In einer Schlussrunde haben „unsere“ vier Experten aus dem Bereich der Software-Entwicklung noch einen Ausblick auf den Stellenwert der Software-Entwicklung und die Digitalisierung im IBM i-Umfeld gegeben. Mit von der Partie waren: Torsten Klinge, Geschäftsführer ML-Software GmbH, Jörg Hamacher, Geschäftsführer der S.M.Hartmann GmbH, Andreas Strietholt, Geschäftsführer Task Force IT-Consulting GmbH und Josef Grünbichler, Geschäftsführer der Toolmaker Advanced Efficiency GmbH.
„Was bedeutet der digitale Wandel für Unternehmen, die mit IBM i arbeiten?“—so lautete die Einstiegsfrage an Jörg Hamacher: „In erster Linie bedeutet es für mich, auf der IBM i zu bleiben – und nicht, dass Unternehmen zwingend auf eine Windows- oder Cloud-Umgebung umstellen müssen. Ich denke wirklich, dass digitale Transformation bedeutet, die Power der IBM i zu nutzen.“
Nach seiner Einschätzung ist die IBM i eines der leistungsstärksten, zuverlässigsten und stabilsten Systeme überhaupt, daher wäre es ein Fehler, sich von einer solchen Stütze zu lösen: „Stattdessen sollten durch den Einsatz moderner Low-Code-Entwicklungsplattformen wie Visual LANSA neue Technologien mit IBM i-Funktionen kombiniert werden, um moderne Web-Anwendungen zu erstellen, die genauso sicher, wenn nicht sogar sicherer sind als jede andere App auf dem Markt und genauso schnell, wenn nicht sogar schneller als viele Cloud-Lösungen.“
Mittlerweile sei man an einem Punkt angelangt, an dem ‚digitale Evolution‘ ein besserer Begriff ist als ‚digitale Transformation‘, so Hamacher weiter: „Ich denke, der Wandel hat nahezu jedes Unternehmen in irgendeiner Form erreicht, aber jetzt hält er mit den digitalen Trends und Technologien Schritt und entwickelt sich mit ihnen weiter. Ich denke, die IBM i sollte im Mittelpunkt dieser digitalen Evolution stehen.“
Zukunftsfähigkeit und Perspektive
In ein ähnliches Horn stößt Torsten Klinge, steht für ihn doch ein Punkt ganz oben auf der Agenda. Er hält die Frage „Wie gelingt bei IBM i-Modernisierungsprojekten die Absicherung für die Zukunft und die Gestaltung einer erfolgreichen Perspektive?“ als Kernkomponente und hat auch gleich die Antwort parat: „Um die Zukunftssicherheit zu erhöhen, ist die Verwendung von Industriestandard zu empfehlen. Entscheidend ist jedoch, auf die richtigen Standards zu setzen. Stellen Sie sich deshalb immer die Frage, wofür ein Standard geschaffen wurde und verwenden Sie ihn in diesem Sinne. Ein alternativer – zweckentfremdeter – Einsatz ist unter Umständen zwar möglich, stößt aber schneller an funktionale Grenzen und ist mit höheren Aufwänden in der Entwicklung und/oder Wartung verbunden.“
Um zum Beispiel Business-Lösungen im Browser zur Verfügung zu stellen, biete der RDP-Standard mehr Sicherheit, Zuverlässigkeit und Performance als z.B. HTML, das für die Bereitstellung und Veröffentlichung von Informationen im Browser konzipiert und entwickelt wurde. Ebenso spielen nach seiner Erfahrung die gute Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal bei der Technologiewahl eine wichtige Rolle: „Für etablierte und weit verbreitete Technologien wie.NET, C# oder Java lässt sich schon heute viel einfacher Personal finden als für RPG- und COBOL. Eine Kombination von IBM i und .NET-Welt ist daher aus unserer Sicht ein Garant für Zukunftssicherheit.“
Für die Wahl des richtigen Modernisierungswerkzeug sollten, so Klinge weiter, Aspekte wie Leistungsfähigkeit und Flexibilität aber auch Plattform- und Geräteunabhängigkeit für die modernisierten Lösungen betrachtet werden:; „In Zusammenarbeit mit einen zuverlässigen und erfahrenen Modernisierungspartner gelingen auch der Entwurf einer zukunftsorientierten Systemarchitektur für die IBM i-Modernisierung und deren erfolgreiche Umsetzung.“
Expertise und Skills
Das Thema Expertise spielt auch bei der Argumentation von Josef Grünbichler eine tragende Rolle: Es müsse geklärt sein, ob es im deutschsprachigen Raum ausreichend geschultes Personal und Know-how gibt, damit Programmierung von moderner Software im RPG-Umfeld noch klappen kann.
„Wenn ich an die vielen Schulungsteilnehmer denke, die ich in den letzten zehn Jahren in Schulungen mit Frau Hauser gesehen habe und auch die vielen anderen Entwickler, denen ich auf den POW3R-Messen begegnet bin, muss ich die Frage eindeutig bejahen. Natürlich gehen mehr in Rente als nachkommen, aber das ist eigentlich kein Problem, denn die heutige Zeit sieht auch anders aus.
Nach seiner Einschätzung gibt es deutlich weniger Unternehmen, die ihr ERP selbst programmieren und mehr Firmen, die Standardsoftware einsetzen. Also brauche es weniger Entwickler im IBM i-Umfeld. Zudem präsentieren sich die Werkzeuge und Methoden für die Software-Entwicklung heute ganz anders als vor 20 bis 30 Jahren, so Grünbichler weiter: „Das bedeutet, dass oft nur noch zehn Prozent an Code, d.h. Arbeitszeit, zu erstellen bzw. zu pflegen sind. Und dank der Nutzung von geprüften Komponenten muss man auch nicht jedes Feature von vorne bis hinten selbst testen.“
Nach seiner Meinung gibt es ein Werkzeug für IBM i-Entwickler, das viele Vorteile in sich vereint: RPGWX. „Dabei handelt es sich um eine Erweiterung mit über 100 neuen Funktionen, die RPG zu einer Web-Anwendungssprache machen und mit der RPG-Entwickler ihren Codier-Aufwand tatsächlich auf 10 Prozent reduzieren können. Zusammen mit der passenden Server-Umgebung – Stichwort WOPiXX –, die auf IBM i läuft, stehen auf einen Schlag so viele Möglichkeiten offen, dass man von einem Quantensprung sprechen kann. Eine komplette Dialoganwendung ist dann binnen weniger Tagen statt Wochen erstellt. Mit RPGWX lassen sich vor allem kaufmännische Browser-Anwendungen für den modernen Betrieb lokal oder in der Cloud erstellen.“
Aufgrund der Kombination aus diesen Aspekten kommt Grünbichler zu dem Schluss, dass die Chancen sehr gut stehen, dass das Fachwissen der IBM i-Entwickler nur noch um die neuen Möglichkeiten in RPG und SQL erweitert werden müssen: „Dann haben wir wieder eine sehr wettbewerbsfähig Truppe und eine sehr wettbewerbsfähige Situation bei den Anwendungen, die dem Mittelstand – auch in der Cloud – zur Verfügung stehen. Jetzt einsteigen und richtig modernisieren statt billiger Oberflächenverschönerung lohnt sich für Jahrzehnte!“
Moderne Werkzeuge gehören dazu
Für Andreas Strietholt ist allerdings noch eine wichtige Frage zu klären: „Was machen Entwickler heute ohne den Einsatz moderner Werkzeuge?“ Hier sieht der Experte aus dem Haus Taskforce Probleme auf Unternehmen zukommen: „Denn das Thema Generationskonflikt lässt sich ohne moderne Tools und Entwicklungskonzepte nicht lösen. Die junge Generation wird durch klassische 5250-Werkzeuge wie PDM definitiv nicht angesprochen. Der Nachwuchs arbeitet mit RDi, ist offen für moderne Plug-ins und hat viele Kompetenzen in Bereich wie etwa Javascript. Wenn ein Unternehmen sich diese Vorteile sichern will, muss es handeln und sich diese Technologie mit Node.js ins Haus holen. Damit lassen sich vorhandene RPG-Anwendungen und Node.js bestens integrieren. Unser Kunde Hörmann in Werne hat genau diesen Weg bereits sehr erfolgreich umgesetzt.“ (rhh)