Sterben die Programmierer für die RPG- und Cobol-Umgebungen förmlich aus? Zu dieser Frage haben fünf Software-Modernisierungsexperten Stellung bezogen: Torsten Klinge, Geschäftsführer ML-Software GmbH, Heidi Schmidt, Geschäftsführende Gesellschafterin der PKS Software GmbH, Jörg Hamacher, Geschäftsführer der S.M.Hartmann GmbH, Andreas Strietholt, Geschäftsführer Task Force IT-Consulting GmbH und Ed Airey, Product Marketing Director for Cobol Solutions bei Micro Focus.

Wer Software-Systeme modernisieren will, der muss sich mit der zugrunde liegenden Technik auskennen. Daher stellt sich die Frage, wie es um der Entwickler-Ressourcen, also die reine Manpower aber auch die passenden Tools, für Programmierumgebungen wie RPG und Cobol bestellt ist. „Es ist kein Zufall, dass Cobol auch nach mehr als sechs Jahrzehnten immer noch weitläufig im Einsatz ist“, bringt es Ed Airey auf den Punkt.

Quelle: Micro Focus

Ed Airey, Product Marketing Director for COBOL Solutions bei Micro Focus

Für den Product Marketing Director for Cobol Solutions bei Micro Focus war Cobol von Anfang an als eine Programmiersprache geplant, die lesbar und anpassungsfähig ist. „Cobol hat sich im Laufe der Jahre durch umfangreiche Investitionen kontinuierlich weiterentwickelt, um den neuen Anforderungen der digitalen Wirtschaft gerecht zu werden“, fügt Airey hinzu. „Da zahllose Kerngeschäftssysteme heute auf diese Technologie angewiesen sind, gibt es auch eine große Gemeinschaft, die dieser Programmiersprache sehr treu ist.“

Für viele Unternehmen stellt die Herausforderung der Cross-Integration zwischen Cobol und neuen Sprachen eine unmittelbare Notwendigkeit und gleichzeitig eine Herausforderung dar, gibt sich Airey überzeugt: „Für den Aufbau der nächsten Generation von Entwicklern sollte mit lokalen Universitäten und technischen Schulen zusammengearbeitet werden. Seit über zehn Jahren arbeitet Micro Focus mit globalen Bildungsanbietern zusammen um die Entwicklung und Ausbildung der modernen Cobol-Entwicklung zu fördern. Das akademische Cobol-Programm von Micro Focus wurde entwickelt, um die Zukunft der Wirtschaft durch den Aufbau der nächsten Generation von Entwicklern zu unterstützen.“

Quelle: Task Force IT-Consulting GmbH

Andreas Strietholt, Geschäftsführer Task Force IT-Consulting GmbH

„Die Erfahrung zeigt, dass die eigenen Entwickler-Ressourcen in den Unternehmen meistens sehr begrenzt sind und zudem komplett in das Tagesgeschäft eingebunden sind“, gibt Andreas Strietholt zu bedenken. Für den Geschäftsführer der Task Force IT-Consulting GmbH kommt noch erschwerend hinzu, „dass das Durchschnittsalter in der IT allgemein sehr hoch istund der Nachschub junger und gut ausgebildeter Entwickler oftmals vernachlässigt wird, so dass ein Generationskonflikt vorprogrammiert ist“. Auf der Seite der IBM-eigenen Bordmittel und auch der Tool-Anbieter sieht für ihn die Situation ganz anders aus: „Hier gibt es umfangreiche und ausgereifte Tools, um den Unternehmen in der jetzigen Situation zu helfen.“

Keinen großen Unterschied erkennt Heidi Schmidt, Geschäftsführende Gesellschafterin der PKS Software GmbH, für Cobol und RPG: „FreeRPG und Cobol sind einfach zu verstehen und für jeden Entwickler mit Grundausbildung in wenigen Tagen zu erlernen. Wichtig ist vielmehr, mit modernen Werkzeugen wie RDi, eXplain usw. sowie zeitgemäßen Methoden (agil usw.) und eben den aktuellen Sprachdialekten zu arbeiten.“

Quelle: PKS Software GmbH

Heidi Schmidt, Geschäftsführende Gesellschafterin der PKS Software GmbH

„Viele Unternehmen stehen vor dem Problem, dass ihre RPG-/Cobol-Entwickler bereits in Rente sind oder in den nächsten Jahren in Rente gehen werden“, berichtet Torsten Klinge, Geschäftsführer ML-Software GmbH. „Mit ihnen geht wertvolles Know-how verloren, das im Unternehmen dringend gebraucht wird. Ausgebildete RPG-/Cobol-Entwickler sind Raritäten auf dem Arbeitsmarkt, so dass den Unternehmen im Grunde nur drei Lösungswege bleiben. Die erste Möglichkeit lautet: Man bildet die Entwickler selbst aus und arbeitet ‚herkömmlich weiter‘ oder – Möglichkeit zwei, man setzt auf Modernisierungstechnologien wie iNow, die IBM i und .NET Welt verbinden, und gestaltet mit hybriden Teams Bewährtes und Neues zukunftssicher. Die dritte Option lautet dagegen, ganz auf andere Plattformen und Systeme wechseln.“

Quelle: ML-Software GmbH

Torsten Klinge, Geschäftsführer ML-Software GmbH

Auch wenn die Programmiersprachen und Entwicklungsumgebungen auf IBM i weiterentwickelt wurden und mit FreeForm RPG, RDi, Eclipse etc. wichtige Fortschritte gemacht haben, spielen sie laut Klinge in der Ausbildung an Berufsschulen, Fachhochschulen und Universtäten so gut wie keine Rolle. „Der heutige IT-Nachwuchs verfügt stattdessen über Fachkenntnisse in Windows, .Net, C#, Linux, Java, von denen die Unternehmen profitieren können, wenn sie diese Technologien z.B. als Ergänzung zu ihren vorhandenen IBM i Ressourcen nutzen.“

Auch für den Geschäftsführer der S.M.Hartmann GmbH, Jörg Hamacher, ist klar, dass die Zahl der RPG/Cobol-Entwickler altersbedingt immer mehr abnimmt. „Daher wird der Einsatz von Tools zur Programmentwicklung in meinen Augen immer relevanter – nur so ist mit sinkender Manpower die gleiche bzw. im Optimalfall sogar noch mehr Programmierleistung möglich.“

Quelle: S.M.Hartmann GmbH

Jörg Hamacher, Geschäftsführer der S.M.Hartmann GmbH

Bei S.M.Hartmann entwickle man schon seit über 25 Jahren mit Tools, wodurch sich gegenüber der „normalen“ Programmierung eine um ein Vielfaches höhere Performance erreichen lasse. „Viele Tools, die die Programmierung in der 5250-Welt erleichtern, haben sich aber nicht wirklich weiterentwickelt und sind innerhalb der IBMi-Welt stehen geblieben und relativ aufwändig zu codieren und damit heute nicht mehr zeitgemäß“, gesteht Hamacher ein. „Das Schöne ist, dass es Entwicklungswerkzeuge gibt, die mit einer einzigen Programmiersprache innerhalb einer einheitlichen Entwicklungsumgebung plattform-übergreifende und -verbindende Entwicklung ermöglichen und so die Modernisierung optimieren, die einzelnen Prozesse vereinfachen und das, ohne dass der Entwickler in jedem Bereich ein Spezialist sein muss.“ (rhh)

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