Durch Cyberangriffe erleiden Unternehmen erhebliche finanzielle Verluste, Daten gehen verloren und Kunden suchen nach anderen Anbietern. Es ist daher entscheidend, dass Unternehmen proaktive Maßnahmen ergreifen und ihre Systeme schützen. – Ein Beitrag von Philipp Kalweit, Unternehmer, IT-Sicherheitsberater sowie CEO der Cybersecurity-Boutique KALWEIT ITS.
Cyberangriffe sind das größte Geschäftsrisiko weltweit. Laut dem Allianz Risk Barometer 2024 sind 9 von 10 Unternehmen in Deutschland bereits betroffen gewesen – mit jährlichen Schäden von über 220 Milliarden Euro. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) stehen im Fokus von Cyberkriminellen – und erhalten dabei verhältnismäßig wenig mediale Aufmerksamkeit. In vielen Fällen mangelt es ihnen an Zeit, Geld und anderen Ressourcen, um sich gegen Attacken angemessen zu rüsten. Damit machen sich KMUs zur Zielscheibe. Sie müssen dringend in ihre IT-Sicherheit investieren, um sich gegen Bedrohungen zu wappnen.
David gegen Goliath: Cyberangriffe als existenzielles Risiko für KMUs
Ein erfolgreicher Cyberangriff kann für KMUs gravierende Folgen haben – von Datendiebstahl und Erpressung bis hin zu teuren Betriebsunterbrechungen. Im Durchschnitt kosten Cyberangriffe 4,78 Millionen Euro pro Unternehmen. Für KMUs kann ein solcher Vorfall existenzbedrohend sein: Rund 60 % müssen innerhalb von sechs Monaten nach einem schweren Angriff den Betrieb einstellen, da sie die finanziellen und organisatorischen Folgen nicht bewältigen können. KMUs sind besonders gefährdet, ins Visier von Cyberkriminellen zu geraten – ein Risiko, das sich aus mehreren Faktoren ergibt.
- Unterschätzte Gefahr: Viele KMUs nehmen IT-Sicherheit erst ernst, wenn ein Angriff erfolgt. Die Komplexität und Vielfalt der Bedrohungen werden oft nicht erkannt.
- Haftungsrisiko: Fehlende oder unzureichende Schutzmaßnahmen können als grob fahrlässig gelten – mit möglichen rechtlichen Konsequenzen (§ 43 GmbHG, DSGVO Art. 32, NIS-2).
- Attraktive Ziele: KMUs sind als Zulieferer und aufgrund wertvoller Daten besonders anfällig für Cyberangriffe.
- Veraltete Systeme: Nicht aktualisierte Software und historisch gewachsene, schlecht konfigurierte IT-Infrastrukturen führen zu Sicherheitslücken und technischen Schulden.
- Begrenzte Ressourcen: Während Cyberkriminelle Millionen umsetzen, fehlt KMUs oft das Budget für umfassende Sicherheitsmaßnahmen.
- Interne Fachkräfte: Erfahrene IT-Sicherheitsprofis sind teuer und schwer zu finden, was die Umsetzung wirksamer Schutzmaßnahmen erschwert.
Investitionen in IT-Sicherheit müssen zur Selbstverständlichkeit werden
IT-Sicherheit ist ein fortlaufender Prozess – sie sollte nicht erst nach einem Angriff zur Priorität werden. Investitionen in Cybersicherheit sind kein „Nice to have“, sondern essenziell für die Zukunftssicherung eines Unternehmens. Ohne regelmäßige Sicherheitsmaßnahmen riskieren KMUs, binnen Sekunden alles zu verlieren. Und dabei sind viele schlechter aufgestellt, als sie glauben.
Technische Maßnahmen zum Schutz vor Cyberattacken
KMUs, die noch keine IT-Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt haben, sollten dringend handeln. Doch wo fängt man an? Eine bewährte Lösung ist die Beauftragung eines Virtual CISO (vCISO) – eines externen IT-Sicherheitsexperten. Ein vCISO bringt umfassendes Fachwissen und Erfahrung mit und unterstützt bei der Entwicklung und Umsetzung von Sicherheitsstrategien, Richtlinien und Prozessen. KMUs profitieren von der Flexibilität und Kosteneffizienz dieser externen Fachkraft, die nach Bedarf eingesetzt wird – ohne feste Personalkosten, langfristige Verträge oder Gehaltsnebenkosten. Mit Unterstützung des vCISO wird eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie aufgestellt, die u. a. folgende Punkte umfasst:
- Bestandsaufnahme machen: Welche IT-Systeme gibt es? Wo liegen sensible Daten?
- Technische Schutzmaßnahmen einleiten: Firewall & Netzwerk-Segmentierung zum Schutz vor externen Angriffen. Endpoint-Security für die Sicherheit von Geräten. Aktualisierung von Software und Betriebssystemen. Erstellen von Backups und Notfallplänen.
- Zugangskontrolle einrichten: Starke Passwörter und Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) zur Absicherung aller Konten. Prinzip der minimalen Rechte (Least Privilege) einführen.
- Sensibilisierung und Schulung der Belegschaft: Phishing, Social Engineering und sicheres Arbeiten als zentrale Schulungsthemen. Notfallkontakt und Meldewege definieren, um klare Abläufe für Sicherheitsvorfälle zu schaffen.
- Schwachstellen identifizieren durch IT-Sicherheitscheck oder Penetrationstest (also die gezielte Simulation von Angriffen, um Sicherheitslücken im System zu finden).
- Security-Konzepte etablieren: Einführung eines ISMS (z. B. nach ISO 27001 oder BSI-Grundschutz), oder alternativ: VdS10000 für KMUs als erster Schritt.
Fazit: IT-Sicherheit als Investition in die Zukunft
Cyberangriffe sind eine ernste Bedrohung für KMUs. Um den komplexen Anforderungen der digitalen Welt gerecht zu werden, ist eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie erforderlich, die Mensch, Prozesse und Technologie miteinander verbindet. So können Unternehmen ihr Risiko erheblich reduzieren. Investition in IT-Sicherheit ist auch für KMUs keine Option, sondern eine Notwendigkeit, um langfristig wettbewerbsfähig und geschäftsfähig zu bleiben.
