Die Comarch Solutions GmbH, die SOFT-CONSULT Häge GmbH und die WEMAG Consulting AG sind drei Hersteller IBM i basierter Business-Lösungen, die die Modernisierung und Weiterentwicklung ihrer Anwendungen mit iNow UI in diesem Jahr begonnen und erfolgreich umgesetzt haben. Der Vergleich dieser Projekte offenbart Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der jeweiligen Ausgangssituation und den definierten Zielen, den gewählten Vorgehensweisen und gesetzten Prioritäten, und er liefert wertvolle Erkenntnisse und praxiserprobte Ideen für Unternehmen, die eine Zukunftsperspektive für ihre IBM i-Anwendungen suchen.

Die drei modernisierten Softwarepakete sind auf unterschiedliche Unternehmensbereiche ausgerichtet und bieten dafür jeweils eine maßgeschneiderte, funktional ausgereifte und sehr stabile, zuverlässige Lösung. Bei Comarch Financial DKS handelt es sich um eine weit verbreitete Finanzbuchhaltung, die bei über 900 Kunden im Einsatz ist. Die SOFT-CONSULT Häge GmbH modernisiert ihre Warenwirtschaft und die WEMAG Consulting AG ihr ERP-System mit iNow.

Trotz der verschiedenen Einsatz- und Aufgabengebiete wurde bei allen drei Lösungen ein grundlegendes Problem identifiziert: Unzufriedenheit mit der Software bei neuen Anwendern. Und dieses Problem wächst an, weil langjährige Mitarbeiter in Rente gehen und neue Mitarbeiter ihren Platz einnehmen. Dieser Generationswechsel bei den Anwendern und auch beim Management sorgt für zunehmende Akzeptanzprobleme, die den künftigen Einsatz der Software in Frage stellen.

Die Hauptursachen für die Unzufriedenheit mit klassischen Greenscreen-Anwendungen sind:

  • das veraltete Look & Feel, das keine intuitive Bedienung gemäß den heutigen Standards unterstützt,
  • der Platzmangel auf dem Greenscreen, wodurch nicht alle relevanten Informationen auf einer Maske Platz haben und sich komplexe Arbeitsabläufe über zahlreiche Masken erstrecken,
  • der Fachkräftemangel, der eine schnelle Umsetzung neuer Businessanforderungen wie Digitalisierung, Integration und Prozessautomatisierung für optimale, durchgängige Business-Prozesse ausbremst.

Eine passende Modernisierungs- und Weiterentwicklungsstrategie löst die bestehenden Probleme und sichert die Zukunftsfähigkeit der Software. „Das Look & Feel unserer Warenwirtschaft war sicherlich in die Jahre gekommen, auch wenn die Funktionalität bis heute den aktuellen Ansprüchen unserer Kunden entspricht. Nach vielen Gesprächen fiel dann die Entscheidung für das Modernisierungsprojekt.“, erläutert Martin Theimer, Head of Division IT-Systems/Head of Sales die Entscheidung.

Evaluierung und Entscheidungsfindung

Für alle drei Softwarehäuser kam eine komplette Neuentwicklung ihrer Standardsoftware nicht in Betracht. Viel zu groß wären der zeitliche und finanzielle Aufwand gewesen und unkalkulierbar die damit verbundenen Risiken.

Für eine nachhaltige und effiziente IBM i Anwendungsmodernisierung, die in kurzer Zeit einsatzfähige, hochwertige Ergebnisse liefert, wurden die verschiedenen Angebote am Markt evaluiert, um die passende Kombination von Technologie, Werkzeug und Expertise des Anbieters zu finden.

WEMAG-Geschäftsführer Angelo Perlini dazu: „Nach unseren negativen Modernisierungserfahrungen in der Vergangenheit waren wir natürlich kritisch und haben das iNow-Konzept intensiv hinterfragt, um den möglichen Pferdefuß zu finden. Doch es gibt ihn tatsächlich nicht. Das Projekt wurde genau wie vereinbart unter Einhaltung aller Budget- und Zeitvorgaben erfolgreich umgesetzt.“

Schritt 1: Kostenfreie Testversion

Ob die Technologien und Werkzeuge eines Anbieters für die Modernisierung der eigenen IBM i Anwendung geeignet sind, lässt sich mit einer Testversion schnell herausfinden. Beispielsweise werden von manchen Anbietern die Programmquellen umgeschrieben, wodurch die Programme nicht mehr im Greenscreen sondern ausschließlich mit der modernisierten Lösung bedient werden können.

Andere Anbieter unterstützen keine Desktop- sondern nur browserbasierte Modernisierung. Diese und andere technologische und konzeptionelle Unterschiede gilt es im Rahmen einer Testinstallation herauszufinden, um Einschränkungen zu erkennen und bei der Entscheidung zu berücksichtigen.

Mit der iNow-Testversion haben die drei Softwarehäuser den Nachweis für die technische Machbarkeit ihres Modernisierungsprojektes sowie einen Eindruck von Qualität und Aufwand bekommen. Dazu wurde in einer ca. 2-stündigen Websession die Installation, die automatisierte UI-Modernisierung und eine Einweisung in die iNow-Werkzeuge und Technologien für individuelle Anpassungen durchgeführt. Auch die Zusammenarbeit mit den ML-Spezialisten und deren Kompetenz konnten so getestet werden.

„Überzeugt haben uns insbesondere die einfache Bereitstellung und ausgiebige Nutzung einer iNow-UI-Testversion, die schnellen Ergebnisse der automatisierten UI Erzeugung, die technologischen Perspektiven für die funktionale Weiterentwicklung und die umfassende Unterstützung durch die ML-Spezialisten. Wichtig ist uns ebenfalls, dass die RPG-Sourcen von der iNow-Modernisierung nicht berührt werden. Sie bleiben in unseren Händen, können weiterentwickelt und auch weiterhin für die Greenscreen-Emulation genutzt werden“, resümiert die DKS Bereichsleiterin bei Comarch und Wiener Geschäftsstellenleiterin Mirjana Höllerer.

Die Testversion erzeugt automatisiert den smarten iNow UI Client für ein zeitgemäßes Look & Feel. Sie offenbart, wie gut die intelligenten Algorithmen bereits greifen, wie die Qualität des modernisierten Clients bereits ist und wo Abweichungen korrigiert werden müssen. Bereits im Standard wird ein durchschnittlicher Automatisierungsgrad zwischen 50 % und 70 % erzielt, der durch Anpassung des Open Source Regelwerks im Idealfall auf 100 % gesteigert wird.

Hierfür gilt: Je durchgängiger und regelkonformer die vorhandene IBM i Anwendung aufgebaut ist, umso höher fällt der erzielte Automatisierungsgrad aus. Und je umfangreicher IBM i Anwendungen sind, umso stärker wirken sich die Vorteile des AutoGUI bei der Modernisierung aus.

Schritt 2: Zieldefinition und Aufwandskalkulation

Auch wenn es bestimmte Gemeinsamkeiten gibt, so sind Modernisierungsprojekte am Ende doch immer sehr individuell. Das liegt zum einen an den IBM i-Programmen selbst, also z.B. wie und womit sie entwickelt wurden oder wie regelkonform sie aufgebaut und strukturiert sind. Zum anderen liegt es an den Zielen, die mit der Modernisierung erreicht werden sollen. Die Schaffung von essentiellem Mehrwert spielt dabei eine tragende Rolle und muss an den Anforderungen von Business und Anwendern ausgerichtet werden.

Eine smarte Benutzeroberfläche (UI) mit intuitiver Bedienung und wertvollem Zusatznutzen ist bei allen Projekten ein Muss. Dazu zählen z.B.

  • Menüleiste mit allen F-Tasten (ohne Umschalten mit F24),
  • Menüs im zeitgemäßen Kacheldesign wahlweise mit oder ohne Icon (oder als Baumstruktur),
  • Kalenderanzeige bei Datumsfeldern,
  • Toggle-Switch bei Ja-Nein-Feldern,
  • Auswahllisten für F4-Funktionlität,
  • TAPI-Bereitstellung bei Telefonfeldern sowie
  • Auswahl unterschiedlicher Skins für individuelle Farb-/Designeinstellungen der User.

Projektspezifische Anforderungen kommen hinzu. Bei Comarch waren dies

  • Erweiterungen wie die userbezogene Favoritenliste für Expertencodes sowie universelle Nachschlagefunktionen,
  • Neuentwicklungen in zentralen Bereichen wie „Kontoauswahl und Buchungsanzeige“ sowie „Bankensuche“ und
  • Integration neuer Module wie dem Report Generator, mit dem Anwender eigene Berichte erstellen können.

Für WEMAG war die Umsetzung von Mehrsprachigkeit ein KO-Kriterium, da die EPR-Lösung „GISA“ in Deutsch und Französisch arbeitet. Zu berücksichtigen waren dabei unterschiedliche Textlängen, die auch Auswirkungen auf die Textpositionen auf dem Bildschirm haben. Damit bei sprachlichen Änderungen keine Programmanpassungen notwendig werden, wurde ein No-Code-Konzept mit Schnittstellen und Parameterdateien erarbeitet, das zudem die Erweiterung für beliebige neue Sprachen erlaubt.

Die Erkenntnisse aus der iNow-Testmodernisierung und der Anforderungs- und Zieldefinition liefern die Basis für die Aufwandskalkulation. WEMAG und SOFT-CONSULT haben ein Festpreisangebot erhalten, um Planungssicherheit zu gewinnen.

Schritt 3: Projektumsetzung

Hier zeigen sich dann klare Unterschiede zwischen den drei Projekten, begründet in den jeweiligen funktionalen aber auch strategischen Anforderungen. Mit einem hybriden Team aus Comarch- und ML-Entwicklern setzt DKS-Bereichsleiterin Mirjana Höllerer auf dauerhafte Kontinuität in ihrer umfassenden Modernisierungsoffensive für Financials DKS. Mittel- bis langfristig werden so die Vorteile der bewährten RPG-Programmierung im Backend mit denen der modernen iNow-/.NET-Entwicklung in den Bereichen Frontend, Integration, Digitalisierung und Prozessoptimierung verbunden.

Quelle: ML-Software GmbHBeispielsweise hat sich Comarch für die Neuentwicklung und nahtlose Einbindung eines universellen Moduls zur Auswahl und Anzeige von Konten und Buchungen entschieden. Traditionelle Subfiles werden von neuen Datagrids (Datentabellen) abgelöst, die zeilen- und spaltenmäßig nicht begrenzt sind und dem User hochflexible Such-, Filter- und Gruppier-funktionen bieten. Kombiniert mit den Auswahl-, Anzeige- und Vergleichsmöglichkeiten über alle Buchungsjahre und -perioden hinweg, bietet das neuentwickelte Modul den Anwendern extrem leistungsfähige Recherchemöglichkeiten, mit denen selbst komplexe Aufgabenstellungen schnell gelöst werden.

Für die Erstellung eigener Listen und Formulare steht außerdem ein neuer Reportgenerator zur Verfügung. Auch ein direkter eMail-Versand z.B. als PDF-Dokument wahlweise mit oder ohne Kennwortschutz wird im Zeitalter der Digitalisierung natürlich angeboten. Ab Ende 2021 soll die modernisierte Lösung bei Kunden zum Einsatz kommen. Erste Bestellungen liegen bereits vor.

Für die zukünftige Entwicklung der Software werden im Rahmen der jährlichen Updates weitere wertsteigernde Neuerungen umgesetzt. Für 2022 ist bereits eine Überarbeitung im Bereich Bilanzierung in Planung.

Einen etwas anderen Weg schlägt die SOFT-CONSULT ein. Für einen schnellen Projektstart und eine stabile Projektbasis hat sie auf die Expertise der ML-Spezialisten für die Entwicklung der ersten, einsatzfähigen Modernisierungsversion zurückgegriffen. Neben einem zeitgemäßen Look & Feel steht auch hier die Schaffung essentiellen Mehrwerts im Mittelpunkt.

Insbesondere ein verbesserter Bedienkomfort z.B. durch Auswahllisten, Kalender, direkte Verlinkung von eMail- und Browseradressen, eine optimierte, universelle Nachschlagefunktion (F4) für eine flexiblere Suche und schnelleres Finden von Informationen, eine erweiterte Datenbereitstellung in Datagrids (vorher Subfiles) einschließlich Such-, Sortier-, Filter-, Gruppier- und Exportfunktionen sowie verkürzte Programmabläufe dank softwareseitiger Robotic Process Automation (RPA) sollen Qualität und Leistungsvermögen der Warenwirtschaft auf ein neues Niveau heben.

Nach fünf Wochen war die erste Phase des Projektes von den ML-Spezialisten abgeschlossen und SOFT-CONSULT setzt nun die Modernisierung und Weiterentwicklung der Lösung in Eigenregie fort. Die erfahrenen RPG-Entwickler arbeiten jetzt im Team mit jungen .NET-Nachwuchskräften und bringen ihre jeweiligen Skills in das Projekt ein.

Ende Juli 2021 beauftragte die WEMAG Consulting AG die ML-Software mit der ERP-Modernisierung. Ca. 1.550 Display-Dateien und 5.800 Programm-Sourcen umfasst das GISA-Projekt. Bereits nach 6 Wochen wurden drei von vier Meilensteinen an WEMAG übergeben. Die IT-Spezialisten konnten nun Menüs und Subfiles im neuen Look & Feel testen, während parallel die iNow-Spezialisten der ML die GISA-Detailmasken modernisierten.

Quelle: ML-Software GmbHEine Besonderheit des GISA-Projektes war die Umsetzung von Mehrsprachigkeit. Dazu werden aus einer JSON-Datei je nach Spracheinstellung die deutschen oder französischen Begriffe gelesen und für das neue UI verwendet.
Dass in diese Datei auch noch weitere Sprachen aufgenommen werden können, ist selbstverständlich und eröffnet neue Einsatzgebiete ganz ohne Programmanpassungen.

Auch für die Verbesserung der Nachschlagefunktionen wurde ein Script-basierter Low-Code-Ansatz verwendet. Um GISA-Anwendern die korrekte Dateneingabe zu erleichtern, werden die zulässigen Werte in einer Liste zur Auswahl angezeigt. Beschränkungen durch den begrenzten Platz auf 5250-Bildschirmen werden so im neuen GISA-UI aufgehoben und mögliche Fehleingaben vermieden.

Mit einfachen Erweiterungen in der Parameterdatei, wird die Nachschlagefunktion bei Bedarf auch für neue Felder verfügbar gemacht ohne Programme zu ändern. Im Hintergrund werden dafür aus dem iNow-Client heraus vorhandene RPG-Funktionen oder direkte SQL-Abfragen auf Datentabellen benutzt.

Quelle: ML-Software GmbHDieser finale Meilenstein wurde nach weiteren vier Wochen an WEMAG übergeben, so dass das modernisierte GISA nach nur 10 Wochen für die internen Tests bereitstand. Mitte November fand die erste Präsentation vor Kunden statt. Aufgrund der positiven Resonanz werden Beta-Tests bei Kunden noch im November starten.

„Diese drei Projektbeispiele verdeutlichen den großen Nutzen, den die IBM i-Anwendungsmodernisierung für unsere Kunden bringt.“, erklärt ML-Geschäftsführer Torsten Klinge. „Das sind erstens schnelle Lösungen dank automatisierter UI/UX-Erzeugung, mit denen die bewährte Businesslogik weitergenutzt wird, zweitens die auf den Kunden zugeschnittenen Funktions- und Wertsteigerungen durch eigene Neu- und Weiterentwicklungen oder Integration von Drittanbieterkomponenten sowie drittens das überragende Nutzen-Aufwand-Verhältnis, mit dem der Kunde seine Ziele schnell und ohne Risiko erreicht.“

Jana Klinge

ML-Software GmbH