MIDRANGE 09/2016 - page 48

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MARKTÜBERSICHT
THIN CLIENTS
MIDRANGE
MAGAZIN · 09/2016
Thin Clients und Enterprise Mobility – eine ideale Symbiose?
Mobiler Zugriff: Die Auswirkungen
Der IT-Mobilisierung kann sich mittelfristig kein Unternehmen mehr entziehen. Die Vorteile
der Öffnung von Unternehmensnetzen für mobile Endgeräte und die Integration verschiedener
öffentlicher Netze in das Corporate Network sind beherrschende Themen für IT-Strategien
und Unternehmensprozesse. Ob SDN (Software-Defined Networks) zur Kostenoptimierung
der IT oder verkürzte Prozesslaufzeiten, die Kontroll- und Regelwerke der traditionellen,
wohlbehüteten Unternehmensnetzwerke greifen nur noch bedingt.
E
ine weitere Herausforderung für
die IT-Sicherheit sind die mobilen
Geräte und ihre Nutzer sowie Software-
Updates und Installationen direkt aus
den App-Stores unter Umgehung der
Unternehmens-IT.
Versionsmanage-
ment und die Sicherheit der Applikati-
onen werden durch den Aufbau solcher
Schatten-IT-Strukturen gefährdet. Die
Mobilität der genutzten Geräte steigert
die Gefahr, sie zu verlieren und ent-
sprechend auch die Gefahr ihrer nicht
legitimierten Fremdnutzung. Es liegt
daher im Interesse aller Unternehmen,
den Risiken durch nicht autorisierten
Zugriff auf Mobilgeräte mittels geeig-
neter Technologien entgegenzutreten.
Minimaler Unternehmensdatenbestand
auf diesen Geräten, Kommunikation
mobiler Geräte ausschließlich über die
Schaltstelle Unternehmens-IT und de-
ren Schutzmechanismen sowie praxi-
serprobte Zugriffsroutinen bei zugleich
freier Wahl des Übertragungsnetzes
1
sind dabei logische und fundierte Her-
angehensweisen der IT.
Das Konzept „Thin Client“, bei dem
das mobile Gerät lediglich ein Werk-
zeug ist, das eine Kommunikations-
und Applikationsschnittstelle anbietet,
um mit den Ressourcen der zentralen
Unternehmens-IT zu arbeiten, ermög-
1 Siehe IBM Domino Apps – Notes Client
wird zur Web-Anwendung
(MIDRANGE Magazin 06/2016)
licht vor diesem Hintergrund ideale
Betriebsbedingungen: Es befinden sich
keine schützenswerten Unternehmens-
daten auf dem Endgerät und alle erfor-
derlichen Applikationen werden auf der
zentralen Plattform der Unternehmens-
IT einheitlich für alle Einsatzszenari-
en bereitgestellt, so etwa für „Mobile
Information Worker“, Außendienst,
Industrie-4.0-Systeme und Back-Office.
Mehrfachentwicklungen entfallen, spe-
zifische Besonderheiten und Versionen
mobiler Systeme werden minimiert, Da-
tensicherheit und Backups sind durch
die IT-Abteilung gewährleistet. Ledig-
lich die technische Realisierung der
Thin Clients muss an die aktuellen Sys-
temanforderungen angepasst werden:
X-Windows, Remote Desktop oder CIT-
RIX sind bei der Vielzahl unterschied-
licher Mobilgeräte und der Erwartungs-
haltung der Nutzer nicht mehr realis-
tisch. Aktuelle Thin-Client-Konzepte für
den mobilen Einsatz müssen eine Brow-
serschnittstelle bieten. Das ermöglicht
auch die Kombination von verschie-
densten Endgeräten im IT-Konzept der
Unternehmen. Kaum ein Gerät wird oh-
ne betriebssystemintegrierten Browser
angeboten, so dass lediglich browserbe-
dingte Darstellungseinschränkungen,
nicht aber die Bereitstellung der ent-
sprechenden Plattformsoftware in den
Verantwortungsbereich der Unterneh-
mens-IT fällt. Selbst Geräte ohne expli-
zite Anwendungsschnittstelle, wie In-
dustrie-4.0-Komponenten, können über
die Browserprotokolle HTTP/HTTPS mit
dem Unternehmensnetzwerk kommuni-
zieren.
Während die klassische, stand-
ortbezogene IT für Applikationsver-
bindungen von verfügbaren, stabilen
Breitbandverbindungen und eventu-
ell qualitätsgesteuertem Netzverhal-
ten (LAN und MPLS-Netze) ausgeht,
können derartige Voraussetzungen in
Mobilfunknetzen bzw. bei Mobilfunk-
verbindungen nicht postuliert werden.
Handlungsbedarf definiert sich hier aus
den konkreten Netzgegebenheiten.
Zuverlässigkeit
Störeinflüsse, Kapazitäten von Funk­
zellen, Roaming, Grenzen der versorg-
ten Fläche sowie Bewegungen ver-
schlechtern die Qualität von mobilen
Verbindungen, was diese für IT-Anwen-
dungen zu instabilen Übertragungs-
medien macht. Funkabbrüche sind
schwere Netzwerkfehler, die zu inkon-
sistenten Datenzuständen führen, da
LAN-Anwendungen Unterbrechungen
zu Thin Clients nur für wenige Sekun-
den tolerieren.
Für eine effiziente, zuverlässige und
transparente Funkphysik ist ein spezi-
fisches Funkdatenprotokoll unerläss-
lich, wobei die Trennung der logischen
Session von der physikalischen Ver-
bindung nur mit einem dynamischen
Verbindungsmanagement oberhalb der
1...,38,39,40,41,42,43,44,45,46,47 49,50,51,52
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