ERP 2020 - page 3

Experten skizzieren das ERP-System der Zukunft
Umwälzungen stehen bevor
Industrie 4.0 ist ein langfristiger Trend und eher als Marathon zu verstehen. Wesentliche
Aspekte sind zum einen die wachsende Effizienz durch eine immer tiefere Vernetzung von
Systemen auch über Firmengrenzen hinweg, und zum anderen sind es neue Geschäftsmodel-
le basierend auf der Digitalisierung. Vor diesem Hintergrund spielen ERP-Systeme eine große
Rolle, bilden sie doch die relevanten Geschäftsprozesse ab. Doch wie muss dieses „Unterneh-
mensrückgrat“ ausgeprägt sein, wenn mit Industrie 4.0 und IoT (Internet of Things) neuartige
Anforderungen gestellt werden? Antworten darauf geben ausgewählte ERP-Experten.
A
uch wenn 2020 nicht mehr so weit
entfernt ist, gehen die meisten Ex-
perten davon aus, dass die Erwartungen
an ERP-Lösungen und deren Nutzung
sich bis dahin weiter verändern und
entwickeln werden. „Aufgrund der ho-
hen Innovationsgeschwindigkeit in der
Industrie, etwa Industrie 4.0, intelli-
gente Wearables, künstliche Intelligenz
oder autonome Geräte, sehen wir es
heute als Muss an, dass ein ERP-System
2020 flexibel ist und sich kosteneffizi-
ent ändern und anpassen lässt, damit
Unternehmen von den neuen Techno-
logien und den daraus resultierenden
Geschäftschancen profitieren können“,
fasst
Martin Gunnarsson,
Product Di-
rector bei
IFS,
die Situation zusammen.
Für ihn werden sich in einer intelligen-
ten Fabrik, in der die Maschinen und
Geräte miteinander kommunizieren
und Produktionsdaten teilen, Produk-
tivität und Qualität weiter erhöhen.
Darüber hinaus erwartet er weniger
Maschinenstillstände und die Instand-
setzungszeiten werden sich durch die
vorbeugende Instandhaltung minimie-
ren. „ERP wird das ‚Herzstück‘ dieser
Transformation sein. Bei Industrie 4.0
geht es nicht nur um die intelligente
Maschinen-Kommunikation
unterei-
nander, sondern auch darum, diese in
die Geschäftsprozess-Anwendungen zu
integrieren – also um die Vereinigung
von Betriebs- und Business-IT.“ Des-
wegen sollten ERP-Lösungen auch in
Zukunft so gestaltet sein, dass die Ak-
zeptanz für die neuesten Innovationen
seitens der Anwender sichergestellt ist.
Nach seiner Einschätzung suchen
Unternehmen zunehmend Systeme
die im „Evergreen-Modus“ laufen, al-
so regelmäßige Aktualisierungen mit
möglichst wenigen manuellen Eingrif-
fen erlauben. „Diese Entwicklung wird
auf ein ERP-System hinauslaufen, das
als eine zentrale Innovationsplattform
fungiert“, erklärt Gunnarson. „Diese
erleichtert den Zugang zu neuen Tech-
nologien von Software-Lieferanten,
Partnern oder anderen Technologiean-
bietern und hilft daraus resultierende
Geschäftsvorteile zu realisieren.“
Auch bei der
PSI Automotive &
Industry
GmbH geht man von Um-
wälzungen aus:
Karl Tröger
aus dem
Produktmarketing erwartet, dass sich
die Umweltbedingungen in der Pro-
duktion und die Einsatzbedingungen
für die genutzte Software mit der fort-
schreitenden Definition und Umset-
zung der Konzepte im Zusammenhang
mit dem Zukunftsprojekt „Industrie
4.0“ massiv ändern. „Die angestrebte
Flexibilität und Wandlungsfähigkeit
der Produktionssysteme in der Fabrik
der Zukunft strahlt folgerichtig auf die
Nutzungskonzepte der verwendeten
Software aus“, ist Tröger überzeugt.
„Neue und mobile Devices ziehen in
den Shop-Floor ein und es werden an-
dere Möglichkeiten der Interaktion mit
der Software selbst, aber auch mit den
beteiligten Menschen und genutzten
Maschinen, möglich. Diese und wei-
tere Aspekte zwingen die Anwender
und die Hersteller, das Konstrukt ‚User
Interface‘ neu zu denken und sich, zu-
mindest teilweise, von althergebrach-
ten Paradigmen bei der Gestaltung
des Front-Ends einer Softwarelösung
zu trennen.“ Der vermeintliche Wider-
spruch zwischen Individualität (sprich
Anwenderbezug) und Uniformität (also
Standard) müsse aufgelöst werden.
Einen wesentlichen Aspekt liefern
nach seiner Einschätzung somit die
Unterstützungsfunktionen für die Men-
schen in der digitalen smarten Fabrik.
„Umfangreiche und komplexe Zusam-
menhänge müssen schnell erkennbar
sein“, fordert Tröger. „Nur so können
kurzfristige und vor allem richtige Ent-
scheidungen getroffen werden. Dazu
sind intuitiv nutzbare Werkzeuge not-
wendig.“ Bei der Umsetzung derartiger
Strategien könne mittlerweile auf die
umfangreichen Erfahrungen bei der Be-
nutzung von Smartphones oder Tablets
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