Markus Litters ist mit der edvberatung.litters seit vielen Jahren im IBM Power Sytem (i) Umfeld tätig. Nun geht er mit einem zweiten Unternehmen an den Start: i and me – IT Training and Solutions GmbH. Aus diesem Grund traf sich Chefredakteur Matthias Scheffer mit Herrn Litters zum MIDRANGE-Interview.
Lieber Herr Litters, wir sprechen, weil Sie mit einem neuen Unternehmen an den Start gehen. Zunächst aber nochmal der Blick zurück. Seit wie vielen Jahren sind Sie im IBM i Umfeld tätig?
Guten Tag Herr Scheffer, zunächst einmal freue ich mich, dass wir uns endlich persönlich nach Ihrem „Amtsantritt“ kennen lernen. Ihren Vorgänger, Herrn Jägle, kenne ich ja schon seit einer gefühlten Ewigkeit.
Damit komme ich auch direkt auf Ihre Frage, denn ich bin mit „frischen“ 19 Jahren zur damaligen IBM AS/400 und RPG gekommen und da ich jetzt gerade 53 geworden bin, sind es schon knapp 34 Jahre, die ich mit dieser Plattform „zusammen“ bin. Länger als mit meiner Frau.
Warum jetzt das neue Unternehmen?
Die Antwort ist schlichtweg: Weil wir bisher noch keine Zeit hatten. Auch jetzt ist die Zeit unsere wichtigste Ressource, denn immer mehr Unternehmen fragen nach zunehmender Unterstützung bei meinem Team und mir an. Mit dem neuen Unternehmen lagere ich alle Themen aus, die sich nicht um individuelle Programmierung und Unterstützung von Kunden drehen. Diese Themen bleiben bei der edvberatung.litters, die im Januar übrigens schon ihren 27. Geburtstag feiert und weiterhin aktiv bleibt.
Ein weiterer Grund ist das Interesse von Investoren, die sich an unseren diversen Aktivitäten beteiligen wollen, was mit einem separaten Unternehmen deutlich leichter vonstattengeht und uns noch mehr Wachstum bescheren wird.
i and me – IT Training and Solutions GmbH wird das neue Kind heißen. Was wird das Unternehmen anbieten?
Wie der Name schon vermuten lässt, liegt ein Schwerpunkt auf dem Thema Training allgemein. Dabei gehören für mich zu diesem Thema, sowohl Workshops, Schulungen, individuelle Kurse sowie eine Lernplattform. Das alles wahlweise vor Ort (On-Prem) oder Online, wobei die Lernplattform natürlich eine reine Online-Variante ist.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Produkten, Services und Lösungen.
All diese Themen drehen sich dabei primär um IBM i.
Sehen wir uns zunächst das Thema Schulungen und Trainings an. Wie werden Sie hier aufgestellt sein?
Mein Team, welches gerade auf 14 Angestellte und 7 Externe angewachsen ist, und ich bieten unseren Kunden alles an Training an, was es aktuell zu IBM i zu lernen gibt. Angefangen von klassischen Workshops und Kursen zur Systembedienung, Sicherheit, Datenbankhandling und Programmierung, über die erweiterte Nutzung der IBM PASE Umgebung und der damit verbundenen Open Source Pakete, wie Node.js, Python, REDIS, Postgre, Git usw., bis hin zu einem meiner Lieblingsthemen der Künstlichen Intelligenz mit Workshop und Schulungen für das Management, sowie Software-Entwickler, die konkrete Lösungen für ihr Unternehmen mit Hilfe von KI implementieren möchten/dürfen/sollen. Insgesamt werden 8 Leute von uns diese diversen Schulungen, Workshops und individuellen Kurse halten.
Im Namen steckt ja auch das Wort „Solutions“. Welche Lösungen wird das neue Unternehmen denn anbieten?
Unter dem Oberbegriff Solutions fasse ich auch Produkte und Services zusammen. Lösungen sind für mich in der Regel eine Kombination aus diesen beiden Themen.
Als Beispiel haben wir das Projekt mit dem Codenamen „Holy Grail“.
Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Hardware, auf der eine Open Source Software läuft, welche das Monitoring von IBM i und vielen, weiteren Datenbanken, Systemen, Komponenten usw. übernimmt, sowie einer speziellen Software, die wir entwickeln, damit unsere Kunden diese „Black Box“ in ihrem Netzwerk anschließen und über eine einfache Oberfläche einrichten können.
Hier spielen also verschiedene Produkte, sowie Dienstleistungen zusammen, was für mich eine Lösung ergibt.
Weitere Produkte sind unter anderem der einzige ILE Web- und Applikationsserver IceBreak von unserem dänischen Partner System & Method. Dieses Produkt empfehle und unterstütze ich über die edvberatung.litters bereits seit 2017. Künftig wird es ebenfalls über die i and me angeboten, genauso wie das geniale Low-Code Produkt Sitemule Architect und einige weitere, unter anderem eigen entwickelte Produkte und Lösungen.
Einen Schwerpunkt wird ja das Thema KI und KI Tools einnehmen. Worauf kann man sich hier freuen?
Beim Thema KI haben wir erstaunlicherweise mit unserer Eigenentwicklung sehr gute Ergebnisse erzielt und stellen immer wieder und immer mehr fest, dass wir hierbei sehr gut aufgestellt sind. Auch – oder gerade – im Vergleich mit anderen, größeren Anbietern. Wir verfolgen einen pragmatischen Ansatz und fahren damit sehr gut.
Ein Produkt, welches schon weit fortgeschritten ist, läuft derzeit unter dem Codenamen „Assasin“ – der „AI based Reporting Killer“.
Mit der Unterstützung von KI Funktionen, kann ein Anwender in natürlicher Sprache beliebige Daten abfragen und bekommt diese in einer ansprechenden Form geliefert, wie z. B. „Bitte liste mir alle Artikel, mit denen wir in den letzten 6 Monaten mehr als 500.000,- Euro Umsatz im Postleitzahlengebiet 6 erzielt haben und stelle mir diese als Tortendiagramm dar.”
Das funktioniert schon erstaunlich gut und unter anderem mit verschiedenen Datenmodellen sehr flexibel.
Ein weiteres Projekt, mit dem Codenamen „Lightman“ ist ein ILE (RPG, DDS und SQL) Analysetool, welches durch KI unterstützt alten, uralten und ururalten RPG-, sowie DDS- und SQL-Code analysiert und den Entwicklern und Entwicklerinnen hilft, diesen zu verstehen, zu optimieren, zu modernisieren oder zu transformieren.
Ein Bestandteil dieses Projekts ist ein Unterprojekt mit dem Codenamen „Morgana“, welches eine Erweiterung für Visual Studio Code und Code4i darstellt und mit einer stark erweiterten Gliederungsfunktion (Outline) daherkommt. Dieses Unterprojekt werden wir – zumindest in Teilen – als Open Source frei geben.
Unsere und viele weitere Branchen stehen vor einem Generationenwechsel. Viele gehen in Rente, deutlich weniger kommen nach. Und junge Leute für RPG und IBM i zu begeistern ist auch nicht ganz einfach. Wie können wir dieses Dilemma lösen?
Das ist in der Tat DAS Thema dieser Zeit und ich kann Ihnen und allen, die das hier lesen versichern, dass es kein reines IBM i und RPG Thema ist.
Wie ich oben schon beschrieben habe, wächst mein Team rasant an und das Ziel für 2025 ist es, diese Anzahl mindestens zu verdreifachen, was aus meiner Sicht vollkommen realistisch ist.
Derzeit haben wir das Luxusproblem, dass Mitarbeiter bei uns arbeiten möchten und in einer „Warteschlange“ (man könnte sie Job Queue nennen – kleiner IBM i Gag am Rande) hängen, weil wir sie nicht so schnell einstellen bzw. einarbeiten können.
Ein weiteres Luxusproblem bei mir ist, dass meine Mitarbeiter mehr und mehr im Büro vor Ort arbeiten möchten und nicht im Home-Office, was wir bisher sehr ausgiebig genutzt haben.
Deshalb wird die i and me ab Januar in neuen, deutlich größeren Räumlichkeiten in Pirmasens zu finden sein.
Beides Luxusprobleme, die bei anderen Unternehmen ganz anders aussehen. Dort findet man keine Leute und wenn, dann wollen diese alle im Home-Office arbeiten und viele Firmen versuchen mit allen Mitteln, ihre Leute ins Büro zu holen – oder zu zwingen.
Und damit kommen wir schon bei einem der Themen an, die vielen Unternehmen im Weg stehen.
Wir schreiben das Jahr 2024 – in Kürze schon 2025.
Viele Unternehmen sind meiner Meinung und Erfahrung nach jedoch bzgl. Firmenkultur und Umgang mit Mitarbeitern immer noch im 20. Jahrhundert stecken geblieben und wundern sich, dass sie keine Fachkräfte finden bzw. diese nicht halten können.
Wir begegnen dem, indem wir junge Leute mit unseren Schulungen und Workshops, zum einen von der Plattform IBM i mit all ihren Möglichkeiten und Vorteilen begeistern und zum anderen, indem wir den Umgang mit den (oft jungen) Leuten flexibler gestalten.
Das heißt, wenn ich z. B. einem 23-jährigen Entwickler, der durchaus schon mehrere Jahre Programmiererfahrung z. B. mit Microsoft .Net und Visual Studio gesammelt hat, direkt ein Spalten RPG Programm aus 1978 im IBM RDi (oder noch schlimmer im SEU) vor die Nase setze und ihn dazu verdonnere das jetzt gefälligst zu verstehen und zu modernisieren, dann wird dieser Mensch nicht lange bei mir bleiben.
Führt man die Leute jedoch Schritt für Schritt an die Plattform heran und zeigt ihnen anhand der modernen Möglichkeiten, die IBM i bietet, erst einmal die ganzen Vorteile auf, dann ist die Bereitschaft sich auch mit älteren Themen zu beschäftigen, deutlich größer.
Genau das tun wir in unseren Schulungen, Workshops, individuellen Kursen und Dienstleistungen, welche u. a. das Thema Firmenkultur und deren Wandel und Bedeutung in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts umfassen.
Wann geht’s denn dann wirklich los mit i and me? Ab wann könnte ich Services und Lösungen beziehen?
Es ist schon losgegangen. Der Vertrieb von Produkten und Schulungen läuft bereits über die neue i and me. Natürlich bieten wir erst einmal die Dinge an, die schon fertig sind. Produkte, die sich noch in Entwicklung befinden, wie z. B. unser KI Analyse Tool mit dem Codenamen „Lightman“, nutzen wir teilweise ebenfalls schon bei Kunden. Das heißt in spezifischen Projekten, wie z. B. einem Migrationsprojekt bzw. einem Transformationsprojekt. Dadurch haben die Kunden den Vorteil, die neuen Möglichkeiten (und damit Zeit- und Geldeinsparungen) direkt nutzen zu können und wir sammeln immer mehr praktische Erfahrungen damit.
Hier finden Sie weitere Informationen zur i and me – IT Training and Solutions GmbH