Die Planung von Zutrittskontrollsystemen gehört zu den Standardanforderungen für Architektinnen und Bauplaner, macht sie aber keineswegs trivial: Elektrisch betriebene Türen sind Knotenpunkte der Gebäudeautomatisierung. Zutrittskontrollen sind oft nur ein Aspekt der Türplanung. Eine gute Planung hat diese Komplexität im Blick – und schafft es, sie so weit wie möglich zu minimieren.
Für neu geplante gewerblich oder multifunktional genutzte Immobilien gehören elektronische und automatische Zutrittskontrollsysteme mittlerweile zur Grundausstattung. Ältere Gebäudekomplexe werden bei Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen damit ausgestattet.
Speziell im Bereich Zutrittskontrolle sind mittlerweile Lösungen möglich, die man vor ein paar Jahren noch für Science-Fiction gehalten hätte. Was vor zehn Jahren noch den futuristischen Hightech-Gebäuden von Geheimdiensten vorbehalten schien, wie beispielsweise die Zutrittskontrolle über die Erfassung biometrischer Daten, lässt sich heute bereits für den Zugang zu Hotelsuiten oder in sensible Bereiche von Banken realisieren.
Technologisch sind solche Lösungen keine große Herausforderung mehr. Die Fragen, die sich heute Planerinnen und Planern stellen, liegen eher darin, zu bestimmen, was tatsächlich funktional notwendig, wirtschaftlich und nicht zuletzt anpassbar an zukünftige Anforderungen und Entwicklungen ist.
Konkrete Nutzungsanforderungen definieren
Die Fachplanung für Zutrittsmanagementsysteme findet sinnvollerweise nicht im luftleeren Raum statt. Basis jeder guten Planung ist eine genaue Beschreibung und Festlegung der konkreten Funktionen und Aufgaben des Systems. Schon hier ergeben sich vielfältige Möglichkeiten: Das elektronische Zutrittskontrollsystem soll automatisch regeln, welche Person zu welchem Zeitpunkt an welchen Ort innerhalb eines Gebäudes oder Geländes gelangen darf.
Was recht einfach klingt, entwickelt abhängig vom Gebäudetyp und Anforderungen schnell einiges an Komplexität. So müssen viele Zutrittskontrollsysteme im Laufe von 24 Stunden oder sieben Tagen unterschiedliche Zutrittsregeln umsetzen:
In einem Kaufhaus beispielsweise besteht von 10 bis 21 Uhr die Aufgabe des Systems darin, allen Personen den Zutritt zu gewähren. In der übrigen Zeit dürfen dagegen nur besondere Personengruppen wie beispielsweise Reinigungsdienste, Angestellte und nachts ausschließlich der Sicherheitsdienst hinein. Krankenhäuser, Apotheken, Rechenzentren, Flughäfen oder Banken wollen dagegen rund um die Uhr besonders sensible Bereiche gegen unberechtigten Zutritt schützen oder unterschiedlichen Benutzergruppen Zugangsberechtigungen für bestimmte Bereiche gewähren. Und in Unternehmen sollen zwar alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Firmengelände betreten können, bestimmte Bereiche auf dem Gelände oder innerhalb einzelner Gebäude aber aufgrund besonderer Sicherheits- oder Vertraulichkeitsanforderungen nur ausgewählten Personen zugänglich sein. Die Zutrittsdaten müssen außerdem DSGVO-konform erfasst und nur bestimmten Benutzerinnen und Benutzern zugänglich gemacht werden können.
Planungskomplexität nicht unterschätzen
Eine möglichst realistische und konkrete Erfassung und Beschreibung des Schutzkonzeptes sollte ergänzend zur Verkabelungsinfrastruktur immer der erste Schritt in der Planung sein. Hierzu zählen beispielsweise das Zutrittskonzept, die Definition von Raum- und Zeitzonen, das Bedienungskonzept wie beispielsweise RFID-Leser und die Biometrie, die Fernübermittlung von Alarmen und Türzuständen sowie Authentifizierungsmethoden und die Definition von Schnittstellen zu Fremdsystemen.
Eine Zutrittskontrollanlage selbst besteht bereits aus mindestens drei Komponenten: dem Identifikationsmittel, zum Beispiel einem elektronisch lesbaren Firmenausweis, dem Lesegerät, das die auf dem Ausweis hinterlegten Identifikationsdaten erfasst und an einen Door Controller beziehungsweise eine Zutrittskontrolleinheit (ZKE) oder eine Zutrittskontrollzentrale (ZKZ) weiterleitet. Die Zutrittskontrolleinheit (ZKE) prüft die Zutrittsberechtigung und erteilt oder verweigert die Türfreigabe, auch ohne permanente Verbindung zur übergeordneten Zutrittskontrollzentrale (ZKZ).
Nach positiver Prüfung gibt dann ein elektrischer Türöffner, ein Motorschloss oder ein elektrischer Türantrieb den Zugang frei. Um auch den Status der Tür zu überwachen (geschlossen, verriegelt, offen) müssen zusätzlich Tür- und Riegelkontakte an den Door Controller angeschlossen werden. So können außerdem Manipulierungs- und Einbruchsversuche erkannt und Alarme ausgelöst werden.
Flexible und vorausschauende Planung
Was konkret verbaut wird, hängt von den Funktionsanforderungen ab: Müssen komplexe Zutrittsprotokolle umgesetzt werden, reichen einfache Identifikationstechniken oft nicht aus oder müssen mit einer Software-Lösung kombiniert werden, mit der sich diese Komplexität abbilden lässt. Hier wiederholt sich dann auf der Ebene der Software-Steuerung, was schon Hardware-seitig grundlegend bei der Planung ist: die Vielfalt und Komplexität der Elemente, die in der Türanlage integriert und miteinander kombiniert werden müssen, in eine Gesamtlösung zu überführen – und diese zukunftssicher zu planen.
Schließlich sind Türanlagen zwischen 10 und 15 Jahren in Betrieb: Die zukunftssichere technische Konzeption der Anlage trägt aktiv zum Investitionsschutz für das Gesamtgebäude bei. So gehören der berührungslose Zutritt und die Identifikation über das Smartphone zur Zutrittskontrolle. Offene Plattformen und Integrationsmöglichkeiten sind deswegen wichtige Kriterien bei der aktuellen Planung von Zutrittskontrollsystemen.
Spezialisten frühzeitig einbinden
Viele Anbieter von Tür- und Sicherheitstechnik bieten bereits digitale Tools an, mit denen sich ein Teil der hier dargestellten Problematik in der Planungsphase lösen lässt. So stellt GEZE zum Beispiel auf bim.geze.de kostenlos BIM Türobjekte zur Verfügung, die in das verwendete CAD-System integriert werden können.
Die sicherste Lösung gerade bei größeren Bauvorhaben sehen Planungsexperten aber darin, sich das entsprechende Know-how für Türen und die Projektabwicklung so früh wie möglich ins Projekt zu holen, zum Beispiel in einem Workshop von Gebäudebetreibern, Sicherheitsverantwortlichen, Planerinnen und Türexperten. So lässt sich herausfinden, ob sich Anforderungen und Wünsche gegenseitig ausschließen oder zu großen technischen Aufwänden führen. Eine sorgfältige Planung garantiert während der Bauphase eine störungsfreiere, schnellere und meist auch kostengünstigere Ausführung. (rhh)