ERP 2020 - page 7

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07/2016 ·
MIDRANGE
MAGAZIN
te müssen Informationen daher genau
dort zur Verfügung stellen, wo sie be-
nötigt werden. Die Oberflächen passen
sich dabei den jeweiligen Endgeräten
automatisch an. Einige Hersteller bie-
ten zusätzlich die Möglichkeit, einzelne
Screens je nach Anwendungsfall und
Rolle individuell zu konfigurieren. Spe-
ziell jüngere Nutzer haben heute hohe
Anforderungen an die Usability. Sie er-
warten von ERP-Systemen eine ähnlich
intuitive Oberfläche, wie sie es von ih-
ren Apps und Smartphones im privaten
Umfeld gewöhnt sind.“
Zudem müssten ERP-Systeme auch
in der Lage sein, die steigenden und
zunehmend unstrukturierten Daten-
mengen, wie z. B. Sensordaten aus der
Produktion oder Kunden-Feedback aus
sozialen Netzwerken, in Echtzeit zu
speichern, zu verarbeiten und zu analy-
sieren. „Dabei helfen Technologien, wie
dokumentorientierte NoSQL- oder In-
Memory-Datenbanken, die den Arbeits-
speicher eines Computers zur schnel-
len Analyse großer Informationsmen-
gen nutzen“, führt Bingler aus. „Mittels
künstlicher Intelligenz und ‚Predictive
Analytics‘ lassen sich außerdem Zu-
sammenhänge zwischen den Informa-
tionen erkennen und so zukünftige Er-
eignisse, wie der Ausfall einer Maschi-
ne, vorhersagen. Solche Services lassen
sich ideal in die Cloud auslagern und in
das ERP-System integrieren. Dort ste-
hen Rechenleistung und Speicherplatz
auf Abruf zur Verfügung.“
Für
Claudia Harth,
Marketinglei-
terin bei
mesonic,
kommt es zu einer
höheren Komplexität innerhalb eines
Unternehmens. „Verantwortlich dafür
sind die wachsende Durchdringung
aller Lebensbereiche mit ITK-Medien
sowie die Digitalisierung der Ge-
schäftsprozesse. In Zukunft wird jede
Internet-Aktivität – von Social Networ-
king über Forenkommunikation bis hin
zu Suchanfragen und Online-Käufen
– für wirtschaftliche Fragestellungen
relevant sein. Mobile Geräte wie Smart-
phones sorgen im Unternehmen für die
notwendige Konnektivität, daher ist
Mobilität eine der Herausforderungen
an das ERP-System der Zukunft.“
Zudem sieht Harth die „App-lifizie-
rung“ von ERP-Software rasant voran-
schreiten: „Rollenbasierte Apps werden
gerade im Hinblick auf die Industrie
4.0-Anforderungen immer wichtiger.
Bereits heute bilden moderne Anwen-
dungen zentrale Aufgaben- und Funk-
tionsbereiche im Unternehmen in App-
Form ab. Dies verkürzt die Reaktions-
zeit, kann doch jeder Nutzer über eine
speziell auf ihn zugeschnittene rollen-
basierte Oberfläche schnellstmöglich
auf seine Anwendungen zugreifen.“
Ein zukunftsorientiertes Business
System müsse laut Harth künftig Infor-
mationen aus allen Teilbereichen abho-
len, analysieren und bewerten können,
um sie für die betriebliche Planung und
Steuerung zu verwenden. „Derzeit wer-
den in ERP-Systemen in erster Linie die
eigenen Unternehmensdaten und das
direkte Umfeld also Kunden, Lieferan-
ten, etc. betrachtet. Diese Sichtweise
wird sich in Zukunft deutlich in Rich-
tung ganzheitlicher Betrachtung aller
vorhandenen Daten erweitern, um hier
noch genauere und aussagekräftigere
Prognosen erstellen zu können.“
Dagegen stellt
Veronika Blaskova,
Solution Center Lead – ERP/CRM/SRM
bei
Datavard,
noch einigen Nachhol-
bedarf bei Unternehmen fest: „Bisher
werden mobile Applikationen nur für
sehr beschränkte Business Aktivitäten
benutzt, z. B. Reporting oder Alerting-
Funktionen. Die zahlreichen unter-
schiedlichen Technologien machen die
Verwaltung jedoch unnötig kompliziert.
Zudem gibt es oftmals keine mobilen Lö-
sungen für End-to-End-Prozesse, das De-
sign ist häufig veraltet, die Performance
schlecht. Auch ist die Außenwelt wenig
integriert, das ERP-System existiert als
isolierte Insel im Unternehmen.“
Doch hinter dem Schlagwort Indus-
trie 4.0 verbirgt sich für Blaskova das
Thema „Smart Industry“: „Der Trend
geht zur mobilen Nutzung über Smart-
phones oder Tablets. Das ERP der Zu-
kunft deckt alle Prozesse für die mobile
Nutzung ab, vom Kundenauftrag über
die Planung, Produktion bis zur Rech-
nungslegung. Die Applikationen müs-
sen benutzerfreundlich, intuitiv, smart
und einfach zu verwalten sein. Das
ERP-System der Zukunft ist vollständig
integriert.“
Dabei werden die Benutzerdaten
automatisch aktualisiert und im Krank-
heitsfall weiß der Verantwortliche ge-
nau, in welchem Bearbeitungsschritt
der betreffende Ablauf stehengeblieben
ist und wie der Prozess weiter zu ver-
folgen ist. „Die Komplexität lässt sich
dadurch beherrschen, dass die Prozes-
se klar visualisiert und verständlich
dargestellt sind“, wirft Blaskova ein.
„Eine einfache Navigation verdeutlicht
die Abhängigkeiten. Die Kommunika-
tion erfolgt in vordefinierten Gruppen
– bekommt ein Nutzer eine Fehlermel-
dung, die er nicht bearbeiten kann,
schickt er diese direkt aus dem ERP
an den IT Support oder an eine vorde-
finierte Gruppe von Kollegen. Die Kom-
munikation mit Geschäftspartnern und
Behörden erfolgt dann rein virtuell, ist
schneller, effektiver und günstiger.“
Rainer Huttenloher
ó
Claudia Harth,
Marketing Mesonic: „Die App-lifizierung von ERP-Software
schreitet rasant voran.“
Quelle: Mesonic
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