Die Vernetzung der Weltwirtschaften beeinflusst die Auswirkungen von Ereignissen auf die jeweiligen Volkswirtschaften. Während es in der Vergangenheit mehrere Jahre dauerte, um sich von einem Finanz- oder Energieschock zu erholen, zeigte die Pandemie, wie schnell sich die Gesellschaft mithilfe von Digitalisierung und Digitaler Transformation an eine neue Weltordnung anpassen kann und damit Widerstandskraft beweist.
Inflation, Energiekrise, regulatorische Entwicklungen und der geopolitische Kontext zeigten, dass kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) – mit 99,4 Prozent Anteil die Lunge der deutschen Wirtschaft – nicht gleichermaßen auf Krisenzeiten vorbereitet sind. Nicht alle Branchen von KMUs erfordern einen hohen Digitalisierungsgrad, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Es muss genau abgewogen werden, für welche Unternehmen transformative Schritte Sinn machen. Für diejenigen, die diese Schritte jedoch gehen wollen, lässt sich die Resilienz in Krisenzeiten mithilfe von Daten stärken.
Strategische Herausforderung
Viele Führungskräfte tendieren dazu, neueste Technologie schnellstmöglich einzuführen, um mit dem Wettbewerb Schritt zu halten, ohne ihr Geschäftsmodell zu überprüfen. Dies führt in den meisten Fällen zur Beschleunigung veralteter Prozesse anstatt zur Steigerung der Wettbewerbs- und Widerstandsfähigkeit. Für den richtigen Einsatz von Technologie spielen neben Strukturmerkmalen, wie Größe, Wirtschaftszweig und Digitalisierungsgrad des Unternehmens auch weitere Faktoren eine entscheidende Rolle:
- finanzielle und personelle Ressourcen,
- Stellung in der Wertschöpfungskette,
- Regularien sowie
- Zugang zu Finanzierung und Know-how.
Es erfordert die Berücksichtigung der gesamten Funktionsweise des Unternehmens, der Art und Weise, wie es seine Einnahmen erzielt und wie es mit seinem Ökosystem interagiert. Somit muss eine Analyse des Geschäftsmodells erfolgen bevor die Digitalisierung gestartet werden kann, um nachhaltig ein resilienteres Unternehmen zu schaffen.
Mit einem neuen Modell die Resilienz stärken
Um ein kleines oder mittelständisches Unternehmen resilient aufzustellen, muss vorausschauend gehandelt werden. Dafür ist eine permanente Analyse, wo das Unternehmen im Markt steht, wie es sich vom Wettbewerb abhebt und welche Kernkompetenzen in Zukunft wichtig werden, notwendig.
Ein KMU, das auf Basis dieser Analyse neue Stärken aufbaut, vervielfacht die Optionen für die Unternehmensentwicklung und steigert damit die Widerstandsfähigkeit. Das bedeutet auch, sich auf Kernaspekte zu fokussieren und auf manches im Geschäftsmodell bewusst zu verzichten, zum Beispiel auf veraltete Prozesse oder Geschäftszweige.
Für die Kenntnis des eigenen Geschäftsmodells und der stetigen Analyse davon, was im Markt passiert, ist eine Daten-Bestandsaufnahme im Unternehmen erforderlich. Dazu gehören:
- die Ermittlung der vorhandenen Daten, mit dem das Unternehmen arbeitet oder auch nicht (die nicht notwendigen Daten können zukünftig im Vornherein ausgeschlossen werden),
- wie die relevanten Daten zwischen Systemen, Teams und Abteilungen fließen, was auch das Aufdecken und Beseitigen von Silos bedeutet und
- die Beantwortung der Frage, ob die Geschäftsziele angepasst werden müssen und welche Daten zur Erreichung dieser Ziele benötigt werden.
Basierend auf der Daten-Bestandsaufnahme wird ein zentraler Ort für die Haltung der notwendigen Datensätze entwickelt, der dazu dient, die vorherentdeckten Datensilos aufzubrechen und Prozesse zu straffen.
Wurden diese Schritte erfolgreich absolviert, macht die Implementierung von Technologien Sinn. Hierfür sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die Daten-Bestandsaufnahme, eine zentrale Datenhaltung und die Festlegung von Geschäftszielen unbedingt zuerst erfolgen müssen. Viele Unternehmen ziehen Automatisierung in Erwägung, um typische Aufgaben und Anfragen schneller ausführen und beantworten zu können, und Fehler, die oft mit manueller Bearbeitung von Anfragen einhergehen, zu vermeiden.
Während die Klärung aller Fragen rund um den Datenkosmos des Unternehmens von entscheidender Bedeutung sind, sollten unbedingt auch die Mitarbeiter beim Prozess berücksichtigt werden. Welche Bedürfnisse haben die Abteilungen, wie kann deren Arbeit unterstützt werden und wie können die Abteilungen untereinander besser kommunizieren?
Mit dem Verständnis über die Bedürfnisse der Mitarbeiter lassen sich Lösungen zur Optimierung erarbeiten, die zu deren Vorteil implementiert werden. Dadurch kann sich das gesamte Unternehmen weiterentwickeln, cross-funktional gearbeitet und Erfolgsrezepte aus der Vergangenheit in Frage gestellt werden.
Effizienz, Rationalisierung, Agilität, Sicherheit, Antizipation und Sparsamkeit sind nur einige der Vorteile, die durch neue Technologien wie Cloud, Cyber-Sicherheit, Blockchain, Datenmanagement, künstliche Intelligenz, digitaler Zwillinge oder sogar Quanteninformatik im Unternehmen ermöglicht werden können. Es sollte jedoch klar sein, dass nicht jede dieser Innovationen für alle Unternehmen – ob Großkonzern oder KMU – geeignet ist. Eine Analyse des eigenen Geschäftsmodells, des Wettbewerbs, der vorhandenen Daten und die Festlegung neuer Ziele sind in jedem Fall zuallererst durchzuführen bevor evaluiert werden kann, welche Innovation am sinnvollsten ist, um die Resilienz des Unternehmens zu stärken.
Laura Martin ist Customer Success Director bei Conga.