Cyber-Kriminelle haben Wege gefunden, die gängige Methode SSH-Tunneling für ihre Zwecke zu nutzen. Als vorrangige Ziele von Kriminellen gelten SPAM-Verbreitung, Informationsdiebstahl oder das Kryptomining. Dazu werden ausgenutzte SSH-Server im Dark Web als Proxy-Pools angeboten.

Über SSH-Tunneling können Bedrohungsakteure SSH-Server als Slave-Proxy nutzen und Datenverkehr über ihn weiterleiten. Eine mehrmonatige Forschung von Aquas Research-Team „Nautilus“ ergab, dass Cyber-Kriminelle einen Weg gefunden haben, um SSH-Tunneling zu nutzen, um Proxy-Pools zu erstellen. Die Cyber-Kriminellen haben es dabei vornehmlich auf die Verbreitung von SPAM abgesehen, doch es wurden auch Hinweise auf Informations-Diebstahl oder Kryptomining gefunden.

Im Rahmen der Untersuchung fand das Team Nautilus zahlreiche Hinweise darauf, dass kompromittierte SSH-Server im Dark Web als Teil von Proxy-Pool-Paketen angeboten werden. Um SSH-Server zu kompromittieren, nutzen Cyber-Kriminelle unter anderem Brute-Force-Angriffe. Das Research-Team Nautilus konnte während Beobachtungen seiner SSH-Honeypots jedoch auch Kampagnen beobachten, die laterale Bewegungen zu SSH-Verbindungen durchführten.

Was ist SSH-Tunneling?

SSH-Tunneling ist eine häufig genutzte Methode, mit der sichere und verschlüsselte Netzwerkverbindungen zwischen zwei Servern hergestellt werden. So lassen sich Daten über ein nicht vertrauenswürdiges Netzwerk übertragen. Der Hauptzweck besteht darin, einen sicheren Kommunikationskanal zwischen einem lokalen und einem entfernten Host zu schaffen, der dann zum Tunneln verschiedener Netzwerkprotokolle und -dienste verwendet werden kann.

Durchschnittlicher täglicher Angriffstrend über einen Zeitraum von zwei Monaten auf einen einzelnen Honeypot, beschränkt auf SSH-Tunneling-Angriffe.

Cyber-Kriminelle haben verschiedene Ziele bei der Übernahme von SSH-Servern. Ein Anwendungszweck für Kriminelle ist die Verbreitung von SPAM, die normalerweise durch die Ausnutzung von Webanwendungen, Kontoübernahmen oder Malware erfolgt. Cyber-Kriminelle haben nun offenbar Wege gefunden, um SSH-Server zu kompromittieren und ihre SPAM-Kampagnen mittels SSH-Tunnelings über die kompromittierten SSH-Server ihrer nichtsahnenden Opfer abzuwickeln.

Des Weiteren haben es die Kriminellen auf Informationen auf den Servern abgesehen. Es wurden Domain-Lookup-Anfragen beobachtet, bei denen versucht wurde, „Whois“-Daten abzurufen, sowie Geolocation-Anfragen, bei denen Informationen über IP-Adressen gesucht wurden. Außerdem fielen API-Anfragen auf, die an verschiedene Dienste gerichtet waren, darunter auch die Steam-API. Steam ist eine Spiele-Website, und es scheint, dass diese Anfragen darauf abzielen, Informationen über verschiedene Nutzer zu sammeln. Auch Kryptomining-Aktivitäten und Script-Kiddies wurden beobachtet.

Warum sollte man über SSH-Tunneling besorgt sein?

Quelle: Aqua Nautilus

Englische Übersetzung einer Japanischen Mail: Die Angreifer fordern die Opfer auf, einen Benutzer zu ihrer „Line“-Anwendung hinzuzufügen, was zu weiteren betrügerischen Aktivitäten führt, die von einem Live-Betrüger durchgeführt werden, der das Opfer dazu zwingt, Geld zu überweisen.

Angreifer können über einen kompromittierten SSH-Zugang die vollständige Kontrolle über einen Server erlangen. Dies kann zu erheblichen Auswirkungen führen. So kann ein kompromittierter SSH-Server den Ruf einer IP-Adresse schädigen, was zu IP-Adresssperren führen kann, die den ausgehenden E-Mail-, Daten- oder sonstigen Verkehr unterbrechen.

Auch der Ruf eines Unternehmens kann durch die Assoziation mit betrügerischen oder bösartigen Aktivitäten leiden. Daher kann sich diese Art von Angriff auch ohne eine Datenverletzung negativ auf Unternehmen auswirken.

Wie kann man sich gegen die Übernahme von SSH-Servern mittels SSH-Tunneling schützen?

Wie immer gilt, dass bösartiges Verhalten so früh wie möglich erkannt werden sollte. Da es SSH-Tunneling auf SSH-Server abgesehen haben, die Teil der Cloud-native Infrastruktur eines Unternehmens sind, ist die Abwehr nur so gut, wie die Sicherheit der cloud-native Umgebung. Mithilfe einer Cloud Native Application Protection Platform (CNAPP) können sowohl Fehlkonfigurationen in SSH-Servern als auch bösartiges Verhalten erkannt werden. Dies sind weitere Empfehlungen, um die Sicherheit betroffener Umgebungen zu gewährleisten:

 

  • Verhindern Sie unnötigen SSH-Zugang.
  • Verwenden Sie Tools zur Netzwerküberwachung, um den ein- und ausgehenden Datenverkehr zu blockieren oder einzuschränken.
  • Verwenden Sie starke, eindeutige Passwörter oder eine schlüsselbasierte Authentifizierung für den SSH-Zugang.
  • Implementieren Sie eine Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA), um die SSH-Sicherheit zu erhöhen.
  • Überwachen Sie SSH-Protokolle auf ungewöhnliche Aktivitäten oder mehrfach fehlgeschlagene Anmeldeversuche.
  • Aktualisieren und patchen Sie SSH-Software regelmäßig, um bekannte Schwachstellen zu beseitigen.
  • Erwägen Sie die Verwendung einer auf SSH-Zertifikaten basierenden Authentifizierung, um die Sicherheit zu erhöhen.
  • Sie können das Tunneln von Ports leicht blockieren, indem Sie Folgendes ändern: „AllowTCPForwarding no“.

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