Die Kombination aus einer Hyperconverged Infrastructure (HCI) mit der IBM i verspricht einige Vorteile, wie Stefan Czemetschka, Vertriebsleiter bei der PROFI AG, im Interview mit dem Midrange Magazin (MM) erläutert.
MM: Wie können Unternehmen mit einer IBM i-basierten Umgebung von modernen Techniken wie HCI profitieren?
Czemetschka: Als Hyperconverged Infrastructure wird eine Infrastruktur bezeichnet, in der sämtliche Technologien wie Prozessoren, Speicher, Virtualisierung und Netzwerke über eine Software-basierte Architektur eng miteinander verbunden sind. Im IBM i-basierten Umfeld ist dies im Prinzip bereits seit längerer Zeit der Standard. Während frühere IBM i-Systeme noch als in sich abgeschlossene Einheiten mit internen Disk-Systemen und ohne Virtualisierung als Einzelsysteme eingesetzt wurden, geht man seit mehreren Jahren fast ausnahmslos dazu über, externen Storage und eine Virtualisierungsschicht einzusetzen, um mehrere Partitionen auf der selben Hardware abbilden zu können. Dies eröffnet nicht nur die Möglichkeit, mehrere Betriebssysteme gleichzeitig auf den Power-Systemen betreiben zu können, sondern bringt auch enorme Vorteile in Sachen Redundanz, Ausfallsicherheit und bei der Einsparung von Hardware-Ressourcen. Auch der externe Storage kann durchaus noch für andere Systemwelten nutzbar gemacht werden, was wiederum die Komplexität und natürlich auch die Kosten der Systemlandschaft spürbar reduziert.
MM: Welche Vorteile bietet eine HCI-Umgebung im Zusammenspiel mit Power-basierten Linux-Systemen?
Czemetschka: Red Hat bietet seit geraumer Zeit Lösungen zur Umsetzung einer HCI an, die auf branchenführenden Openstack und Virtualisierungs-Plattformen aufsetzt. Diese HCIs bieten eine Kombination aus skalierbaren Computing- und Storage-Ressourcen für die IBM-Hardware Lösungen sowie andere Hyperscaler. Als Vorteile sind hier vor allem die zentrale Administration, die flexibel einsatzbare Infrastruktur und die vereinfachte Möglichkeit der Ressourcenzuteilung zu nennen. Darüber hinaus gibt es die bekannten Vorzüge der „Nutzung des Innovationspotentials der Open Source Community“ und der Infrastrukturkonsolidierung. Der spezielle Nutzen im Zusammenspiel mit der Power-Plattform wird in der, im Vergleich mit den Mitbewerbern, deutlich verbesserten Performance und Skalierbarkeit und der damit einhergehenden Senkung der Betriebskosten sichtbar.
MM: Wie lassen sich die bestehenden IBM i-Anwendungen über die PowerVM-Schicht in einer konsolidierten Systemumgebung betreiben?
Czemetschka: Die IBM Power Welt verfügt seit geraumer Zeit über die Möglichkeit, Hardware und Betriebssysteme in einer voll virtualisierten Systemlandschaft zu betreiben. Da IBM i-Anwendungen unterschiedliche Voraussetzungen an die Systemleistung, die Betriebssysteme und auch an die Verfügbarkeiten stellen, eröffnet die Möglichkeit der Virtualisierung den Einsatz verschiedener OS-Versionen mit unterschiedlichen Levels und Aktualisierungsständen auf ein und derselben Hardware-Plattform. Entwicklungsumgebungen können von den Produktivsystemen getrennt betrieben werden, innerhalb kürzester Zeit können Testsysteme bereitgestellt oder vorhandene Systeme geklont werden. Für den Betrieb eröffnet dies ganz neue Möglichkeiten, minimiert Risiken und trägt zur Reduzierung der Kosten bei.
MM: Welche Rolle können IT-Systemhäuser bzw. IT-Dienstleister übernehmen, wenn ein Unternehmen den Umstieg in Richtung Power Linux in Angriff nehmen möchte?
Czemetschka: Um die Vorteile, die ein Umstieg in Richtung Red Hat auf IBM Power-Systemen bietet, voll ausschöpfen zu können, bedarf es an Expertise und entsprechender Erfahrung. Eine professionelle Ermittlung des Bedarfs ist hier für ein sinnvolles Sizing der Hardware als auch für die Auswahl der eingesetzten Software-Komponenten zwingend erforderlich. Lösungen von Red Hat profitieren von intensiven Komponententests und einer großen Open Source Community.
MM: Wie wichtig ist dabei das Thema Linux?
Czemetschka: Linux – und da eben auch Red Hat Linux – auf Power ist ein wesentlicher Baustein, um den Schritt in Richtung „Containerisierung“ zu gehen. Da Container im Gegensatz zu virtuellen Maschinen nicht mehr das Betriebssystem selbst enthalten, werden hier andere Betriebsmodelle Einzug halten – Stichwort DevOps – und eben auch Plattformen wie Red Hat Openshift auf der Power eine Rolle spielen. Speziell hier können Unternehmen von den Erfahrungen der IT-Systemhäuser enorm profitieren,
MM: Und wie sieht das dann mit den klassischen, RPG-basierten Anwendungen aus?
Czemetschka: Die Rolle des modernen IT-Systemhauses geht über die Rolle des Infrastruktur- und HCI-Spezialisten deutlich hinaus. Denn die Umsetzung von DevOps Szenarien und Konzepten, die dem Ansatz „Infrastructure as Code“ folgen, sollen sich letztendlich vor allem positiv auf die Entwicklung und Modernisierung von Anwendungen und Geschäftsprozessen auswirken. „Klassische“ Anwendungen auf einen modernen Stand zu heben ist nicht dem darunterliegenden Betriebssystem geschuldet. Es ist einfach notwendig, blieb in der Vergangenheit aber oft ohne besondere Priorität. Das ändert sich massiv durch die Digitalisierung. Die Nutzung von modernen Entwicklungs- und Bereitstellungsformen wie CI/CD und Container macht auch hier einen Schritt in Richtung Infrastructure as Code und Automatisierung notwendig. Nicht zuletzt durch den Einsatz von Automations-Tools wie Red Hat Ansible werden hier deutliche Qualitätseffekte und Beschleunigungseffekte erreicht. Ein IT-Dienstleister wie die PROFI AG hat sich in diesem Feld fest etabliert und bietet Unternehmen an, die Potentiale für die Modernisierung von Anwendungssystemen für Power i Umgebungen zu eruieren und zu heben.
MM: Wie können IT-Systemhäuser bzw. IT-Dienstleister Unternehmen darin unterstützen, Clouddienste für ihre IBM System-I Umgebung nutzbar zu machen?
Czemetschka: Derzeit nutzen laut einer Studie 77 Prozent der Kunden ihre System-i-Umgebung On-Premise, 17 Prozent nutzen sie Hybrid und 6 Prozent bilden sie vollständig in der Cloud ab. In der Beratung erarbeiten wir mit unseren Kunden einen Kriterienkatalog – z.B. bringt es Wettbewerbsvorteile, senkt es Kosten, erhöht es die Flexibilität, Umgang mit Test- und Entwicklungsumgebung – zur Identifizierung Cloud geeigneter Workloads. Für diese Workloads, wie z.B. „Abdecken von Spitzen bei wechselnden Anforderungen“, erstellen wir im Anschluss konkrete Migrationspläne zur Vermeidung von Betriebs- und Sicherheitsrisiken und bringen sie dann in die Cloud.
MM: Was spricht dafür, dass Unternehmen den Betrieb ihrer IBM i-Umgebung komplett an einen geeigneten Service Provider auslagern?
Czemetschka: Ein Hauptproblem stellt heutzutage der eklatante Mangel an geeignetem Personal für den In-House Betrieb der IBM i-Umgebungen dar. Eine Auslagerung zu einem Service Provider löst dieses Problem zumindest teilweise. Die PROFI unterstützt bereits heute Dutzende Kunden mit Managed Services, unabhängig vom Standort der IBM i-Infrastruktur. Ein zentraler Anlaufpunkt für Anwender und Systembetreuer, eine automatisierte Überwachung der Systeme und Applikationen, die umgehende Beseitigung von Störungen, bis hin zu 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche, und auf Wunsch die komplette Übernahme des Betriebes sind Merkmale von Dienstleistungen die den sicheren Betrieb einer IBM i-Umgebung für die Zukunft sicherstellen. Die PROFI bietet diese Managed Services für On-Premise Systeme an und begleitet ebenso Unternehmen bei einem Hosting Anbieter oder in der Cloud.
MM: Welches Know-how und welche Kompetenzen sollte ein Systemhaus dazu mitbringen?
Czemetschka: Die ganzheitliche Beratung der System-I Nutzer bedingt, aus Sicht der PROFI AG, profunde Kenntnisse der Plattform POWER System-i, sowie Erfahrungen in der Anwendungsentwicklung, dem Erarbeiten und Umsetzen von Security Konzepten und dem gezielten Einsatz von Cloud Plattformen. PROFI AG hat diese Kompetenzen und entwickelt sie kontinuierlich weiter.
Rainer Huttenloher