Die Bonner Wirtschafts-Akademie und das Diplomatic Council zeigen in einer aktuellen Studie, wie Künstliche Intelligenz und humanoide Roboter den Arbeitsalltag bis 2040 verändern könnten. Die Befragung von Führungskräften und Gewerkschaftsvertretern offenbart Chancen und Risiken gleichermaßen – und einen Handlungsbedarf für Wirtschaft, Sozialpartner und Politik.
Schon in wenigen Jahren könnte der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im Büroalltag und in der Produktion zur Selbstverständlichkeit werden. Diese Einschätzung stammt aus einer neuen Studie der Bonner Wirtschafts-Akademie (BWA) und der Denkfabrik Diplomatic Council (DC), die auf dem IGBCE-Gewerkschaftskongress Ende Oktober vorgestellt wird. Studienleiter Harald Müller betont:
„Darauf müssen sich die Wirtschaft, die Sozialpartner und die Politik vorbereiten.“
KI im Büro ab 2027, in der Produktion ab 2030
Über zwei Drittel der 150 befragten Führungskräfte und Gewerkschaftsfunktionäre gehen davon aus, dass KI spätestens ab 2027 zum Büroalltag gehören wird. In der Produktion sehen 35 Prozent KI bis 2030 als maßgeblichen Faktor – 55 Prozent halten diesen Schritt erst bis 2040 für realistisch.
Noch weitreichender sind die Prognosen zur Rolle humanoider Roboter: Bereits 2030 rechnen 18 Prozent der Befragten mit einem Einsatz im Alltag, weitere 15 Prozent erwarten dies zumindest in Teilbereichen. Bis 2040 sehen 40 Prozent diese Roboter mit KI-Steuerung breit im Einsatz – während 46 Prozent weiterhin skeptisch bleiben.
Arbeitsplätze im Wandel – Risiken und Gewinner
Ein zentrales Ergebnis der Studie: 77 Prozent der Befragten halten es für wahrscheinlich, dass KI-Roboter langfristig rund die Hälfte aller Arbeitsplätze ersetzen könnten. 58 Prozent rechnen bereits in naher Zukunft mit einem Verlust von bis zu einem Drittel aller Jobs. Als klare Gewinner gelten die Unternehmen – 64 Prozent erwarten steigende Gewinne durch Produktivitätsvorteile. Gleichzeitig sehen 45 Prozent auch Chancen für Arbeitnehmer, etwa durch die Übernahme belastender Tätigkeiten durch Roboter.
Vor allem Großunternehmen sollen laut Studie profitieren – 79 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Konzerne die neuen Technologien am besten nutzen können. Doch auch für den Mittelstand zeichnen sich Potenziale ab: 46 Prozent glauben, dass humanoide Roboter durch fallende Preise und flexible Einsatzmöglichkeiten auch für kleinere Firmen erschwinglich werden.
Humanoide Roboter: Kosten, Einsatzfelder, Erwartungen
Aktuell schätzen zwei Drittel der Befragten die Anschaffungskosten für humanoide Roboter auf das Niveau eines Kleinwagens. Dank Mietkauf und Leasing soll dies finanzierbar sein. Zudem erwarten 58 Prozent sinkende Preise und 56 Prozent jährliche Produktverbesserungen – vergleichbar mit der Entwicklung bei Smartphones.
30 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass humanoide Roboter künftig so selbstverständlich werden wie das Smartphone. Besonders großes Potenzial wird in industriellen Anwendungen gesehen: Logistik, Lagerhaltung, Wartung, Qualitätskontrolle, Montage und gefährliche Arbeiten gelten als prädestinierte Einsatzfelder. Auch im Büro sehen 32 Prozent sinnvolle Anwendungsbereiche.
Gesellschaftliche Auswirkungen und politischer Handlungsbedarf
Die Studie zeigt deutliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt – sowohl positiv als auch negativ. 54 Prozent der Befragten sehen in KI und Robotik eine Chance, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Gleichzeitig warnen 23 Prozent vor drohender Massenarbeitslosigkeit und 17 Prozent vor einer Belastung der Sozial- und Rentensysteme.
BWA-Geschäftsführer Harald Müller fordert:
„Diese Zeitspanne sollten Unternehmen und Gewerkschaften gemeinsam nutzen, um sich über den Umgang mit den Folgen dieser Entwicklung auf die Arbeitswelt zu verständigen.“

Die Politik müsse hier eine gestaltende Rolle einnehmen, um soziale Schieflagen zu verhindern und die Transformation aktiv zu begleiten.
Weitere Informationen zu BWA finden Sie hier.