Oft totgesagt aber dank der neuen Roadmap und der Vorstellung des Power10-Prozessors lebendiger denn je: die IBM i. Auf die Frage zu den Marktchancen dieser Systemfamilie haben Experten von IBM Deutschland, der PROFI Engineering Systems AG, Roha Software Support GmbH, Task Force IT-Consulting GmbH und der Tech Data GmbH & Co OHG ihre Einschätzung abgegeben.
„Durch die 7-nm-Technology des Power10-Prozessors bleibt die IBM System i technologisch weiterhin marktführend“, ist Stefan Czemetschka überzeugt. Für den Vertriebsleiter bei der PROFI Engineering Systems AG bekommen die Anwender durch das Verschmelzen der klassischen IBM System i mit den Open Source Anwendungen eine einzigartig stabile, flexible und zuverlässige Plattform mit weiterhin sehr guten Marktchancen für die unternehmenskritischen Anwendungen zur Verfügung gestellt. „System i hat in Deutschland eine starke Kundenbasis, die nicht nur aus Mittelstandskunden besteht; viele Enterprise Kunden konsolidieren ‚high-volume-transactions‘ auf IBM i“.
Dieser Aussage stimmt Mag. Christian Fugina, Business Unit Manager und Prokurist bei der ROHA Software Support GmbH zu: „Auf gut Deutsch würde ich sagen: IBM i ist nicht umzubringen – und das in jeder Hinsicht und im wahrsten Sinne des Wortes. All jene, die mit diesem System arbeiten, wissen es nach wie vor zu schätzen. Die Weiterentwicklung hat nie aufgehört und das wird sie auch in Zukunft nicht. Wenn es um Verlässlichkeit, Ausfallsicherheit, Skalierbarkeit oder Performance geht – also um die solide Basis für Unternehmensanwendungen, so steht der Hochleistungsrechner IBM i außer Konkurrenz. Und das sicher auch in Zukunft.“
Verlässliche Roadmap
Für Andreas Strietholt ist vor allem die engagierte Roadmap ein wichtiges Argument für den weiteren Erfolg der IBM i: „Die Roadmap der IBM verspricht nach dem Motto ‚Schneller, Größer, Sicherer‘ einen guten Ausblick in die Zukunft. Gerade der Einsatz des neuen Power10 Prozessors gibt deutlichen Schub in der Performance.“ Für den Geschäftsführer der Task Force IT-Consulting GmbH ist die hohe Integrationsfähigkeit auf dem Baustein ein Garant: „Im Vergleich zu Power9 mit 8 Milliarden Transistoren sind unter Power10 sogar 18 Milliarden Transistoren möglich. Deutliche Verbesserungen im Bereich der Verschlüsselung geben Rückenwind für den Einsatz von hybriden Cloud Anwendungen, die sich heute schon leicht in bestehende Inhouse-Anwendungen integrieren lassen.“
„IBM i steht, glaube ich, außer Frage“, ist Peter Kindiger, System Engineer bei der Tech Data GmbH & Co. OHG, überzeugt. “IBM i steht nach wie vor ganz oben bei IBM auf der Roadmap, die sogar über das Jahr 2032 hinaus geht! Dass wir im Umfeld der IBM i ein Wachstum bekommen, sehe ich jedoch nicht – aber eine stabile Basis ist da.“
Was die Plattform angeht, die Power 9 bzw. die zukünftigen Power 10 Maschinen, sieht es nach seiner Einschätzung natürlich ganz anders aus: „IBM hat drei strategische Schwerpunkte für die Zukunft der IBM Power Maschinen auf die Beine gestellt: Diese sind Hybrid Cloud, Künstliche Intelligenz und Security. Hier wird IBM eine maßgebliche Rolle spielen.“
„Seit der Zusammenführung von System i und p in 2008 ist IBM i ein Betriebssystem, das man als Weiterentwicklung von OS/400 und i5/OS ansieht. Die Systemfamilien AS/400 wurde durch IBM eServer iSeries abgelöst und diese wiederum später von i5 bzw. System i. Mancher würde das wohl als Erbsenzählerei o.ä. betrachten und klar, um IBM i einsetzen zu können, benötigt man zwangsläufig immer ein IBM Power System“, bringt es Dr. Wolfgang Rother auf den Punkt. Für den Senior Solution Sales Professional und Solution Representative, Brand Specialist Power Systems bei der IBM Deutschland ist dieses Argument immens wichtig, profitiert doch auch IBM i von den anderen auf IBM Power Systemen unterstützten Betriebssystemen AIX und Linux. Linux steht hier stellvertretend für verschiedene Distributionen, die entweder offiziell supportet oder eben „nur“ auf Power Servern lauffähig sind.
Komplementäre Technologien
Um einige Beispiele zu nennen, gibt Rother zu bedenken, dass das VIOS auf AIX basiert, ebenso wie die PASE-Umgebung in IBM i. „Die 32- und 64-Bit Java Virtual Machine wurde ebenfalls von AIX übernommen. Open Source Software kommt aus dem Linux Umfeld und muss ggf. an die jeweilige Plattform angepasst, aber zumindest meist neu kompiliert, werden. IBM i macht sich auch hierbei die Portierungen auf die PowerPC Architektur zunutze“, ergänzt der IBM-Experte.
„AIX und Linux treiben die Power Virtualisierungs-Technologie voran, auch wenn die iSeries Ende der 1990er Jahre diesbezüglich mal die Nase vorn hatte. Gäbe es IBM i in der Cloud ohne IBM PowerVC? Vermutlich nur als Bare Metal Server und nicht als skalierbaren Power Virtual Server mit einem automatisiertem Deployment und einem Pay-per-use Bezahlungsmodell“, so Rother weiter.
Gerade durch diesen Ansatz von einer gemeinsam genutzten IBM Power Systemfamilie für die drei Betriebssysteme können nach seiner Überzeugung Entwicklungen in AIX und Linux leichter auf IBM i übertragen werden. Gleichzeitig sinken die Entwicklungskosten, da nun nicht mehr in drei verschiedene Systemarchitekturen investiert werden muss. Die Spezifika der Betriebssysteme allerdings bleiben und die Testserien bei der Einführung neuer Funktionen ebenfalls, aber Sparpotential ist vorhanden.
„Große AIX-Datenbanksysteme, sowie SAP HANA und S/4HANA werden häufig auf IBM Power Enterprise Systemen eingesetzt. Auch IBM i gibt es heute auf E980 Systemen, aber würde sich deren Entwicklung allein für IBM i Workload betriebswirtschaftlich rechnen?“, stellt Rother zur Diskussion. „Über die Roadmap der IBM Power Systeme muss man sich kaum Gedanken machen. Alle 3 bis 4 Jahre zeigt IBM neue Prozessortechnologie auf deren Basis etwa ein Jahr später neue Servermodelle vermarktet werden. Seit dem Sommer 2020 kennen wir Details des POWER10-Chips. Modelle sind daher in 2021 zu erwarten. POWER11 ist in Planung. Diese Roadmap der IBM Power Systemfamilie ist somit weiterhin stabil.“
Die Zukunft von IBM i als Betriebssystem
Das Betriebssystem IBM i wird kontinuierlich verbessert und das bezieht sich nicht nur auf den Support neuer Hardware. „Zum Beispiel ermöglichen die in 2020 neu zur Verfügung gestellten NVMe-Adapter kostengünstig schnelle I/Os, wo doch gerade I/Os so wichtig für eine gute IBM i Performance sind“, argumentiert Rother weiter.
Die Planungen für IBM i reichen mittlerweile schon über 2030 hinaus. „Damit IBM i-Benutzer schneller von Neuerungen profitieren können, kommen seit IBM i Version 7 jedes Jahr zwei Technology Refreshs für die beiden aktuellsten Releases. Schwerpunkte liegen dabei in Datenbankfunktionalität, Sicherheit, Verfügbarkeit und den Programmiersprachen, um nur einige zu nennen. In Bezug auf die Integration von Open Source und offenen Schnittstellen wird ebenfalls großer Wert gelegt, weil viele neuen Optionen in der Anwendungsentwicklung und -integration darauf basieren“, erläutert Rother, wirft aber auch eine Frage auf: „Aber was nützt der schnellste Computer, wenn es zu wenig Workload dafür gibt.“
Dazu liefert er auch selbst die Antwort: „Workload, die man heute unter IBM i betreiben kann, gibt es reichlich, nicht nur modernisierte AS/400-Anwendungen. Oft wissen Anwender aber gar nicht, dass sowas überhaupt mit oder auf IBM i genutzt werden kann oder man zieht es von vorn herein nicht in Betracht. ISV werden gebraucht, um neue Lösungen bereitzustellen oder bestehende zu erweitern. Das Work Management ist einzigartig und IBM i ist für I/O intensive Workload konzipiert. Warum nicht davon profitieren?“
Nach seiner Meinung hängt es hängt letztendlich von der Nutzung der Architektur ab, ob die positiven Aussichten auch zu einer glanzvollen Zukunft von IBM i führen. Wenn zu wenig Workload unter IBM i, oder Power Systemen insgesamt, läuft, sei es immer schwerer, Investition in diese Infrastruktur als betriebswirtschaftlich sinnvoll darzustellen. Allerdings sei die von IBM i geschätzte ‚Rückwärtskompatibilität‘ heute in einigen Unternehmen mehr Fluch als Segen und verhindert teilweise auch Reinvestitionen in die IBM i Lösungen selbst. Und somit liege das Schicksal von IBM i in der Hand seiner Nutzer. (rhh)
IBM Deutschland