Erhöhte Cybercrime-Aktivitäten, Ransomware- und Distributed Denial of Service-(DDoS)-Angriffe sowie KI-gesteuerte Attacken – das Jahr 2022 verzeichnete eine nie dagewesene Zahl an Cyber-Bedrohungen. Die Ergebnisse präsentierte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) jüngst im jährlichen Report. Auch Trusted Advisor ProSoft konnte das erhöhte Aufkommen von Schadsoftware bestätigen und verzeichnete gleichzeitig eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Cybersecurity-Lösungen und -Beratung.
„Wir möchten uns nicht als Krisengewinner bezeichnen, aber sowohl die Corona-Pandemie als auch der geopolitische Konflikt zwischen der Ukraine und Russland und den daraus resultierenden Cyber-Angriffen auf europäische Verbündete/Nachbarländer sowie Kritische Infrastrukturen hat unser Wachstum positiv beeinflusst“, so lautet das Resümee des Prosoft-Geschäftsführers Robert Korherr. Seitens der Kunden wurden insbesondere Lösungen für die Authentifizierung und das Identitäts-Management (+24 Prozent), das Schwachstellen-Management (+10 Prozent) und zur Cyber-Abwehr (+54 Prozent) angefragt.
Auch für das Jahr 2023 prognostiziert ProSoft einen Anstieg von Cyber-Angriffen, empfiehlt nachhaltige Verteidigungsstrategien und warnt vor folgenden kommenden Bedrohungsszenarien:
Industrieunternehmen im Fokus
Cyber-Angriffe auf Industrieunternehmen, die zu Betriebsunterbrechungen bis hin zu länger anhaltenden Produktionsstillständen führen, werden auch in 2023 deutlich zunehmen. Verantwortlich für die angespannte Situation sind immer wieder neue, intelligente, teils mit KI ausgeführte Angriffsmethoden, aber auch gravierende Software-Schwachstellen in genutzten Betriebs- und Steuerungssystemen.
Laut Branchenverband Bitkom sieht jedes zehnte Unternehmen gar seine Existenz durch Cyber-Angriffe bedroht. Gemäß einer letztjährigen Studie von Trend Micro, waren 90 Prozent der deutschen Fertigungs-, Strom-, Öl- und Gasversorgungs-Unternehmen von Mitte 2021 bis Mitte 2022 von massiven Cyber-Angriffen betroffen. Der finanzielle Schaden belief sich auf durchschnittlich 2,9 Millionen Euro.
Prosoft prognostiziert, dass die Schäden auch dieses Jahr in ähnlichen Regionen liegen werden. Es wird angenommen, dass im Durchschnitt 75Prozent der Industriebetriebe im Laufe des Jahres mehrmals Ziel von Cyber-Kriminellen sein werden. Steht eine Produktion, hat das nicht nur Auswirkungen auf den Kernbetrieb eines Unternehmens, sondern auf ganze Lieferketten und damit indirekt auch auf die Weiterverarbeitung und Lieferfähigkeit anderer Firmen.
Steigende Schadprogramm-Varianten
Die Anzahl neuer Schadprogramme und Malware-Varianten hat laut BSI im aktuellen Berichtszeitraum um weitere 116,6 Millionen zugenommen. Durchschnittlich lag die Zahl der täglich neuen Schadprogramm-Varianten bei 319.000. Es gibt heute eine Vielzahl an Möglichkeiten, Unternehmen und Organisationen durch Malware Schaden zuzufügen. Die Frage ist heute nicht mehr ob, sondern wann diese betroffen sein werden.
Um Cyber-Kriminellen keine Plattform für gefährlichen Attacken zu bieten, müssen Verteidigungsstrategien ständig überdacht und angepasst werden. Die gute Nachricht: Es gibt Methoden, sich gezielt und dauerhaft gegen die sich ständig verändernden Angriffs-Szenarien zu schützen und IT- sowie OT-Infrastrukturen zuverlässig abzusichern. Durch die Einbettung beispielsweise einer Zero-Trust-Strategie in die eigene Sicherheitsarchitektur erreichen Unternehmen ein Maximum an IT-Sicherheit.
Mehr Schwachstellen in Soft- und Hardware
Auch die Schwachstellen in Hard- und Software Produkten werden zunehmen. Meldungen über kritische Sicherheitslücken werden auch in 2023 nahezu täglich kommuniziert werden. Was Unternehmen in dieser Hinsicht optimieren können, ist die Zeitspanne, in der IT-Abteilungen kritische Schwachstellen beheben.
Hierfür existieren Lösungen, die einen erweiterten Ansatz verfolgen und über klassisches Patch-Management hinaus gehen, z. B. Benutzer-Authentifizierung an Netzwerk- und Cloud-Ressourcen sowie Endpoint-Security-Analysen. Somit lässt sich nicht nur die durchschnittliche Reaktionszeit beim Patch-Management minimieren, auch notwendige Compliance Sicherheitsstandards lassen sich durch eine integrierte Plattform einhalten, damit Netzwerke und Cloud-Systeme konsequent geschützt bleiben.
Ransomware – Ausweitung der Erpressungsmethoden
Nicht neu, aber anhaltend gefährlich sind Ransomware-Angriffe, auch für Privatpersonen. Erpressungsversuche mit erbeuteten Identitäten und Daten wird auch für diesen Personenkreis ein Problem bleiben.
Beispielsweise durch Sextortion-Kampagnen, bei denen potenzielle Opfer mit der Veröffentlichung von vermeintlich existierendem, kompromittierendem Material bedroht werden. Ob die Opfer nach wie vor einen bestimmten Betrag in einer Kryptowährung überweisen sollen, um die Veröffentlichung zu verhindern, bleibt angesichts der Kryptokrise allerdings abzuwarten.
DDoS-Angriffe und Advanced Persistent Threats (APT) nehmen zu
Neu in den zurückliegenden Monaten ist laut BSI-Lagebericht 2022 jedoch, dass Cyber-Kriminelle „technisch hoch entwickelte und strategisch intelligente“ DDoS-Angriffe entwickelt haben, die beispielsweise öffentlich verfügbare Störungsmeldungen nutzen und die Angriffsvektoren an die dort gemeldeten Auswirkungen anpassen.
Auch die Zahl der DDoS-Angriffe wird in 2023 weiter zunehmen. Der BSI-Lagebericht benennt für 2022 ca. 12 operierende APT-Gruppen, die zielgerichtete Cyber-Angriffe auf Institutionen durchführen, um sich einen dauerhaften Zugriff auf deren Netzwerke zu verschaffen. Advanced Persistent Threats (APT) dienen hauptsächlich der taktischen und strategischen Informationsgewinnung, aber auch der Spionage und Sabotage von Organisationen und Einrichtungen. Im Fokus der APT-Gruppen stehen dabei in erster Linie wertvolle Schlüsseltechnologien „Made in Germany“, Behörden sowie die diplomatischen Vertretungen einzelner Staaten. (rhh)