Der mobile Zugriff auf bestehende Anwendungen, die auf der IBM i-Plattform laufen, ist ein wichtiger Aspekt im Bereich der Software-Modernisierung. Dazu – und zu weiteren Fragen – haben vier Experten aus dem Bereich der Software-Entwicklung Stellung bezogen: Torsten Klinge, Geschäftsführer ML-Software GmbH, Jörg Hamacher, Geschäftsführer der S.M.Hartmann GmbH, Andreas Strietholt, Geschäftsführer Task Force IT-Consulting GmbH und Josef Grünbichler, Geschäftsführer der Toolmaker Advanced Efficiency GmbH.

Wer vor einem Modernisierungsprojekt seiner Legacy-Anwendungen(en) steht, der sieht sich mit vielen Wünschen der Anwender konfrontiert. Wenn es nach den Benutzern geht, sind elegantere und somit zu mehr Produktivität führende Funktionalitäten gefragt. Daher stellt sich die Frage, wie wichtig die Integration von Mobilgeräten, also der Zugriff via Smartphone und Tablets auf die Anwendungen, im heutigen Geschäftsumfeld ist.

Quelle: Toolmaker Advanced Efficiency GmbH

Josef Grünbichler

„Aus der Erfahrung der letzten zehn Jahre haben wir die Integration von Mobilgeräten nur als Randerscheinung bzw. Nice-to-have wahrgenommen“, gesteht Josef Grünbichler ein. „Im Gegensatz zu typischen Cloud-Anwendungen, bei denen das Motto ‚Mobile first‘ für die Entwicklung gilt, ist dies für Anwendungen, die bei unseren Kunden auf IBM i laufen, nach wie vor die Ausnahme.“

Dagegen ist das Argument Mobilzugriff für Jörg Hamacher sehr wichtig: „Wir erleben in den letzten Jahren einen Prozess digitalen Wandels, der gerade auch von der rasanten Verbreitung mobiler Endgeräte und der Notwendigkeit, Applikationen dafür zur Verfügung zu stellen, getrieben wird. Firmen, die auf die Stabilität und Sicherheit der IBM i setzen, bietet sich durch die Integration der mobilen Welt die Chance, über neue Wege Umsatz, Effizienz und Verfügbarkeit zu steigern – etwa durch Online-/Offline-Applikationen für den Außendienst, eigene Kundenplattformen, Webshops oder die Optimierung der Lagerprozesse.“ Das biete auch neue Möglichkeiten: die Nutzung gerätespezifischer Funktionen wie Scanner, Voice, Video und Foto oder durch Integration von Web-Diensten (z.B. Google Maps).

Quelle: S.M.Hartmann GmbH

Jörg Hamacher

„Ein Vorteil mobiler Anwendungen liegt zudem darin, dass sie ohne Aufwand von einem Server aus einer unbegrenzten Anzahl von Anwendern zur Verfügung gestellt werden können“, ergänzt Hamacher. Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass die mobile Welt ständig im Wandel ist: „Dies erfordert den permanenten Erwerb neuer Fähigkeiten in unterschiedlichsten Bereichen. Da ist es ein unschätzbarer Vorteil, wenn man ein Entwicklungs-Tool wie Visual LANSA einsetzt, das diese Fähigkeiten integriert.“

„Die mobilen Endgeräte gewinnen immer mehr an Bedeutung und bieten Lösungsmöglichkeiten, die mit klassischen Desktop-Anwendungen gar nicht realisierbar sind“, fügt Andreas Strietholt hinzu. „Im Bereich Social-Media sind Mobilgeräte überhaupt nicht mehr wegzudenken. Daher fällt beim Modernisierungskonzept der Integration von Mobilgeräten ein sehr hoher Stellenwert zu. Denn Prozesse wie mobile Kommissionierung, digitaler Vertragsabschluss, Echtzeit-Datenabwicklung und allgemeiner Zugriff auf die Daten von Remote sind heute an der Tagesordnung.“

Quelle: ML-Software GmbH

Torsten Klinge

„Um perspektivisch erfolgreich zu sein, müssen IBM i-Modernisierungsprojekte mehr Wert schaffen, als nur eine GUI für die bestehenden IBM i-Anwendungen, egal ob diese dann im Browser oder auf dem Desktop-PC läuft“ – so lautet das Creda von Torsten Klinge. „Prozessoptimierung und Integration sind dafür von entscheidender Bedeutung und können mit Mobilgeräten in vielfältiger Weise umgesetzt werden. Viele unserer Kunden setzen die iNow UI-Modernisierung genau dafür ein“. Damit lassen sich, so Klinge, klassische Listen und Formulare in Papierform durch Informations- und Eingabesysteme auf Tablets mit Zugriff auf DB2-Daten ersetzen. Dadurch erfolge die Informationsbereitstellung und -verarbeitung in Echtzeit und manuelle Arbeitsschritte werden eingespart.
„Auch zur Maschinensteuerung in Verbindung mit IBM i-Software setzen Kunden iNow-Apps auf Tablets mit Touchscreen ein“, gibt Klinge zu Protokoll. „In Kombination mit einem Handscanner bringt dies beim Picking im Lager Fehlerfreiheit und Beschleunigung der Prozesse.“

Diese Praxisbeispiele zeigen das enorme Potential, das in der Integration von Mobilgeräten steckt, so Klinge weiter: „Deshalb raten wir dazu, bei der Evaluierung von Modernisierungstechnologien unbedingt auch die Integrationsmöglichkeiten für mobile Geräte aber auch andere externe Datenquellen, Hard- und Software zu berücksichtigen. Selbst wenn dies kurzfristig in manchen Unternehmen noch nicht im Fokus steht, so führt zumindest mittelfristig aus unserer Sicht kein Weg an der Integration von Mobilgeräten vorbei und nicht jedes Modernisierungswerkzeug bietet die dafür notwendige technologische Basis.“

Grenzen von Open Source-Entwicklungs-Tools

Entwicklungs-Tools, die auf Open Source basieren, haftet bei machen immer noch ein Fragezeichen an, denn eine frei verfügbare Lösung könne doch nicht dieselbe Leistungsfähigkeit bieten wie eine kommerzielle Lösung. Doch ist diese Einschätzung noch zeitgemäß – wo liegen im Bereich der Anwendungsprogrammierung für die IBM i-Plattform die Grenzen von derartigen Werkzeugen?

Quelle: Task Force IT-Consulting GmbH

Andreas Strietholt

„Durch den Einsatz von Open Source auf der IBM i können die bisherigen technischen Grenzen endlich überschritten werden“, ist Strietholt überzeugt. „Das ist eine echte Herausforderung für jeden Entwickler, der sich dieser Aufgabe heute zwingend stellen muss.“

Die Task Force ist ebenfalls im Open Source Bereich z.B. mit dem RDi Plugin iSphere vertreten und über 130.000 Downloads belegen die Akzeptanz von Open Source Projekten für IBM i. „Unseren Kunden empfehlen wir den Einsatz von Node.js, denn hier wird über den Node Package Manager (NPM) ein Ökosystem mit fertigen Paketen bereitgestellt“, stellt Strietholt fest. „Auch hier wird eine Grenze für den klassischen RPG-Entwickler überschritten, denn mit Node.js lässt sich sehr elegant JavaScript mit RPG integrieren. Die heutige Grenze liegt aus meiner Sicht ganz klar beim Entwickler selbst und dort sollte das Unternehmen ansetzen, um diese Grenzen deutlich zu verschieben.“

„Entwickler, die auf IBM i tätig sind, stammen überwiegend aus der RPG-Welt und sind für den Alltag auf ILE-RPG und ILE –CL eingeschossen“, so lautet die Überzeugung von Josef Grünbichler. „Was man mit RPG, SQL und CL machen kann, setzen diese Entwickler auch um. Was mit RPG und CL nicht geht, wird entweder als Tool zugekauft oder aus der Open Source-Welt adaptiert. Die Tools aus der Open Source-Welt sind üblicherweise nicht in dem Ausmaß mit dem Betriebssystem IBM i verbunden und wie die nativen Sprachen.“

Auch die Weiterentwicklung der Open Source-Angebote werde nicht von IBM „verordnet und gesteuert“, sondern von den Menschen, die in der Open Source Community tätig sind, so Grünbichler weiter: „Ich sehe hier keine harten Grenzen, sondern eher die Frage nach der Betriebssicherheit und der Gewährleistung. Bei nativen IBM i-Produkten sorgt IBM dafür, dass Mängel behoben werden bzw. durch PTFs korrigiert werden. Im Open Source Umfeld muss der Entwickler selbst darauf achten, dass und wie er an Korrekturen und Erweiterungen kommt. Ich empfehle unseren Kunden, primär die auf IBM i verfügbaren nativen Werkzeuge zu nutzen, und sekundär die Open Source Angebote.“

„Open Source Tools haben in der Software-Entwicklung durchaus ihre Berechtigung. Der Kostenersparnis stehen aber Unsicherheiten bei der Gewährleistung, Wartung und Weiterentwicklung dieser Tools gegenüber, die bedacht sein sollten“, so schätzt Torsten Klinge die Situation ein. „Außerdem spielt das Thema Sicherheit hierbei eine große Rolle, da Open Source immer auch bedeutet, dass mögliche Schwachstellen von Hackern identifiziert und ausgenutzt werden können. Vielleicht können diese Nachteile im Bereich der internen Anwendungsprogrammierung in Kauf genommen werden, da im Notfall ein Ersatz durch andere Tools geringere Auswirkungen hat. Aber von dem Einsatz von Open Source Bestandteilen im Echtbetrieb von Anwendungen muss aufgrund der erheblichen Risiken gewarnt werden.“

Vor allem Sicherheitsbedenken sind für Klinge neben den fehlenden Support-, Wartungs- und Gewährleistungssicherheiten häufige Ursachen für das Nichtbestehen von Audits. „Zu bedenken sind auch die Folgen, wenn in Echtanwendungen genutzte Open Source Bestandteile eingestellt und nicht weiterentwickelt werden“, ergänzt Klinge. „Dieses Risiko ist bei Open Source Projekten in der Regel höher einzustufen und kann erheblichen Änderungsaufwand nach sich ziehen.“ Deshalb empfiehlt der Experte, hier auf eine strikte Trennung zu achten und sicherzustellen, dass im Falle der Nutzung von Open Source Tools in der Entwicklung im besten Falle keine Open Source-Bestandteile in der Echtanwendung zum Einsatz kommen.

Für Jörg Hamacher wird bei Open Source-Produkten meist nur ein Teilaspekt abgedeckt: „Spezialwissen ist erforderlich – ich denke da an Node.js, PHP, Perl, Python usw. Daher sind Entwicklungs-Tools, die auf einer viel breiteren Basis aufsetzen, klar im Vorteil.“ Schließlich gelte es ja auch, die native Programmierung und eine Menge Integrationswissen – wie Mailsupport, Webservice-Integration, verteilte Plattformen, etc. – abzudecken.

„Mit einer einzigen Entwicklungsumgebung, einer einzigen Sprache mit einheitlichen Befehlen, Funktionen und wiederverwendbaren Modulen komplette Anwendungen für IBM i, Web und PC zu erstellen, die einzelnen IT-Welten und -Plattformen miteinander zu verknüpfen, modernste Design- und Technologie-Anforderungen zu automatisieren, ohne dass der Programmierer Spezialwissen in Dutzenden von Teilbereichen benötigt – das ist State-of-the-Art und steigert die Performance bei der Entwicklung um ein Vielfaches“, betont Hamacher. „Tools wie Visual LANSA integrieren zudem sehr schnell neueste Technologien, so dass mit dem existierenden Programmier-Know-how auch die neusten Anforderungen erfolgreich zu meistern sind.“ (rhh)

ML-Software GmbH

S.M.Hartmann GmbH

Task Force IT-Consulting GmbH

Toolmaker Advanced Efficiency