Wie heißt es doch so schön: Zahlen sind nicht gleich Zahlen. Die Erwartungshaltung an die Validität von Finanzzahlen war schon immer hoch. Und seit die Digitalisierung Einzug in die Unternehmen hält, ist sie weiter gestiegen. Hinzukommt der Anspruch, dass diese Daten topaktuell sein sollen. Was auf der einen Seite eine Krux zu sein scheint, ist auf der anderen eine echte Chance. Valide Echtzeit-Finanzdaten eröffnen den Buchhaltern neue Aufgabenfelder und Karriereperspektiven. Weniger Fleißarbeit – mehr Analyse- und Consulting-Tätigkeiten.

Laut einer Studie des internationalen Marktforschungsinstituts Censuswide, die Blackline Auftrag gegeben hat, haben aktuell über 70 Prozent der CFOs und Finanzspezialisten Zweifel an der Richtigkeit der von ihnen erhobenen Zahlen; in Deutschland sind es 54 Prozent. Als Grund für dieses Misstrauen geben weltweit knapp 30 Prozent der Befragten an, dass die zugrundeliegenden Daten aus zu vielen unterschiedlichen Quellen stammen und man sich nicht sicher ist, ob alle relevanten Daten berücksichtigt werden.

In Deutschland sehen hierin sogar 49 Prozent die Ursache. Eine deutliche Besserung versprechen sich viele von den neuen Automatisierungs- und Digitalisierungsmöglichkeiten. Sie möchten die immer noch verbreiteten manuellen Abstimmungsprozesse sowie die Medien- und Formatbrüche loswerden und sich auf das Wesentliche konzentrieren: das Analysieren und Interpretieren der Zahlen.

Das ist aus vielerlei Hinsicht nicht nur zielführend, sondern längst überfällig. Fakt ist, dass sich die Unternehmen anpassen, sprich verändern müssen. Agile Unternehmensplanung ist wichtiger denn je. Sie entscheidet darüber, ob ein Unternehmen in dieser schnelllebigen, international stark vernetzten Wirtschaft langfristig erfolgreich sein kann. Dieser Wandel geht einher mit der Tatsache, dass sich auch die Anforderungen der CFOs an ihre Teams in den letzten Jahren verändert hat. Denn Voraussetzung für eine agile Gesamtplanung sind valide Finanzahlen, die jederzeit verfügbar, aktuell und belastbar sind.

Das wiederum geht nur, wenn die zentralen Prozesse des Finance & Accountings automatisiert und digitalisiert werden. Das hat einen weiteren Vorteil: Es zieht qualifizierte Mitarbeiter an, etwa Studienabgänger, die eine hohe Erwartungshaltung an ihr Berufsbild haben. Sie lassen sich nicht mit Tabellenkalkulationen zufriedenstellen, sondern wollen Möglichkeiten, die moderne Technologien bieten, voll ausschöpfen.

Paradigmenwechsel mit Mehrwerten

Hat das traditionelle Accounting also ausgedient? Darf man sich manuelle Abstimmungsprozesse noch leisten? Man kann – aber zukunftsweisend ist dieses Verhalten nicht. Laut Censuswide-Studie, geben 19 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie veraltete Technologien und Prozesse als eines der größten Hindernisse in der Personalbeschaffung sehen. Die Digitalisierung der Buchhaltung und damit einhergehend Verbesserung der Finanzdatenqualität ist also längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern eine zwingende Notwendigkeit. Deshalb muss das Zusammenführen der Zahlen aus unterschiedlichen Systemen standardisiert und automatisiert werden. Positiver Nebeneffekt: Wer seine Finanzprozesse automatisiert, reduziert zum einen das Fehlerrisiko und den Zeitaufwand beim Abschluss und zum anderen erhält er aussagekräftige Finanzdaten in Realtime.

Das sogenannte Modern Accounting ermöglicht es dem CFO und seinem Team, die Unternehmensleitung kontinuierlich oder zu jedem beliebigen Zeitpunkt mit topaktuellen Zahlen, Analysen und Prognosen zu versorgen. Das Management ist dadurch in der Lage, flexibel und agil auf Marktveränderungen zu reagieren. So sorgt ein kontinuierliches Modern Accounting, als ein durchgängiger, automatisierter Abschlussprozess, nicht nur für ein solides Business, sondern insbesondere für einen spürbaren Wettbewerbsvorteil.

Continuous Accounting

Der Weg von der traditionellen Buchhaltung hin zum Modern Accounting erfordert ein Umdenken in der Finanzabteilung – man kann die Standardisierung des Abschlussprozesses jedoch schrittweise umsetzen, was bei der Umstellung entscheidend hilft. Bereits mit den ersten kleinen Veränderungen stellen sich Erfolge ein, so dass die Motivation, alle Aufgaben des Abschlussprozesses in einen automatisierten und vor allem kontinuierlich stattfindenden Continuous Accounting Workflow zu überführen, steigt.

Diese smarte Überführung vom traditionellen Monatsabschluss hin zu einem kontinuierlichen Accounting-Prozess schafft zugleich mehr Freiraum für Aufgaben, die das Potenzial von hoch ausgebildeten Finanzfachkräften freisetzen und damit dem Unternehmen deutlich mehr dienlich sind als manuelle Fleißarbeit.

Der neue Business Consultant

Ein CFO, der seine Prozesse, sein Team und sein Selbstverständnis hinterfragt und sich die Mehrwerte digitaler Technologien zunutze macht, wird in seinem Unternehmen automatisch eine neue Position einnehmen eine noch höhere Wertschätzung erfahren. Die Tatsache, dass auf Basis eines durchgängigen Abschlussprozesses auf einmal ganz neue Analysemöglichkeiten entstehen, dass sich die Aufgaben und damit auch die Rolle des Buchhalters verändert, revolutioniert letztendlich nicht nur das Finanzwesen.

Es wird dazu führen, dass der CFO noch stärker in Businessprozesse einbezogen und seine Aussage nachhaltig Gewicht haben wird. Je granularer die Aussagen, Analysen und Prognosen sind, die er mit Hilfe des Continuous-Accounting-Prozesses abgeben kann, desto intensiver wird er in die Entscheidungsprozesse seiner Geschäftsführungskollegen eingebunden sein. So macht sich der CFO 4.0 unentbehrlich: Er ist nicht mehr nur Finanzmensch, sondern vielmehr Businesspartner. Er hat mehr Power, mehr Einfluss und leistet einen noch erheblicheren Wertbeitrag für das Unternehmen.

Ralph Weiss ist als Vice President für den Bereich DACH bei Blackline zuständig.

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