Die jüngste Ansprache von Markus Dohm, Executive Vice President bei Academy & Life Care, hinterließ großen Eindruck in der TÜV Rheinland Akademie-Welt rund um den Globus: Mitarbeitende staunten nicht schlecht, dass ihr Chef neuerdings mehrere Landessprachen spricht – neben perfektem Englisch auch noch Arabisch, Spanisch und Chinesisch, alles fließend. Das Video war ein erfolgreicher Testlauf für das eigentliche Projekt, mit dem die TÜV Rheinland Akademie inzwischen an den Start gegangen ist: über 100 Trainings- und Schulungsvideos, für international tätige Kunden in bis zu 38 Sprachen zu übersetzen und zwar mithilfe Künstlicher Intelligenz.

Die Fremdsprachen, die Sprechenden in TÜV Rheinland-Videos neuerdings so locker von den Lippen gehen, werden durch Software synthetisiert, ihre Mundbewegungen durch Algorithmen täuschend echt angepasst. Somit können Experte Lernende direkt in dessen Muttersprache ansprechen. Eine höhere Identifikation beim Lernenden ist nahezu nur noch face-2-face möglich. In Schulungsvideos ist Sprache ein Schlüsselfaktor, um eine persönliche Verbindung herzustellen und den Lernfortschritt weiter zu intensivieren.

Basis für die Übersetzungsoffensive ist eine Kooperation der TÜV Rheinland Akademie, die derzeit mehr als 25 Ländern weltweit aktiv ist, mit dem Londoner Startup Synthesia, eines der führenden Unternehmen für KI-gestützte Produktion von Videos, das 2017 von einem Team von Forschern und Unternehmern der UCL, Stanford, TUM und Cambridge gegründet wurde.

Ganz nebenbei löst die Kooperation zwischen der TÜV Rheinland Akademie und Synthesia ein immer drängenderes Problem, das alle international aktiven Kompetenzbegleiter und alle Global Player kennen, die ihr Kompetenzmanagement weltweit nach einheitlichen Standards betreiben. Klassische Videoproduktionen mit zahlreichen muttersprachlichen Experten bedeuten hohe Kosten und Aufwand, die sich im operativen Alltag kaum amortisieren und durch Covid-19 auch schwieriger verwirklichen lassen. Per Software dagegen sind die Videos zu einem Bruchteil der Kosten internationalisiert – und das unter Einhaltung sämtlicher Hygienevorschriften.

KI bringt Wettbewerbsvorteil

Nach den ersten Erfahrungen der TÜV Rheinland Akademie ist KI in der betrieblichen Weiterbildung ein echter „Game Changer“. Der Kompetenzentwickler setzt KI dort ein, wo sie Effizienz und Wirksamkeit sowie Skalierbarkeit steigert und einen Beitrag dazu leistet, die Weiterbildungsangebote für die eigenen Zielgruppen noch positiver zu gestalten. Im Bereich Schulungsvideos bedeutet das: Mit KI…

  • … lassen sich auf eine ökonomisch vertretbare Weise Sprachbarrieren einreißen.
  • … Wissen und Kompetenzen nachhaltiger vermitteln.
  • … Produktionskosten senken.
  • … Ressourcen smarter einsetzen und entstehende Freiräume für die Entwicklung neuer Inhalte nutzen.

Vom E-Learning zum virtuellen Klassenzimmer

Neben synthetischen Videos sind Virtuelle Klassenzimmer eine weitere hervorragende Alternative für berufliche Weiterbildung und spielen bei der TÜV Rheinland Akademie eine immer größere Rolle. Wer sich vom Home-Office oder über mobile Endgeräte weiterbildet, genießt eine lebendige Lernwelt mit Interaktion und Spaß, inklusive gleichzeitiger Kontrolle des Lernerfolgs.

Konzepte und technische Lösungen für, interaktive Formate des betrieblichen Wissenstransfers gibt es bereits seit den 90er Jahren. Synchrone Lernmedien waren von Anfang an Bestandteil der betrieblichen Weiterbildung. Diejenigen, die von E-Learning sprachen, hatten in der Regel Web Based Training im Sinn. Limitierende Faktoren synchroner Medien waren oft die technische Infrastruktur oder die fehlende Bandbreite. Die Interaktion zwischen Teilnehmern und Ausbildern fand über Chats oder Telefonkonferenzen statt.

Um die Teilnehmer noch besser bei der Gestaltung ihrer Lernumgebung und des Lernfortschritts zu unterstützen, entwickelten Bildungseinrichtungen und Universitäten so genannte virtuelle Klassenzimmer, die synchronen Unterricht in Echtzeit ermöglichen. Alle Ausbilder, Moderatoren und Teilnehmer sind heute über Webcam und Headsets live miteinander verbunden. Dies eröffnet pädagogische und methodische Möglichkeiten, die denen realer Seminare nahezu ebenbürtig sind.

Zusätzlich zum traditionellen Whiteboard-Vortrag eines Trainers können sich die Teilnehmer in offenen Diskussionen austauschen, gefolgt von einer Online-Teilnehmerbefragung. Dies geschieht in einer Videokonferenz, die auch durch Chats eine neue Lebendigkeit erhält.

Die Teilnehmenden können darüber hinaus auch eigene Beiträge leisten, Reden halten und Präsentationen oder Videos von ihren Computern aus aufzeichnen. Darüber hinaus lassen sich Arbeitsgruppen bilden; asynchrone Newsgroups ergänzen den Austausch im Rahmen des digitalen Lernens, das den großen Vorteil hat, ein ganzes Toolset für synchrone und asynchrone Lernprozesse kombinieren zu können (Blended Learning).

Unterschiedliche Arten von Lernenden erfordern angepasste Lernstrategien

Das Lernverhalten der Menschen ist bekanntlich sehr unterschiedlich. Einige haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und lassen sich leicht ablenken, was während der Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung im Heimbüro war und in einigen Fällen immer noch ist. Andere brauchen feste Strukturen; dritte ziehen es vor, den Lernstoff selbst nach ihrem Bedarf und Tempo aufzuteilen.

In allen Situationen ist irgendeine Form der sozialen Interaktion wünschenswert, um die Freude am Lernen und am Lernfortschritt immer wieder neu zu beleben. Die wiederkehrende Herausforderung für Bildungsanbieter und Kompetenzpartner besteht darin, all diese Bedürfnisse im Rahmen des digitalen Lernens zu erfüllen – insbesondere in Zeiten von Corona.

Gute Ausbilder nutzen das Wissen über unterschiedliche Lerntypen in ihren Kursen, um ihre Ausbildungsmodule optimal darauf abzustimmen. Impulsvorträge von dreißig oder mehr Minuten, die in der Vergangenheit üblich waren, werden in mehrere kleinere aufgeteilt. Diese können mit Videos, Gruppenarbeiten und Flash-Umfragen aufgelockert werden, um die Teilnehmenden in den weiteren Verlauf der Seminareinheit einzubeziehen.

Alles in allem sind die Lektionen interaktiver, multimedialer und manchmal auch mit spielerischen Elementen gestaltet. Kleine Gruppen können sich dann gemeinsam virtuell in einem „Arbeitsraum“ treffen, obwohl die einzelnen Teilnehmer sich eigentlich in ihren Büros oder zu Hause befinden. Die Immersion, die eine solche Begegnung erzeugt, ist durchaus erstaunlich und wird auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen.

Extended Reality ist real

Gemäß Konfuzius – „Sage es mir und ich werde es vergessen. Zeige es mir und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun und ich werde es können.“ – unterstützen weitere innovative digitale Ansätze punktgenau den Lernenden. Hierzu gehören die modernen Individualmethoden mittels Lern-Brillen wie z.B. ein Virtual-Reality-Szenario (VR), das sich als besonders wirksam erwiesen hat, um bestimmte Kompetenzen und Fähigkeiten besser zu vermitteln.

Während VR-Technologien das Eintauchen (Immersion) in virtuelle Welten ermöglichen, reichert Augmented Reality (AR) die Realität durch künstliche Elemente an (to augment, engl. = vermehren): Anwender bleiben in der realen Welt, können dort nicht nur reale, sondern auch computergenerierte Informationen oder auch Inhalte wahrnehmen. VR-Technologien versetzen den Nutzer in eine virtuelle Umgebung. AR bringt dagegen virtuelle Gegenstände in die echte Welt.

XR-Technologien gelten nicht umsonst als ein wichtiger Zukunftstrend der Bildungsbranche. Sie ebnen den Weg zu standortunabhängigen und damit kostengünstigen Schulungen, machen oftmals mehr Spaß als herkömmliche Trainingsangebote und – was am wichtigsten ist – gewährleisten, dass der Praxistransfer der theoretischen Lerninhalte gelingt. Dementsprechend baut die TÜV Rheinland Akademie das Angebot an XR-Trainingslösungen derzeit konsequent weiter aus.

Unterstützung des Lernfortschritts auch bei Pflichtunterweisungen

Ob Arbeitsschutz, Datenschutz, Informationssicherheit oder Compliance: Es gibt Schulungsthemen, die sind wichtig, aber nicht unbedingt beliebt. Digitale, cloudbasierte Lernplattformen können Unternehmen, Management und Mitarbeitende aber bestmöglich in gesetzlich vorgeschriebenen Unterweisungen unterstützen.

Digitale Lernplattformen für maßgeschneiderte Kompetenzentwicklung garantieren eine moderne und unkomplizierte Benutzererfahrung, schnellen Zugriff auf Managementfunktionen und eine übersichtliche Erfassung aller Lernfortschritte der Benutzer – bei einfacher Skalierbarkeit auf internationale Standards. „Intelligente“ Unterweisungsplattformen denken mit, gestalten Unterweisungen effizient und rechtssicher und verringern den Aufwand für Mitarbeiter wie Vorgesetzte deutlich – unter anderem durch die Automatisierung des Erinnerungsmanagements oder die unternehmens- und abteilungsweite Koordination und Kontrolle von Unterweisungszielen und -fortschritten. Excel-Weitwurf gehört damit der Vergangenheit an, Management-Reports sind jederzeit auf Knopfdruck möglich.

Fazit: Zu einer forcierten Digitalisierung aller Arbeitsbereiche besteht keine Alternative. Aber der Umgang mit Technik und Menschen wird vermutlich darüber entscheiden, wie erfolgreich Unternehmen im global-digitalen Wettbewerb bestehen werden. Dafür braucht es neben der Technik auch das Commitment der Mitarbeiter. Technologie erlaubt uns heute, Mitarbeitern die Informationen, die sie zur Erfüllung ihrer Arbeit benötigen, in der richtigen Form und zur richtigen Zeit zur Verfügung stellen. Hier muss jedes Unternehmen für sich den eigenen Weg finden, ggf. mit der externen Unterstützung von erfahrenen Kompetenzbegleitern.

Holger Offermanns ist Global Head of Digital Learning bei der TÜV Rheinland Akademie.

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