationen Bestandteil des Sicherheitstrainings sein.
  • Schutz von Webanwendungen: Online-Anwendungen wie File-Sharing-Dienste, Webformulare und E-Commerce-Seiten können von Angreifern kompromittiert und zum Einschleusen von Ransomware genutzt werden. Unternehmen sollten eine WAF-as-a-Service- oder WAAP-Lösung einsetzen, die Bot-Mitigation, DDoS-Schutz, API-Sicherheit und Schutz vor Credential Stuffing umfasst, und sicherstellen, dass sie richtig konfiguriert ist.
  • Daten sichern: Im Falle eines Ransomware-Angriffs kann eine Cloud-Backup-Lösung Ausfallzeiten minimieren, Datenverluste verhindern und Systeme schnell wiederherstellen, egal ob sich die Dateien auf physischen Geräten, in virtuellen Umgebungen oder in der Public Cloud befinden.
  • Lösegeld nicht bezahlen: Viele Unternehmen und Verbraucher, die Opfer eines Ransomware-Angriffs werden, wissen nicht, was sie tun sollen, außer das Lösegeld zu zahlen. Dies ermutigt Cyber-Kriminelle zu weiteren Angriffen, bei denen sie noch höhere Forderungen stellen. Wenn es sich vermeiden lässt, sollten Opfer nicht bezahlen und sich an die Strafverfolgungsbehörden wenden, um eine alternative Lösung zu finden.

Zukunft von Kryptowährung und Cyber-Kriminalität

Kryptowährung hat eine milliardenschwere Wirtschaft von Ransomware, Cyber-Erpressung und Impersonation-Angriffen angeheizt. Dabei richten sich diese Angriffe nicht nur gegen private Unternehmen, sondern auch gegen kritische Infrastrukturen und stellen zunehmend ein nationales Sicherheitsrisiko dar. Nach erfolgreichen Attacken wie auf den US-Pipelinebetreiber Colonial Pipeline und den weltweit größten Fleischproduzenten JBS – in beiden Fällen haben die Unternehmen Lösegeld gezahlt – werden Hacker versuchen, andere kritische Branchen wie Energie- oder Wasserversorgung ins Visier zu nehmen.

Quelle: Barracuda NetworksDiese öffentlichkeitswirksamen Angriffe werden wahrscheinlich ein größeres Interesse an der Regulierung von Bitcoin hervorrufen und es Kriminellen schwerer machen, sich zu verstecken. Dem US-Justizministerium ist es im Fall von Colonial Pipeline bereits gelungen, die digitale Wallet der Hacker aufzuspüren und einen Großteil des gezahlten Lösegelds wiederzuerlangen.

Da Bitcoin mehr und mehr zum Mainstream wird, wird der Wert dieser Währung weiter steigen, aber auch die Zahl staatlicher Eingriffe und Vorschriften. Hierdurch wird die Währung für Kriminelle an Nutzen einbüßen.

Dr. Klaus Gheri ist General Manager Network Security bei Barracuda Networks.

Barracuda Networks