Ob in der Kunstszene, im Kampf gegen den Klimawandel oder der Industrie 4.0: Immer öfter ist in den verschiedensten Bereichen von dem Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) die Rede. Aber gerade in Umfeldern, die eng mit dem Menschen verwoben sind, wird der Einsatz von künstlicher Intelligenz oft kritisch gesehen. Das betrifft auch den Einsatz von KI im Personalwesen, dabei eröffnen sich gerade hier Vorteile für die Personalabteilungen und die Mitarbeitenden. Aber wie weit ist der Einsatz von KI im Personalbereich bereits fortgeschritten?

Der Begriff der künstlichen Intelligenz wird oftmals inflationär für alle Technologien genutzt, die vermeintlich selbstständig agieren können. Im Alltag zählen dazu meist Anwendungen wie Chatbots oder ein Schachcomputer, der als virtueller Gegenspieler seine Züge scheinbar intelligent bestimmt. „Die Vorhersage von Daten ist noch keine künstliche Intelligenz“, weiß Uwe Klappich, Director R&D und IT bei SD Worx.

„Schachcomputer greifen beispielsweise nur auf eine große Menge an Daten zurück, um so den Spielzug zu wählen. Auch Chatbots basieren auf Datenbanken, lernen aber ebenso wie ein Schachcomputer nicht dazu und treffen keine selbstständigen intelligenten Entscheidungen.“ Als echte KI werden dagegen Systeme definiert, die jeden Tag dazu lernen, indem sie Datenmuster erkennen, so neue Daten generieren und auf deren Grundlage die optimale und logische Entscheidung treffen. „Momentan sollten wir in den meisten Fällen also eher von einer Assistenz als einer autonomen künstlichen Intelligenz sprechen“, meint Klappich.

Vielfältige Einsatzgebiete

Oftmals handelt es sich somit um Technologien, die Aspekte der künstlichen Intelligenz nutzen, dafür aber noch nicht auf selbstständige Lern- und Entscheidungsprozesse zurückgreifen. Ein Blick in die Personalabteilungen deutscher Unternehmen zeigt jedoch, dass diese Helfer bereits an vielen Stellen zum Einsatz kommen und vielfältige Einsatzgebiete haben können. So können Systeme schon heute für die Überprüfung von Lohn- und Gehaltsrechnungen auf Unregelmäßigkeiten, doppelte Kontonummern oder sogenannte Karteileichen eingesetzt werden.

Das ist besonders für kleine und mittelständische Unternehmen interessant, da sie so auf Tools von Dienstleistern zurückgreifen können, um KI-ähnliche Technologien zu nutzen. Auch bei der Entlastung der Personalverantwortlichen im Recruiting-Prozess können diese Technologien die Arbeit erleichtern, betont Uwe Klappich: „In großen Unternehmen sehen wir eine Trendbewegung hin zu unterstützenden Technologien. Diese können beispielsweise im Bewerbungsprozess in Form eines Chatbots genutzt werden, um die Personalverantwortlichen zu entlasten und so die erste Stufe der Bewerbung für beide Seiten zu vereinfachen.“

Einen weiteren Vorteil zeigt der Einsatz im Einzelhandel auf. Dort können auf Basis der Wetterdaten und anderer erhobener Datenmengen fundierte Einschätzungen zum Personalaufwand getroffen werden, um das Geschäft bestmöglich zu besetzen und den Personaleinsatz zu optimieren.

Im War for Talents überzeugen

Der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeitende wird durch den stetig wachsenden Fachkräftemangel für Unternehmen zunehmend zur Herausforderung. KI-ähnliche Lösungen bieten viele Chancen, um diesem ansteigenden Konkurrenzdruck optimal zu begegnen. „Insbesondere für das Recruiting-Verfahren ergeben sich viele Vorteile“, erläutert Jurgen De Jonghe, Portfolio Manager Data & Insights bei SD Worx. „Wenn wir anhand von Daten beispielsweise feststellen können, auf welchen sozialen Kanälen Talente besonders offen für Jobangebote sind oder die Regionen herausfiltern, können wir sie viel passgenauer ansprechen und die Suche genauer ausrichten.“

Bei bestehenden Mitarbeitenden steht dagegen eher die Bindung an das Unternehmen und ihre Zufriedenheit im Vordergrund. Chatbots bieten eine unkomplizierte Möglichkeit für Befragungen innerhalb der Belegschaft, um die Stimmung im Unternehmen einzufangen und auszuwerten. Das ermöglicht es HR-Verantwortlichen, auf mögliche Probleme schnell zu reagieren.

Den Weg in die Zukunft ebnen

Obwohl schon eine Reihe von Assistenztechnologien ihren Weg in die deutschen Personalabteilungen gefunden haben, ist eine echte künstliche Intelligenz in den meisten Fällen noch eher Zukunftsgedanke als Realität. „Es wird noch Jahre dauern, bis die künstliche Intelligenz in Personalsachen so weit ist, dass sie uns Entscheidungen abnehmen kann. Insbesondere die hohe Rechenleistung, die für eine echte KI benötigt wird, ist eine Herausforderung. Aber auch die momentan existierenden Lösungen können Personalverantwortlichen durchaus einen Mehrwert bieten. Sie sind wie ein Auge mehr – quasi ein erweiterter Sinn und damit schon heute sehr nützlich für die Personalarbeit“, betont Uwe Klappich abschließend. (rhh)

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