Im Bereich der Software-Entwicklung sind moderne Lösungen gefragt – das eröffnet Modernisierungs- und Neuentwicklungsprojekten die Türen ganz weit. Doch dabei gilt es aufzupassen, denn durch „Nachlässigkeiten“ im Projekt kann Software entstehen, die vom Start weg schon das Attribut „legacy“ trägt.

Gehen IT-Abteilungen bei der Entwicklung von Software nicht konsequent und diszipliniert vor, schaffen sie Anwendungen, die vom Start weg teuer und aufwändig in der Pflege sind. Ein häufiger Schlendrian ist etwa das Vernachlässigen der Dokumentation.

Da ihre technische Funktionsweise dann nur schwer oder gar nicht zu verstehen ist, werden Aktualisierungen oder Erweiterungen der Software in der Folge erheblich verkompliziert. Das ist aber nicht die einzige Nachlässigkeit, die sich nachteilig auf eine Software auswirkt.

Als weitere Sorglosigkeiten gelten:

  • veralte Programmiersprachen, Betriebssysteme und Frameworks verwenden,
  • exotische Frameworks nutzen, die auch in der Open-Source-Community kaum Unterstützer haben,
  • Produkte nutzen, deren Supportende bereits angekündigt ist,
  • durch die ständige Wiederverwendung von Code-Schnipseln oder das Nutzen von Mehrfach-Vererbungen eine undurchsichtige Codes-Struktur schaffen,
  • keine Kommentare in den Code einfügen sowie
  • Code in grafisch orientierte Tools wie Talend integrieren. Dadurch werden die Grafiken unlesbar, weil sie zu viel Inhalt aufweisen oder können nur noch von jemandem verstanden werden, der Code lesen kann – und das ist gerade nicht im Sinne des grafischen Tools.

Aber nicht nur beim Schreiben der Software selbst, sondern auch in der begleitenden Kommunikation lauern Fallen. So ist etwa die Versuchung für Entwickler oft groß, mit der Fachseite nicht allgemeinverständlich, sondern mit vielen Fachbegriffen über die Software zu sprechen – und zwar, um sich selbst einen Expertenstatus zu verleihen. Verlässt der Entwickler dann das Unternehmen, weiß niemand mehr genau über die Software Bescheid.

„Durch Nachlässigkeiten – und auch Eitelkeiten – können Entwickler Software produzieren, bei der außer ihnen selbst niemand durchblickt“, sagt Nadine Riederer, CEO beim IT-Dienstleister Avision. „Einem Unternehmen kann das teuer zu stehen kommen. Denn man sitzt dann auf Software-Anwendungen, die genauso kompliziert und schwierig zu pflegen sind wie Legacy-Applikationen – ohne dass dafür erst viele Jahre ins Land ziehen müssen.“ (rhh)

Avision