Die Welle der digitalen Transformation bringt für viele Unternehmen jede Menge Chancen: Neue Märkte entstehen, innovative Geschäftsmodelle kommen an den Start, Kosten werden reduziert und die Abläufe beschleunigt.

Ein typisches Beispiel für die Potenziale digitaler Technologien stammt aus dem Bereich der Automatisierung der Disposition: „Anticipatory Shipping“. Darunter versteht man die Anlieferung von Gütern in ein bestimmtes Gebiet oder zu einer bestimmten Adresse, bereits bevor der Kunde die Bestellung ausgelöst hat.

Die „Vorahnung“, dass der Kunde dieses Produkt bestellen möchte, basiert auf Suchhistorien, Merkzetteln, Warenkörben etc. – also auf der Analyse von Big Data. Anticipatory Shipping erlaubt Unternehmen, eine Prognose zu treffen, wann welche Waren in welcher Region nachgefragt werden, diese bereits dort bereitzustellen und somit Lieferzeiten zu verkürzen und sich einen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb zu verschaffen.

Datendrehscheibe ERP

Dieses Beispiele verdeutlicht, mit welchen technologischen Möglichkeiten sich die Digitalisierung der Geschäftsprozesse vorantreiben lässt. Dabei müssen Unternehmen im Blick behalten, dass sich das volle Potenzial der Digitalisierung erst dann entfalten kann, wenn die Prozesse entsprechend umgestellt sind und die digitale Technologie gut in die eingesetzte Software-Landschaft eingebunden ist. Insbesondere muss das ERP-System so aufgestellt sein, dass es sämtliche Prozesse und Anwendungen steuern und diese in den betriebswirtschaftlichen Kontext des Unternehmens integrieren kann.

Denn ERP-Lösungen sind typischerweise die führende Instanz oder auch die „Single Source of Truth“ im Hinblick auf die wichtigsten Stamm- und Bewegungsdaten eines Unternehmens. Dort werden alle relevanten logistischen, betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Informationen zusammengeführt.

Durch die Vernetzung von Produkten und Maschinen entstehen viele neue Daten, die nach einer Verdichtung, z. B. durch Big-Data-Algorithmen in der Cloud, in das ERP-System zurückgeführt werden. Zusätzlich liefern ERP-Lösungen Kontextinformationen für andere Systeme, mit denen sich die Daten interpretieren lassen. Damit fungiert ERP als Datendrehscheibe zwischen den Systemen.

Betrachtet man die Veränderung des Aufgabenspektrums, für das ERP-Software in den letzten acht Jahren eingesetzt wurde, dann nimmt die Durchdringung betrieblicher Aufgaben mit ERP-Software in vielen Bereichen zu. Das gilt z. B. in Bereichen der Datenerfassung (z. B. Betriebs-, Personal- und Maschinendaten), im Projektmanagement, in der Instandhaltung und für die Aufgaben des Kundenbeziehungsmanagements (CRM), des After-Sales-Services und des Dokumentenmanagements. Der ERP-Einsatz steigt also vor allem in Bereichen, die eng mit der Kundenauftragsabwicklung verbunden sind.

ERP-Systeme werden in ihrer Rolle als zentraler Prozess- und Daten-Hub im Unternehmen deutlich stärker mit KI-Technologien, wie beispielsweise dem Machine Learning oder Predictive Maintenance, angereichert. KI-getriebene Analytik in den Business Anwendungen hilft, die Entscheidungsqualität und Geschwindigkeit in Unternehmen zu erhöhen. Die KI-Systeme innerhalb der Business Applikationen sind ständig aktiv, erkennen laufend Anomalien und auffällige Entwicklungen und schaffen somit aktiv Transparenz.

So werden mit Hilfe von KI-Technologien beispielsweise die Geschäftsregeln in der Business-Software flexibilisiert. KI- Technologien bieten rollen- und kontextbezogene Hilfestellung durch Guides oder Service Bots. Auch die Echtzeitübersetzung von Stamm- und Bewegungsdaten wird mit Hilfe von leistungsfähiger Übersetzungstechnologie möglich.

Karsten Sontow

Trovarit AG