Digitale Innovationen der letzten Jahre und die fortlaufende Demokratisierung der IT-Landschaft haben neue Technologien auf den Markt gebracht, die gezielt eingesetzt dabei helfen können, Mitarbeiter zu entlasten und Stressfaktoren zu verringern.

Die „Great Resignation“, die in den USA bereits in voller Fahrt ist, kommt auch langsam im deutschen Arbeitsmarkt an. Oft werden Gründe wie Burnout, Stress und Sorge für diese massenhaften Kündigungen genannt, für die sich immer mehr Arbeitnehmer freiwillig entscheiden.

Neben Arbeitsklima und Führungsstil haben auch Technologien und Prozesse Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter. So ergab eine kürzlich durchgeführte Umfrage, dass über 60 Prozent der Beschäftigten das Gefühl haben, dass ihre Arbeit dadurch erschwert wird, dass sie nicht auf erforderliche Daten in Dokumenten zugreifen können – wodurch bis zu einem gesamten Arbeitstag in der Woche verloren gehen kann.

In einer aktuellen Studie von ABBYY gab die Mehrheit der Befragten an, dass sie in der Woche bis zu acht Stunden damit verbringen, in Dokumenten nach wichtigen Informationen zu suchen. Das schließt viele verschiedene Dokumenttypen ein, von Word-Dateien, über E-Mails und Chat-Nachrichten bis hin zu PDF-Dateien und Bildern.

Diese Sucharbeit führt dann häufig zu Frustration, vermeidbaren Fehlern und verlorener Zeit, die besser genutzt werden könnte. Das Stresslevel der Belegschaft steigt und ihre Arbeitsweise wird massiv beeinträchtigt. Aber an dieser Stelle hören die Herausforderungen nicht auf. In der Umfrage gaben Befragte an, dass sie dadurch einen negativen Effekt auf die Customer Experience bei ihren Kunden festgestellt haben. Mitarbeiter wollen lieber gute Kundenbeziehungen aufbauen und pflegen, anstatt nach wichtigen Informationen zu suchen.

Digitale Innovationen können Mitarbeiter entlasten…

Richtig eingesetzt können Technologien wie intelligente Prozessautomatisierung und Künstliche Intelligenz dabei helfen, dem Problem entgegenzuwirken und den Mitarbeitern die Kon-trolle über ihre Arbeitsweise zurückzugeben. Zum Beispiel können sie genutzt werden, um im Unternehmen eine intelligente Dokumentenverarbeitung (IDP, Intelligent Document Processing) aufzubauen.

Dafür werden RPA-Roboter, die sich bereits in vielen Bereichen zur automatisierten Dateneingabe etabliert haben, mit digitalen Skills aus Bereichen der KI, maschinellem Lernen und Natural Language Processing ausgestattet. Dadurch werden die Roboter zu digitalen Mitarbeitern befördert, die Dokumente ähnlich wie ihre menschlichen Pendants verarbeiten können.

Auf diese Weise spart IDP kostbare Zeit der Mitarbeiter und verringert gleichzeitig das Risiko kostspieliger Fehler. Die manuelle Suche nach relevanten Informationen in einzelnen Dokumenten entfällt – Beschäftigte erhalten dadurch Zeit, anspruchsvolle Aufgaben und intensive Kundenpflege anzugehen. Darüber hinaus führt das langwierige Suchen nach Informationen nicht länger zu Frustration und einem gesteigerten Stresslevel, was sich wiederum positiv auf das Wohlbefinden und die Arbeitsqualität der Mitarbeiter auswirkt.

… und ihnen Kontrolle über ihre Arbeitsweise zurückgeben

In der heutigen Arbeitswelt wollen Arbeitnehmer aber nicht länger nur entlastet, sondern auch befähigt werden, ihre Arbeitsweisen selbstständig zu gestalten. Die fortwährende Demokratisierung der Programmierwelt bietet umfassende Möglichkeiten auch nicht-technische Mitarbeiter zu sogenannten Citizen Developern zu machen.

Dabei kommen NoCode/LowCode-Plattformen zum Einsatz. Diese Plattformen bieten vorgefertigte Programmbausteine, die auch von Anwendern ohne tiefergehendes Vorwissen im Programmieren ganz einfach benutzt und kombiniert werden können. NoCode/LowCode-Lösungen eignen sich unter anderem für den Auf- und Ausbau von IDP. Ist das Grundgerüst von IDP erstmal erstellt, können Mitarbeiter mit Zugriff auf eine daran angeknüpfte NoCode/LowCode-Plattform die digitalen Helfer zur Dokumentenverarbeitung mit vorgefertigten Skills weiterentwickeln. Somit können sie auch spontan auf Veränderungen in ihrem Arbeitsalltag oder neue rechtliche Vorgaben ihrer Branche reagieren.

Unternehmen kämpfen derzeit weltweit an zwei Fronten im Wettbewerb: um Kunden und talentierte Arbeitskräfte. Dabei spielt das Wohlbefinden der Beschäftigten in beiden Bereichen eine essenzielle Rolle. Mitarbeiter, die wöchentlich viel Zeit mit der Suche nach wichtigen Informationen in Dokumenten verlieren, sind gestresster und frustrierter als jene, die von digitalen Helfern entlastet werden.

Somit unterstützt die digitale Workforce dabei, dass ihre menschlichen Kollegen mehr Zeit in anspruchsvolle Aufgaben und Kundenbeziehungen investieren können. Und der Trend bei der Einführung von Automatisierungstechnologien geht eindeutig in Richtung eines „People-First“-Ansatz, bei dem es eben nicht mehr nur um das reine Geschäft geht, sondern zunehmend auch die Mitarbeiter im Fokus stehen. Digitale Technologien wie eine intelligente Dokumentenverarbeitung und NoCode/LowCode-Plattformen spielen demnach eine wichtige Rolle für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen auf dem Arbeits- und Kundenmarkt.

Markus Pichler ist Vice President of Sales Europe bei ABBYY.

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